Die Mieten explodieren, eine bezahlbare Wohnung in Pfullendorf und Umgebung zu finden, kann schon für Normalverdiener eine Riesenherausforderung werden. Das Kernproblem: Zahlreiche Wohnungen gelangen in Pfullendorf offenbar gar nicht auf den regulären Wohnungsmarkt. In Tageszeitungen und im Internet sind kaum noch Wohnungen in der Linzgaustadt ausgeschrieben. Man muss schon die richtigen Leute kennen, Beziehungen haben – oder schlicht Glück. Nicht alle Menschen haben dieses Glück.
Gründe für Obdachlosigkeit sind vielfältig
Wer keine Arbeit hat, über ein geringes Einkommen verfügt, Haustiere oder viele Kinder hat, hat es schwerer eine Wohnung zu finden. Alleinerziehende haben es auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer, verrät der Blick in Suchanzeigen auf Immobilienportalen oder Kleinanzeigen. Die Gründe sind vielfältig. Auch Arbeitsplatzverlust, Überschuldung, Trennungen oder familiäre Konflikte können Ursache für den Verlust der Wohnung sein.
In Pfullendorf lebt niemand auf der Straße
Die Stadt Pfullendorf unterhält Notunterkünfte, in der sie wohnungslose Menschen unterbringt. „Wohnungslose Menschen beziehungsweise Menschen, die wirklich auf der Straße leben, sind uns keine bekannt“, sagt Ordnungsamtleiter Manuel Oberdorfer auf Anfrage des SÜDKURIER. Die Zahl der Obdachlosen im Kreis Sigmaringen ist unbekannt. „Die Dunkelziffer könnte hoch sein, weil viele wohnungslose Menschen bei Bekannten oder Freunden unterkommen“, sagt Andrea Sachs von der AGJ Wohnungslosenhilfe in Sigmaringen. Es sei schwer, mit diesen Personen in Kontakt zu kommen. Für wohnungslose Menschen in Pfullendorf und den Ortsteilen hält die Stadt zwölf Unterkunftsmöglichkeiten parat. Sobald diese Menschen dort sind, endet derzeit die Betreuung bislang.
Ein Sozialarbeiter soll Menschen begleiten
Damit sich die Situation dieser Menschen verbessert, will die Stadt ein Beratungs- und Betreuungsangebot in Zusammenarbeit mit der AGJ Wohnungslosenhilfe in Sigmaringen schaffen, einem Träger der freien Wohlfahrtspflege. Eine Fachkraft Sozialarbeit soll wohnungslose Menschen nicht nur bei der Wohnungssuche begleiten, sondern auch Lebenshilfe leisten. Vor allem aber soll der Mitarbeiter Menschen helfen, die aktuell von Obdachlosigkeit bedroht sind. Dazu zählen Vermittlungen zu weiteren Beratungsstellen, aber auch Hilfe zur Selbsthilfe hinsichtlich Arbeitsplatzsuche und Zukunftsperspektiven.
AGJ Wohnungslosenhilfe soll Partner werden
Der Sozialarbeit soll rund sechs Stunden pro Woche in Pfullendorf tätig sein, was einem Stellenumfang von 15 Prozent entspricht. Die Kosten für diese Stelle belaufen sich auf 13.000 Euro, die die Stadt außerplanmäßig ausgeben will. Die AGJ Wohnungslosenhilfe arbeitet in ähnlichen Modellen bereits mit den Städten Sigmaringen und Mengen zusammen. Außerdem ist der AGJ-Fachverband Träger einer Suchtberatungsstelle in Sigmaringen.
Wohnungsmangel nimmt in Pfullendorf zu
Auf die Frage, ob das Problem der drohenden Wohnungslosigkeit in Pfullendorf in den letzten Jahren zugenommen habe, antwortet Manuel Oberdorfer mit einem klaren Ja. „Gründe hierfür sind der zunehmende Wohnungsmangel und die ansteigenden Mietpreise“, sagt er. Pauschale Gründe für den Verlust der Wohnung gebe es in Pfullendorf allerdings nicht. „Unter anderem sind aber Zwangsräumungen, die die Folge von nicht gezahlten Mieten sind, oder aber auch familiäre Probleme der Grund für eine mögliche Obdachlosigkeit„, so Manuel Oberdorfer. Der Finanz- und Verwaltungsausschuss berät am Donnerstag, 12. März, ab 18 Uhr im Rats- und Bürgersaal am Kirchplatz öffentlich über die Einrichtung dieser Fachstelle.
Wohnungssuchende, die mit dem SÜDKURIER über ihre Erfahrungen auf dem Wohnungsmarkt sprechen wollen, können sich gerne unter Telefon 0 75 52/92 29 62 43 melden.