Bei der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) in Singen mit weiteren Standorten in Überlingen und Konstanz geht eine Ära zu Ende. Hans-Michael Jung wurde kürzlich nach 16 Jahren als Leiter und insgesamt 36 Jahren im Team der Beratungsstelle in den Ruhestand verabschiedet. Wegbegleiter dankten Jung für seine ruhige und besonnene Art. Mit Dankbarkeit, Wehmut und Freude beginnt Jung nun einen neuen Lebensabschnitt.
Bettina Zenner, Diözesanbeauftragte und Leiterin der Diözesanstelle, lobte Hans-Michael Jung in einem schriftlichen Grußwort als Teamworker und beschrieb ihn als ausgeglichen, konziliant, charmant und aufmerksam. „Ich habe seine Kompetenz und seine ruhige, besonnene Art sehr geschätzt“, so Zenner. Sein Team habe er unaufgeregt und umsichtig geleitet. „Er hat die Akzeptanz- und Commitment-Therapie geschätzt und in die Arbeit implementiert“, so Zenner.
Auch Richter baten ihn um Hilfe
Die Arbeit war von Konflikten anderer geprägt: Menschen mit Problemen in der Partnerschaft waren die häufigsten Klienten in der Beratungsstelle, erinnert sich Jung. Besonders herausfordernd sei es gewesen, wenn es sich um hochstrittige Paare gehandelt habe. Da sei es auch vorgekommen, dass sie in einem laufenden Scheidungsverfahren vom Richter geschickt werden, weil er weder dem einen noch dem anderen in seinem Urteil gerecht werden kann.
Auch die Familienberatung war ein wichtiger Aspekt. „Aber es geht nicht um Erziehungsberatung, dafür gibt es andere Institutionen. Daher würde ich es eher Generationenberatung nennen“, so Jung. Das seien beispielsweise Familien, in denen es unter erwachsenen Geschwistern Probleme gibt – wenn sie zum Beispiel gemeinsam einen Betrieb führen. Oder es kamen Eltern mit ihren erwachsenen Kindern.
Die männliche Sichtweise wird fehlen
Doch Jung setzte dabei auf die Akzeptanz- und Commitment-Therapie. Diese Form der Weiterentwicklung der Verhaltenstherapie, in der man Dinge loslässt, die sich nicht ändern lassen, wurde auch bei den Abschiedsworten seiner Team-Kolleginnen immer wieder erwähnt. Monika Pätzel dankte Jung im Namen des Teams. „Er war präsent, seine Tür war immer offen und er war ein kompetenter und empathischer Berater“, so Pätzel. „Seine männliche Sichtweise wird uns fehlen“, ergänzte Angelika Graf.
Denn mit Hans-Michael Jung geht nun der einzige Mann im Team in den Ruhestand. Wobei Dekan Matthias Zimmermann dies auch erwähnte und ergänzte: „Frauen machen es sehr gut und sie ersetzen mehrere Männer.“

Größte Beratungsstelle der Erzdiözese Freiburg
Hans-Michael Jung dankte allen für die wertschätzenden Worte. In der Zeit des Abschieds vom Berufsleben nannte er drei besonders starke Gefühle, die ihn beschäftigen. Er empfinde vor allem Dankbarkeit, aber auch Wehmut und Freude über die nun bevorstehende freie Zeit für andere Dinge wie Familie, Sport, Reisen oder Lesen. „Ich danke meinem fantastischen Team“.
Ohne dieses Team wäre die EFL nicht zu dem geworden, was sie heute ist, nämlich die größte Beratungsstelle in der Erzdiözese Freiburg. „Es war mir eine Ehre, mit so talentierten und leidenschaftlichen Menschen zusammen zu arbeiten“, so Jung.
Das ist die Nachfolgerin
Dekan Matthias Zimmermann führte bei diesem Anlass offiziell die Nachfolgerin Susanne Strobel-Seiler ein. Sie hat die Leitung der Beratungsstelle nach 13 Jahren als Stellvertreterin von Hans-Michael Jung schon Anfang Januar 2025 übernommen.
In seiner Ansprache blickte Dekan Matthias Zimmermann auch kurz auf die Statistik der Beratungsstelle. Im Jahr 2023 hatte die EFL mit zehn Beratern an drei Standorten insgesamt 5478 Stunden beraten. Dabei wurde 1053 Menschen geholfen. Insgesamt hätten 3308 Einzelgespräche, 138 Videochats und 130 Gruppengespräche stattgefunden.
Es stehen große Umstrukturierungen an
Im Zuge der Kirchenentwicklung 2030, die mit großen Umstrukturierungen und Bildung neuer Pfarreien einher geht, habe man den Rückhalt von Seiten der Erzdiözese, dass die EFL-Beratungsstellen als weiterhin notwendig angesehen werden, sagte Zimmermann am Rande. Zur Erklärung: die künftige Pfarrei Herz Jesu Singen bildet sich in dieser Umstrukturierung aus 36 Pfarreien der bisherigen Seelsorgeeinheiten Aachtal, Gottmadingen, Hohenstoffeln-Hilzingen, Mittlerer Hegau, Oberer Hegau, Singen und Tengen Bernhard von Baden. Die neue Pfarrei umfasst dann rund 47.000 Katholikinnen und Katholiken.