Die Arbeit mit und für Flüchtlinge umfasst nicht nur eine praktische Seite. Gleichbedeutend ist der seelische Aspekt für die ehrenamtlichen Helfer. Das war der Inhalt eines Workshops, zu dem der Inzigkofer Flüchtlingshelferkreis in die Pfarrscheuer nach Vilsingen eingeladen hatte. 16 Teilnehmer machten bei dem dreistündigen Workshop mit. Ulrike Thrien aus Tübingen vom Netzwerk „Rassismuskritische Migrationspädagogik“ leitete die Veranstaltung. Sie legte einen Fokus auf die Frage, wie und ob besonders auch hilfswillige Menschen in Deutschland fremde Kulturen wahrnehmen und richtig verstehen können. Bevor es dazu auf die imaginäre „Insel Albatros“ ging, stand fern. Beispielsweise ging es um die Erwartungshaltung der Helfer an ihre Aufgabe und an die von ihnen betreuten die zukünftigen Flüchtlingshelfer im Mittelpunkt. Thrien stellte Fragen an das Selbstverständnis der Hn Asylbewerber. Was veranlasst einen Einheimischen, Freizeit und persönliche Energie zu investieren, um völlig fremden Menschen zu helfen?

Wer Dankbarkeit als Belohnung für seine Tätigkeit erwartet, werde Enttäuschungen erleben. In dieser Wertung waren sich die Workshop-Besucher und die Leiterin einig. Angst vor Enttäuschung räumte ein Mitglied der Runde ein. Was mache ich, so fragte er, wenn sich niemand der Flüchtlinge für mein spezielles Angebot interessiert? Thriens Rat hörte sich einfach an. Sie meinte, es sollten keine Fragen beantwortet werden, die niemand gestellt habe. Auf den konkreten Fall bezogen bedeute das, einfach ein anderes Angebot zu entwickeln. Vielfach wurde die Angst vor zu engen Bindungen an die betreuten Flüchtlinge formuliert. Die Leiterin zeigte sich auch hier pragmatisch und meinte: „Es wird so sein, dass Sie Menschen enttäuschen müssen.“

Zur Begegnung mit den Ausländern auf Augenhöhe gehört das Einfühlungsvermögen in die Kultur der Flüchtlinge. Wie schwer das sein kann, machte Ulrike Thrien am Beispiel der erdachten „Insel Albatros“ deutlich. In einem Anspiel zusammen mit Initiativensprecher Richard Hunsicker, in dem sie ein Gastgeber-Ehepaar auf dieser Insel spielten, schien es so zu sein, als ob die Frau von ihrem Mann massiv unterdrückt wurde. Ganz zum Schluss der aus diesem Eindruck entstandenen Diskussion wurde über die Kultur dieser Insel berichtet. Erst dadurch zeigte sich, dass die Frauen dem ersten Anschein zuwider überhaupt nicht unterdrückt werden. Wer sich zuvor gegen die vermeintlich schikanöse Behandlung der Frau ausgesprochen hatte, sah sich nun im Irrtum.

 

Der Helferkreis

Der neue Flüchtlingshelferkreis in Inzigkofen hat seinen Ursprung in der Projektgruppe Dorfentwicklung, die sich unter anderem um das Dorfladen-Projekt kümmert. Richard Hunsicker ist Sprecher der gesamten Projektgruppe. Wer sich im Flüchtlingshelferkreis engagieren möchte, kann sich an dessen Sprecher Reinhard Fitzel, Telefon 0 75 71/68 16 00 oder Holger Baumann, Telefon 0 75 71/9 29 87 34 wenden. (hps)

 

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