Weil sich die Landkreise Tuttlingen und Sigmaringen bisher nicht auf eine gemeinsame Planung einigen konnten, wird es in Neuhausen ob Eck ab 1. März 2020 einen neuralgischen Punkt für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aus Richtung Meßkirch geben. Wenn Schüler beispielsweise der Meßkircher Conradin-Kreutzer-Schule für ein Praktikum zu einem Unternehmen im Neuhausener Gewerbepark fahren wollen, müssen sie in Worndorf umsteigen. Eine direkte Fahrt wie bisher mit der Buslinie 54, die von Meßkirch nach Tuttlingen führt, wird es dann nach dem bisherigen Stand der Dinge nicht mehr geben.

In einer Sitzung des Meßkircher Gemeinderats hatte Helmut Weißhaupt (Grüne), der auch stellvertretender Leiter der Conradin-Kreutzer-Schule ist, an die Adresse von Bürgermeister Arne Zwick die Frage gerichtet, ob eine Erweiterung der bestehenden Schulbus-Linien möglich sei. Die Qualität des ÖPNV gelte es zu verbessern, so Weißhaupt. Zum anderen gebe es zunehmend mehr Anfragen von Firmen aus Neuhausen, die nachfragen würden, ob Schüler der Kreutzer-Schule ein Praktikum machen könnten.

Um dies zu ermöglichen, so der Vize-Schulleiter, müsse aber das Angebot an Schulbus-Verbindungen stimmen. Bürgermeister Zwick, der Mitglied der CDU-Fraktion des Sigmaringer Kreistags ist, wies in seiner Entgegnung daraufhin, dass die Stadt nur Mittler sei. Für die Fahrpläne der Schulbusse sei die Kreisverwaltung in Sigmaringen zuständig. Eine Verbesserung der Schulbus-Verbindung bis in den Gewerbepark Take-off in Neuhausen sei jedoch nicht in Sicht, fügte Zwick hinzu. Vielmehr werde die bisher bis Tuttlingen durchgehende Verbindung, die von Meßkirch aus über Neuhausen und auch am Gewerbepark Take-off direkt vorbeiführt, gekappt. Der Nachbarlandkreis Tuttlingen habe kein Interesse daran, die durchgehende Linie weiter aufrecht zu erhalten. „Tuttlingen igelt sich ein“, fügte Zwick hinzu.

Der Landkreis Tuttlingen weist diese Schuldzuweisung von sich. Wobei aber seitens des Nachbarkreises die Entscheidung gefallen ist, die bisher bestehende Schulbuslinie im Neuhausener Ortsteil Worndorf im Frühjahr kommenden Jahres zwischen den beiden beteiligen Kreisen zu trennen. Gute acht Kilometer liegt der Ortsteil Worndorf aus Meßkircher Sicht vom Gewerbepark Take-off, wo sich zahlreiche Firmen finden, entfernt.

Neues Fahrplan-Konzept

Auf Anfrage des SÜDKURIER teilte das Tuttlinger Landratsamt zum Schulbus-Streit mit: „Nicht richtig ist, dass der Landkreis Tuttlingen eine durchgehende Verbindung über Neuhausen ob Eck aktiv verhindert habe. Ab dem 1. März 2020 gibt es ein neues Fahrplankonzept im Landkreis Tuttlingen. Die im Vorfeld geführten Abstimmungsgespräche mit dem Landkreis Sigmaringen über die kreisüberschreitenden Verkehre verliefen ergebnislos. Die dem Landkreis Sigmaringen angedienten Fahrlagen wurden von dort nicht akzeptiert. Die Vorstellungen des Landkreises Sigmaringen konnten wir nicht umsetzen, da bei unserer Fahrplangestaltung die Zuganschlüsse die planerischen Zwangspunkte darstellen. Im Ergebnis muss sich jetzt jeder Kreis um seine Verkehre kümmern.

Wir haben im Landkreis Tuttlingen in Neuhausen-Worndorf einen Anschluss-Tarifpunkt geschaffen, an dem die Fahrgäste und Schüler umsteigen können. Die Bedienung von Neuhausen nach Tuttlingen erfolgt ab dem 1. März im Stundentakt mit Verdichterleistungen zu den Schulzeiten. Ab März 2020 obliegt es dann dem Landkreis Sigmaringen, inwieweit die Beförderung von Schülern, Pendlern und anderen Fahrgästen aus dem Landkreis Sigmaringen gelingen kann. Grundsätzlich ist der Landkreis Tuttlingen bestrebt, mit all seinen Nachbarkreisen, nach den für die Bürger sinnvollsten Lösungen zu suchen“, heißt es in der Stellungnahme.