Karl Mägerle

Im Stehen applaudierend, so haben Musiker und Besucher in der vollbesetzten Keltenhalle in Vilsingen beim Jahreskonzert des Musikvereins den langjährigen Dirigenten Alexander Bücheler verabschiedet. Außerdem hießen sie mit dieser Geste den neuen musikalischen Leiter Ferenc Palotai herzlich willkommen.

Das Konzertstück „Images of Bellas“ von Jacob de Hawn leitete die Übergabe ein: Alexander Bücheler verabschiedete sich mit diesem Beitrag und das Eingangssolo zu der beschwingten Melodienfolge spielte sein Nachfolger Ferenc Palotai mit seiner Trompete. Er wurde in Ungarn geboren und hat in Budapest Musik und Trompete studiert. Seit zweieinhalb Jahren lebt Ferenc Palotai in Deutschland. Sein erstes Dirigat beim Konzert hatte einen ungarischen Einschlag: der „Ungarische Tanz Nr. 6“ von Johannes Brahms. Inge Bücheler, die Informationen zu den Werken gab, erklärte, dass Brahms Stücke des 19. Jahrhunderts sammelte, die von Bauern und Zigeunerkapellen gespielt wurden.

„An american elegy“ ließ in fein gespieltem Piano hören, wie zerbrechlich und wertvoll das Leben ist. Es entstand nach dem Amoklauf an der Columbine High School in Colorado, wo 1999 zwei Schüler 13 Menschen töteten. Das Spiel des Blasorchesters Vilsingen regte die Zuhörer zum Nachdenken an.

Mit der Musik blieb das Orchester auf dem amerikanischen Kontinent: Es ging mit „El Camino Real“ nach Südamerika. Die feurigen Melodien in verschiedenen Tempi riefen Begeisterung beim Publikum hervor. Julius Fucik, ein tschechischstämmiger Komponist und Kapellmeister in Österreich und Ungarn, gab mit seinem Marsch „Gigantic“ der Blasmusik eine besondere Note. Die Vilsinger Kapelle brachte dies in einer sehr gut zum Ausdruck.

Dass Musik Generationen verbindet, zeigte sich auch beim Jahreskonzert. Von den 56 Musikern auf der Bühne wirkten zwölf als Jungmusiker nach bestandener D1- und D2-Prüfung erstmals am Jahreskonzert mit. Die Aktiven sind im Alter von 13 bis 73 Jahren.

Einzigartig war der Beitrag „Latin pop spezial“, ein Medley von Enrique Iglesias. Inge Bücheler übersetzte das Werk in der Ankündigung mit „Das verrückte Leben“. Nach einem gemächlichen Andante übernahmen die Saxofone das Thema, der Pop-Rhythmus entwickelte sich mit kurzen Einwürfen durch das hohe Blech zum homogenen Zusammenspiel. Palotai lockte das Blasorchester schon nach seiner kurzen Einarbeitungszeit zu Höchstleistungen.

Mit „The second waltz“ erinnerte das Orchester an eine Suite, die 1938 vom staatlich sowjetischen Jazzorchester in Moskau erstmals aufgeführt worden war und in den Jahren wieder neu formiert wurde. Mit Soli brillierten zum Abschluss des Konzertabends Dirigent Ferenc Palotai auf der Trompete und Reinhold Stroppel auf der Klarinette, dies im Stück „Sing, Sing, Sing“. Es erinnerte an die großen Zeiten von Benny Goodman, wurde aber 1936 von Louis Prima geschrieben.

Die Zuhörer erklatschten sich zwei Zugaben. Der Militärmarsch „Laridah“ unterstrich nochmals die besondere Präsenz, die von der Musikkapelle Vilsingen und ihrem neuen Dirigenten an diesem Abend ausging.

 

Musikverein Vilsingen: Ein Rückblick

Der Musikverein Vilsingen hat eine lange Tradition und konnte im Jahr 2009 seinen 100. Geburtstag feiern. Der nun scheidende Dirigent Alexander Bücheler hat im März 1999 selbst die Nachfolge von Helmut Hellstern als Dirigent angetreten und führte die Arbeit seines Vorgängers mit großem Erfolg weiter.