Vermutlich würde es bald niemanden mehr wundern, wenn in diesen Tagen rund um die katholische Kirche in Tengen Schilder wie „Jerusalem“ zu sehen sind. Oder wenn es aus dem Pfarrheim heraus nach Gewürzen duftet. Oder wenn man kleine Gruppen Menschen zwischen Kirche und Pfarrheim sieht. Grund dafür ist der Ostergarten. Gemeindereferentin Judith Müller weiß mehr.

Auf Nachfrage, warum der Ostergarten so beliebt ist, sagt sie: „Ich denke zum einen, weil schon der Name selbst sehr einladend klingt und nach den grauen Wintertagen die Sehnsucht nach Frühling weckt.“ Zum anderen würden Menschen aber auch andere Zugänge zur christlichen Botschaft suchen. Durch diese Form der Verkündigung mit allen Sinnen würden sie Vieles besser verstehen. Somit könnten sie die Osterbotschaft auch mit ihrer eigenen Lebensgeschichte verknüpfen.

Gemeindereferentin Judith Müller war in den Wochen vor Ostern mit dem Tengener Ostergarten stark gefordert.
Gemeindereferentin Judith Müller war in den Wochen vor Ostern mit dem Tengener Ostergarten stark gefordert. | Bild: Uli Zeller

Weiter erläutert die Gemeindereferentin: „Veranstalter sind die Seelsorgeeinheiten Tengen und Oberer Hegau – unterstützt werden wir auch von evangelischen Mitchristen.“ Dieses Jahr seien rund 1000 Besucherinnen und Besucher durch den Ostergarten geführt worden. Morgens sei der Ostergarten von vielen Kindergärten der näheren und weiteren Umgebung besucht worden. Für sie habe es extra Kinderführungen mit Pauline, dem kleinen Schaf, gegeben.

Die Tengener Kita St. Vinzenz befindet sich in unmittelbarer Nähe des Ostergartens im Tengener Pfarrheim. Vier Gruppen aus der Einrichtung haben den Ostergarten in diesem Jahr bereits besucht. „Die Kinder waren durchweg begeistert. Es ist noch kindgerechter als in den letzten Jahren“, berichtet Sigrun Korynta, Leiterin der Tengener Kindertagesstätten.

Viele Menschen wirken beim Ostergarten mit

Die Kinder seien praktisch einbezogen worden. Beispielsweise hätten sie an einer Stelle die Hände gewaschen, gegessen, Füße gewaschen – immer in Bezug zu den Begebenheiten rund um die Auferstehung. „Pädagogisch war der Ostergarten auf einem hochwertigen Niveau“, lautet das Fazit von Erzieherin Maria Papandrafilli. Der Auferstehungsraum habe besonders beeindruckt. Dort sei es hell gewesen und die Kinder hätten getanzt, so Papandrafilli.

Noch viele weitere Menschen habe der Ostergarten angesprochen. „Neben vielen Kommunionsgruppen aus der Region waren auch Seniorengruppen zu Gast – bis auf zwei Stationen ist unser Ostergarten rollstuhlgerecht. Von den nicht zu erreichenden Stationen haben wir große Fototafeln zur Ansicht“, beschreibt Gemeindereferentin Judith Müller die Bestrebung, für alle Besucher eine Lösung zu bieten.

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Es habe viele berührende Begegnungen, Gespräche und Austausch gegeben. Ein junger Mann im Rollstuhl habe etwa an der Palmsonntagsstation gesagt: „Wenn Jesus auf einem Esel reitet, dann ist er auch mit uns Rollstuhlfahrern auf Augenhöhe.“

Im Hintergrund seien wieder über 100 Helferinnen und Helfer im Einsatz gewesen. Beim Aufbau und den Führungen zum Beispiel. Sie seien aus verschiedenen Gruppierungen und Berufen gekommen. „Jedes Jahr werden wir mit neuen Ideen überrascht. Mittlerweile ist eine richtige Ostergartengemeinschaft entstanden, die sich auch gegenseitig im Gebet trägt und stärkt“, so Müller.

In diesem Jahr sei der Ostergarten mit Requisiten des früheren Ostergartens in Tuttlingen bereichert worden. Besonders erfreulich sei gewesen, dass Jürgen Zimmermann aus Büßlingen eine ganz persönliche Führung angeboten werden konnte. „Verdanken wir doch ihm und seinem großen Requisitenschatz aus den ehemaligen Büßlinger Passionsspiele unzählige Gegenstände“, so Müller.

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Die Leidensgeschichte werde aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt, dieses Jahr etwa aus Sicht der Maria aus Magdala. Dazu die Gemeindereferentin: „Es ist uns wichtig, auch historische Hintergründe der damaligen Zeit in den Blick zu nehmen und gleichzeitig eine Brücke ins Heute zu bauen.“ Diese uralte Erzählung von Dunkel und Licht, tiefstem Leid und kraftvoller Freude – sie habe bis heute nicht an Aktualität verloren und könne uns für unseren eigenen Lebensweg Hoffnung und Ermutigung schenken.

Der Eröffnungsgottesdienst stand unter dem Motto: „You‘ll never walk alone“ (zu deutsch: Du wirst niemals alleine laufen), dementsprechend habe man im Ostergarten auch verschiedene bunte Fußspuren gefunden: „Wohin Dich Dein Weg auch führt – Jesus ist an Deiner Seite.“