Stefanie Lorenz

Auf den landesweit ersten Solaratlas, den der Landkreis Sigmaringen in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Sigmaringen entwickelt hat, hat Landrätin Stefanie Bürkle beim Neujahrsempfang am Mittwochabend aufmerksam gemacht. „Mit ihm können unsere Bürger quasi vom Sofa aus die Potenziale ihres eigenen Dachs für mögliche Fotovoltaikanlagen berechnen, inklusive Kosten und Amortisationszeit“, wirbt Bürkle für die kostenlose Internet-Plattform.

Die Energieagentur hat festgestellt, dass im Landkreis Sigmaringen insgesamt 80 000 Dächer für Fotovoltaikanlagen geeignet seien. Mit der Belegung dieser Flächen – abzüglich der bestehenden Anlagen – könnten rund 400 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Damit könnte der Strombedarf des Landkreises vollständig mit Solarenergie abgedeckt werden, so die Energieagentur.

Doch welche Häuser sind geeignet für eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach? Das können Bürger schnell und einfach mit dem Solaratlas herausfinden. „Wir haben per Laserbefliegung, mit dem Laserscan, die Dächer im Landkreis erfasst“, schildert Michael Bauer, Leiter der Energieagentur Sigmaringen, die Entstehung des Solaratlasses. Bei der Laserbefliegung handelt es sich um eine Technologie für die hochpräzise Vermessung von Geländeoberflächen oder Gebäudestrukturen aus der Luft.

73 Prozent Restpotenzial an Solarenergie in Pfullendorf

Der Solaratlas des Landkreises Sigmaringen kann kostenlos im Internet aufgerufen werden unter www.ea-sig.de/solaratlas oder alternativ unter http://landkreis-sigmaringen.de/solaratlas. Auf dem Bildschirm erscheint eine Karte des Landkreises, auf der jeder Nutzer seine Heimatstadt oder -gemeinde anklicken kann. Nun zeigt eine Grafik an, wie groß das gesamte Potenzial an Strom aus Dach-Anlagen ist und wie viel davon bislang ausgeschöpft wurde. In Pfullendorf beispielsweise werden laut Solaratlas bislang lediglich 27 Prozent des potenziellen Stromertrags aus Dach-Solaranlagen ausgeschöpft. Somit bleibt ein Restpotenzial von 73 Prozent, das noch zur Verfügung steht. Etwas eifriger bei der Nutzung von Solarenergie vom eigenen Dach sind die Meßkircher, die immerhin schon 35 Prozent des Potenzials ausschöpfen, womit dort noch 65 Prozent möglicher Stromertrag genutzt werden könnte.

Immer mehr Hausbesitzer im Landkreis, wie hier in Schwenningen, entscheiden sich für eine Fotovoltaikanlage auf ihrem Hausdach.
Immer mehr Hausbesitzer im Landkreis, wie hier in Schwenningen, entscheiden sich für eine Fotovoltaikanlage auf ihrem Hausdach. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

In einer Maske, die auf dem Bildschirm erscheint, können interessierte Hausbesitzer nun Ort, Straße und Hausnummer eingeben und so auf einem Plan direkt zum eigenen Gebäude gelangen. Dort gibt es verschiedene Informationen zum Objekt – zunächst einmal, wie gut die Dachflächen für eine Fotovoltaikanlage geeignet sind. Von „sehr gut“ bis „bedingt“ reicht die Skala. Nun geht es in die Details: Der Solaratlas zeigt die Größe der möglichen Fläche für eine Solaranlage an und errechnet deren Leistung. Präsentiert werden dabei immer zwei Varianten: Die Leistung einer Anlage mit und ohne Speicher. Beim Speicher für Photovoltaik wird der Strom für den Eigenbedarf eingespeist.

Der Nutzer kann den Stromertrag pro Jahr und den Anteil des selbst genutzten Stroms am gesamten Verbrauch ablesen. Eine sehr wichtige weitere Information sind natürlich die Investitionskosten. Bei einer Anlage mit Speicher liegen diese deutlich höher als ohne, dafür sparen die Besitzer bei den jährlichen Stromkosten deutlich. Und noch an anderer, wichtiger Stelle wird reduziert: Der Nutzer des Solaratlases erfährt auch, wie hoch die CO2-Einsparungen durch eine Anlage auf seinem Dach sind. Abschließend gibt es Informationen dazu, wie lange es dauert, bis sich die Investition amortisiert hat, sprich: wann die Aufwendungen durch die Erträge gedeckt werden. „Am Ende kann der gesamte Fotovoltaik-Steckbrief ausgedruckt werden“, erklärt Michael Bauer. Der Fachmann ist überzeugt: „Fotovoltaikanlagen auf dem Dach lohnen sich immer noch“.

Die Energieagentur hat errechnet, dass der Landkreis zu den sonnenverwöhnten Gebieten gehört. Mit bis zu 1700 Sonnenstunden herrschen ideale Voraussetzungen, um eine Anlage wirtschaftlich zu betreiben – unabhängig von der Einspeisevergütung. Eine große Rolle spielt dabei der Eigenverbrauch, denn bei Nutzung des eigenen Stroms muss dieser nicht extern eingekauft werden. Hierdurch reduziere sich automatisch die Abhängigkeit von Energieimporten und damit verbundenen Strompreisschwankungen, so das Fazit.