Die Wasserpolizei Schaffhausen ist seit diesem Jahr mit einem neuen Einsatzboot unterwegs. Das fast 40 Jahre alte Vorgängerschiff wurde in den Ruhestand geschickt und dient heute als Feuerwehrboot. Nun setzt die Polizei auf moderne Technik – das neue Boot ist 9,6 Meter lang, 3,35 Meter breit, knapp 3,7 Tonnen schwer.

Zwei Außenbordmotoren mit je 250 PS bringen das Boot auf bis zu 65 Stundenkilometer, auch wenn diese Geschwindigkeit auf dem Rhein kaum gefahren wird. „Wir haben eine Ausnahmegenehmigung für die großen Motoren“, sagt Polizist Mathias Helbling. Mit einem Treibstofftank von 720 Litern können die Polizisten stundenlang unterwegs sein. Zwölf Personen haben Platz an Bord – genug für Taucher, Sanitäterinnen oder zusätzliche Kolleginnen und Kollegen. Radar gibt es keines, gefahren wird auf Sicht, unterstützt von Funk, Scheinwerfern und Blaulicht.

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Das neue Polizeischiff ist jederzeit bereit

Das neue Polizeischiff ist bei der ehemaligen Lagerstätte Salzstadel in der Stadt stationiert und soll insbesondere auf dem Hochrheinabschnitt zwischen Stein am Rhein (Untersee) und Schaffhausen zum Einsatz kommen.

Das Vorgängerschiff war fast vier Jahrzehnte im Dienst der Schaffhauser Polizei, musste jedoch im Winter stets aus dem Wasser genommen werden. Im Ernstfall stand dann nur ein Schlauchboot zur Verfügung, was Zeit kostete. Das neue Schiff kann dagegen auch im Winter im Wasser bleiben und ist jederzeit für Rettung, Bergung sowie präventive Patrouillen auf dem Rhein einsatzbereit.

Mathias Helbling beobachtet den Rhein mit dem Fernglas.
Mathias Helbling beobachtet den Rhein mit dem Fernglas. | Bild: Melanie Duchene

An diesem Tag fahren die beiden Polizisten Mathias Helbling und Simon Leber von Diessenhofen nach Stein am Rhein. Das leise Motorengeräusch legt sich tief über den Fluss. Am Steuer steht Leber, routiniert. Neben ihm sein Kollege Helbling. Er beobachtet den Rhein mit dem Fernglas. Beide kennen jeden Meter zwischen Schaffhausen und dem Untersee. „Aber langweilig wird es nie“, sagt Leber. „Der Rhein überrascht dich immer wieder.“

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Es gibt eine spezielle interne Ausbildung

Um ein Boot dieser Größe führen zu dürfen, ist eine spezielle Ausbildung erforderlich. „Wir machen den zivilen Schiffsführerausweis mit der zusätzlichen Prüfung auf dem Hochrhein. Diese muss auch jede Privatperson absolvieren, die ein Motorboot mit mehr als 6 PS auf der Strecke zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen steuert“, erklärt Helbling.

Um die Wiffe (Pfahl) präzise anzusteuern, ist Können gefragt.
Um die Wiffe (Pfahl) präzise anzusteuern, ist Können gefragt. | Bild: Melanie Duchene

Intern wurden die Polizisten mehrere Stunden auf dem neuen Schiff geschult und werden jährlich sowohl intern als auch extern weitergebildet. Leber hat zusätzlich die Tauchausbildung abgeschlossen – zwei Jahre intensives Training, unzählige Stunden im Wasser, oft bei Nullsicht und starker Strömung.

Im Sommer kann es hektisch werden auf dem Rhein

An diesem Vormittag ist wenig los auf dem Rhein. Hier und da treibt ein Schlauchboot, ein Motorboot wagt kaum, das Polizeiboot zu überholen. „Die meiste Zeit ist unser Job Prävention“, erklärt Leber. „Wir zeigen Präsenz, sprechen Leute an, erklären Regeln, kontrollieren den Führerschein und den technischen Zustand der Boote.“

Zwei Aussenbordmotoren mit je 250 PS bringen das Boot auf bis zu 65 Stundenkilometer.
Zwei Aussenbordmotoren mit je 250 PS bringen das Boot auf bis zu 65 Stundenkilometer. | Bild: Melanie Duchene

Doch im Sommer kann es hektisch werden. „Da schwimmt plötzlich ein Schlauchboot mitten in der Spur der Kursschifffahrt, und die Leute merken nicht, dass sie gefährlich treiben“, sagt Helbling.

Viermal krachten Schlauchboote und Stand-up-Paddler allein im Juli und August 2025 gegen Wiffen, ohne Verletzte, aber mit Schäden. „Das kann schnell anders ausgehen“, warnt er. Die meisten Unfälle sind laut den Polizisten der Leichtsinnigkeit oder der Unterschätzung von Gefahren geschuldet. Alkohol spiele dabei häufig eine Rolle, sowohl beim Schwimmen als auch beim Fahren von Schlauchbooten und Stand-up-Paddleboards.

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Schiffe haben keinen klassischen Bremsweg

Auf dem Rhein prallen zwei Welten aufeinander: Berufsschifffahrt mit erfahrenen Kapitänen und Freizeitkapitäne, die sich ein Boot mieten, ohne sich je intensiv mit dem Fluss beschäftigt zu haben. Schiffe haben keinen klassischen Bremsweg, das würden viele vergessen.

„Das ist der große Unterschied zum Auto“, sagt Leber. „In einem Auto kann ich aufs Bremspedal treten und dann hält es schnell. Bei einem Schiff gleitet es einfach weiter. Bremsen können wir nur, wenn wir den Rückwärtsgang einlegen.“

Am Steuer steht Simon Leber, routiniert, fast beiläufig.
Am Steuer steht Simon Leber, routiniert, fast beiläufig. | Bild: Melanie Duchene

Die Wasserpolizei der Schaffhauser Polizei arbeitet eng mit den Thurgauer und den deutschen Kollegen zusammen. „Das ist selbstverständlich, der Rhein kennt keine Grenze“, sagt Helbling. Im Ernstfall fährt derjenige, der am schnellsten vor Ort ist. Aber auch technische Finessen spielen eine Rolle.

„Die einen Schiffe sind für den See konzipiert, mit denen kann man teilweise den Rhein auch befahren, aber je nach Wasserstand ist die Einsatzmöglichkeit begrenzt“, erklärt Helbling. Kaum ausgesprochen, passiert ein Schiff der deutschen Kolleginnen und Kollegen das Boot. Es wird gegrüßt, gewunken – dann geht die Fahrt weiter nach Stein am Rhein.

Ein moderner Bordcomputer misst die Wassertiefen und bereitet die Daten grafisch auf, sodass der Bootsführer die Gewässer unter dem Boot ...
Ein moderner Bordcomputer misst die Wassertiefen und bereitet die Daten grafisch auf, sodass der Bootsführer die Gewässer unter dem Boot genau kennt. | Bild: Melanie Duchene

Manchmal bleibt ein Einsatz besonders in Erinnerung. Helbling erzählt von einem Schiff, das im Mai 2024 unterhalb der Bibermühle auf Grund gelaufen war. „Das stand mehrere Tage im Rhein. Es war ein großer Einsatz zusammen mit der Feuerwehr und zivilen Partnern, und es wurde zum Publikumsmagneten. Solche Einsätze vergisst man nicht.“

Nach zwei Stunden steuert Simon Leber das Boot in den Hafen von Stein am Rhein. Die beiden Motoren reagieren präzise, das Boot legt sich sanft an den Steg, die Motoren verstummen. Simon Leber lächelt. „Technik ist wichtig. Aber entscheidend ist, dass wir sie beherrschen. Der Rhein verzeiht keine Fehler.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei den ‚Schaffhauser Nachrichten‘.