Was (ganz) lange währt, wird bekanntlich gut. Endlich haben die Erschließungsarbeiten für das neue Baugebiet „Öschle“ begonnen, die bis Ende April 2026 abgeschlossen sein sollen. Mit der Bauplatzvergabe beziehungsweise den Kriterien und Prozedere für das 2,24 Hektar große Areal beschäftigt sich der Gemeinderat demnächst.
Kosten für Tiefbauarbeiten liegen unter Kalkulation
Im Dezember 2024 hatte der Gemeinderat den Bebauungsplan „Öschle“ beziehungsweise dessen erste Erweiterung noch rechtzeitig vor Jahresende verabschiedet, denn ohne Einhaltung dieser Frist hätte die Kommune mit den Planungen für das sehnlichst erwartete Baugebiet neu beginnen müssen. Nun rollen Bagger und Lastwagen der Firma Delhey aus Zozzneg, die den Zuschlag für die Arbeiten erhalten hat. „Das Baugebiet liegt zehn Minuten von unserer Haustür entfernt. Da mussten wir uns natürlich bewerben“, erklärt Adrian Delhey im SÜDKURIER-Gespräch. Seit 2019 führt er das von seinem Vater gegründete Unternehmen, das derzeit 15 Mitarbeitende beschäftigt. „Wir liegen mit einem Bruttopreis von 1,1 Millionen Euro unter der Kalkulation des Planungsbüros“, ergänzt der Straßenbaumeister.
Wasserleitung, Kanäle und Retentionsbecken
Er ist wie Bürgermeisterin Alexandra Kipp optimistisch, dass die Erschließung wie vertraglich vereinbart, am 30. April 2026 abgeschlossen ist. Neben den Erdarbeiten, müssen noch diverse Kanäle und Leitungen verlegt werden.
Auf die Frage, was mit dem abgeschobenen Mutterboden geschieht, erklärt Rathauschefin Kipp: „Den Mutterboden werden wir zwischenlagern. Vielleicht gibt es ja Interesse, beispielsweise von Landwirten.“ Mit einer Ringstraße wird das „Öschle“ erschlossen, wobei an einer Stelle, wo die Erschließungsstraße einen Wirtschaftsweg kreuzt, der nicht im Besitz der Gemeinde ist, auf vier Meter verengt werden muss.
Vollständiger Umweltbericht für das „Öschle“
Die Verzögerung bei der Umsetzung war bekanntlich einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Juli 2023 geschuldet. Der Bebauungsplan „Öschle“ war bereits 2019 im beschleunigten Verfahren nach Paragraf 13b Baugesetzbuch aufgestellt worden. Dieses Gesetz hatte die damalige Bundesregierung beschlossen, um die Baukonjunktur anzukurbeln. Für 13b-Baugebiete mussten die Kommunen unter anderem keine Ausgleichsflächen ausweisen und auch keine Umweltprüfungen durchführen. Diese Regelung kippte das Bundesverwaltungsgericht und so musste Herdwangen-Schönach für das „Öschle“ einen vollständigen Umweltbericht mit integrierter Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung erstellen. Auch auf den Haushalt der Gemeinde wirkt sich die Erschließung des „Öschle“ aus. So erwartet Kämmerin Andrea Rothmund aus den Bauplatzverkäufen bis 2028 rund 1,15 Millionen Euro Einnahmen an Erschließungsbeiträgen.
Kosten für Retentionsbecken
Zu den Tiefbauarbeiten kommen noch die Kosten für den Bau des notwendigen Retentionsbeckens samt Kanalerweiterung, wofür im Haushalt rund 865.000 Euro veranschlagt wurden. Auch die Straßenbeleuchtung schlägt mit 80.000 Euro zu Buche und die Wasserleitung kostet voraussichtlich 187.000 Euro. Nun bleibt abzuwarten, wie viele Interessenten es für die 26 Bauplätze gibt. Nach Angaben von Bürgermeisterin Kipp gibt es im Rathaus viele Anrufe von ortsansässigen Bürgern, die sich über das „Öschle“ informieren wollen. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz zweifelt grundsätzlich den Bedarf an neuem Wohnraum an und verlangte eine Liste mit potenziellen Interessenten, was von Planer Helmut Hornstein abgelehnt wurde, und wofür er vom Gemeinderat beim Beschluss über den Bebauungsplan volle Rückendeckung erhalten hatte.