Die Planunterlagen hängen seit zwei Wochen im Rathaus aus. Der Öffentlichkeit wurden die Ergebnisse der Mehrfachbeauftragung am vergangenen Mittwoch im Rahmen einer Einwohnerversammlung präsentiert. Das zu bebauende Areal umfasst rund 4000 Quadratmeter. "Der Standort im Herzen der Gemeinde mit Rathaus, Kirche und Dorfladen in der Nähe ist eine sehr gute Grundlage für das Wohnen im Alter", sagte Groß.
Eine Vorgabe an die Architekten war, dass das Bauprojekt in Abschnitten realisierbar sein soll, also nicht in einem Rutsch durchgezogen werden muss. Im Auslobungstext wurde bewusst offen gelassen, ob die bestehende Hofstelle abgerissen oder erhalten werden soll. Alle fünf Büros entschieden sich für Abriss und Neubau. Ein Bewertungsgremium bestehend aus den Gemeinderäten Peter Atzenhofer, Berthold Baumann, Gerhard Braun, Manfred Demmer, Konrad Jäger und Gieslar Klaiber, Bürgermeister Ralph Gerster, Roland Groß, Peter Beck (Vincent Service), Engelbert Sittler (Nachbarschaftshilfe) und Raimund Blödt (neutraler Sachverständiger für Städtebau und Architektur) hat vorab die Pläne beurteilt und eine Empfehlung ausgesprochen.
Zudem wurden die Entwürfe bereits in einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung diskutiert. Bei der Einwohnerversammlung stellte Groß nun die Pläne der Büros Haefele (Tübingen), Kolberg (Überlingen), Strobel (Herdwangen-Schönach), Löffler (Sigmaringen) und Schaudt (Konstanz) im einzelnen vor und erläuterte die Grundrisse. Das Architekturbüro Strobel war das einzige, das einen Gesamtbaukörper vorgeschlagen hatte, alle anderen planten mit mehreren Gebäuden.
"Es handelt sich nicht um einen klassischen Pflegeheimbau", machte Beck deutlich. "Wir haben es mit neuen Wohn- und Lebensformen zu tun, die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt." Er erläuterte den Mix der Wohnformen: Zur ambulant betreuten Wohngemeinschaft, dem Service-Wohnen sowie dem betreuten Wohnen für Jung und Alt kommen eine Mehrzweck-Gemeinschaftseinrichtung und Flächen für Dienstleister hinzu.
Nach den Erläuterungen konnten sich die Bürger zu Wort melden. Ein Zuhörer wollte wissen, ob Einheimische beim Erwerb der Wohnungen Vorrang haben, was Beck bejahte. Der Appell eines Zuhörers, die landwirtschaftliche Optik nicht ganz aufzugeben, erntete Beifall. Favorisiert wurden in der Runde die Satteldach-Varianten. Ein Pultdach passe nicht in die Umgebungsbebauung.
Gleich im Anschluss an die Einwohnerversammlung fand eine Gemeinderatssitzung statt. Bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung beschloss das Gremium, das Konstanzer Büro Schaudt Planer mit der Planung zu beauftragen. Das Ensemble besteht aus zwei Wohngebäuden mit drei beziehungsweise zwei Geschossen und einem eingeschossigen Mehrzweckbau. Als Pluspunkte wurde die Anordnung der Gebäude, die vollwertige Sicht in Richtung Dorfplatz, das Vorhandensein weniger Flurflächen und die helle, offenen Wohnsituation genannt. Im Herbst sollen Fördermittel aus dem ELR-Programm beantragt werden. Erste Baumaßnahmen könnten, laut Bürgermeister Gerster, 2018 beginnen.
Zum Hintergrund
- Die ambulante betreute Wohngemeinschaft (Pflegewohngruppe) für maximal zwölf Personen steht unter dem Gedanken, dass Senioren noch möglichst selbstbestimmt und in einem häuslichen Umfeld wohnen können. Es gibt einen professionellen Pflegebereich, so dass für jeden Pflegegrad die entsprechende Pflege angeboten werden kann. Diese Betreuungsart ist das Herzstück der Seniorenanlage. In der Auslobung wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich nicht um ein Pflegeheim im konventionellen Sinn handelt und dass ein Grundriss mit reinen Flurzonen zu vermeiden sei.
- Für diese Wohngemeinschaft ist als Investorenmodell eine finanzielle Beteiligungsmöglichkeit angedacht. Örtliche Investoren können die Wohngemeinschaft in Form eines Anteile-Modells mitfinanzieren. Das so genannte Service-Wohnen mit Anbindung an die Begegnungsstätte ist für neun bis zwölf Personen konzipiert und richtet sich an ältere und kranke Menschen, die bestimmte Wahlleistungen dazubuchen können, darunter Alltagshilfen wie zum Beispiel für Wäsche oder Einkäufe. Wohnungen auch für mehr als zwei Personen bietet das Wohnen für Jung und Alt mit lockerer Anbindung an die Begegnungsstätte an. Investor der Begegnungsstätte ist die Gemeinde. (kaj)