2 1/3 Pfund kosten 1,96 Gulden. Wie viel kosten 3 Pfund? Mit Rechenaufgaben wie diesen mussten sich schon die Inzigkofer Dorfkinder im 19. Jahrhundert quälen. Das Beispiel stammt aus dem Vortrag von Frank Fröhlich. Der Inzigkofer hat sich intensiv mit der Schulgeschichte seines Heimatdorfes beschäftigt und sprach auf Einladung des Bildungswerks im gut besuchten Bürgersaal des Rathauses.
Wenn es heute überhaupt einen Überblick über rund 150 Jahre Schulgeschichte im Dorf gibt, dann ist das, wie Fröhlich erläuterte, im Wesentlichen zwei Umständen zu verdanken. Zum einen galt ab 1863 ein für ganz Preußen verbindlicher Erlass, der Lehrer und Pfarrer dazu verpflichtete, an ihren jeweiligen Dienstorten Schulchroniken zu verfassen. Zum anderen fand sich in Inzigkofen mit dem Lehrer Joseph Hartmann ein ausgesprochen schreibfreudiger Pädagoge. In seinen 50 Dienstjahren ab 1827 verfasste er den Großteil der Schulchronik.
Hartmann war der erste ausgebildete Lehrer, der sich um die Inzigkofer Dorfjugend kümmern musste. Sowohl die hohenzollerischen als auch später die preußischen Landesherren erkannten zwar den Wert der Bildung für die Dorfbevölkerung, trotzdem gab es für die Lehrer nur eine Art „Hungerlohn“. Das bekam auch Joseph Hartmann zu spüren. Als er seinen Dienst in Inzigkofen antrat, war das Kloster zwar schon aufgelöst. Bei den Nonnen, die noch im Kloster leben durften, bekam der Schulmeister dann sein Mittagessen. In den Gasthöfen wäre das zu teuer gewesen.
Die sonstigen Rahmenbedingungen waren ebenfalls gelinde gesagt „spartanisch“. Im damals neuen Schulhaus, dem späteren Rathaus und heutigen „Haus der Vereine“ musste der Lehrer wohnen und arbeiten. Frank Fröhlich: „Ihm stand eine zehn Quadratmeter große Wohnstube und ein elf Quadratmeter großes Schlafzimmer zur Verfügung.“ In seinem Schlafzimmer befand sich auch das Klo, das damals schlicht „Abtritt“ genannt wurde. Es habe Jahre gedauert, bis die Gemeinde diesen Missstand beendet habe, berichtete Fröhlich. Aus dem Jahr 1870 berichtet Hartmann, dass in dem 49 Quadratmeter großen Lehrsaal 90 Schüler unterrichtet werden mussten.
Trotz dieser Umstände erwartete die Obrigkeit bei den jährlichen Prüfungen mit Aufgaben wie der eingangs zitierten gute Leistungen. Als 1860 mit Blick auf den späteren Militärdienst der Sportunterricht für die Buben eingeführt wurde, bekam der schon ältere Lehrer Hartmann als Einweisung Skizzen an die Hand, auf denen Turnübungen zu sehen sind.