Der 24. April ist in Otterswang der Tag, an dem das Kirchenpatrozinium des Heiligen Fidelis gefeiert wird. Er stammte aus Sigmaringen und gilt als Schutzpatron von Hohenzollern. Und deshalb ist er auch der Schutzpatron der Kirche. Denn der Ortsteil der ehemals badischen Amtsstadt Pfullendorf ist hohenzollerisch. „Und darauf sind wir auch richtig stolz“, sagt Ortsvorsteher Sigbert Krall.
Feierlicher Gottesdienst
Im gut besuchten Festgottesdienst, den Stadtpfarrer Martinho Mértola und Diakon Paul Gasser mit Unterstützung des Kirchenchors Otterswang gestalteten, ging es um das Thema Heilige. Für den Stadtpfarrer sind das „Menschen wie du und ich“. Und sie seien überall zu finden. Eine kirchliche Heiligsprechung sei dafür nicht nötig.

Pläne für liturgische Neugestaltung
Um das Thema Notwendigkeit ging es dann auch bei der Informationsveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus am Mittwochabend, bei der die Pläne für eine liturgische Neugestaltung der Kirche vorgestellt wurden. Denn das Gotteshaus soll nicht nur innen renoviert werden, sondern nach Beendigung der Baumaßnahmen auch ganz neue Möglichkeiten für Gottesdienste, Gebete und Begegnungen bieten.
Barbara Martin: „Wir brauchen Mut, Klugheit und Weitsicht“
Beate Maier und Barbara Martin vom Erzbischöflichen Bauamt in Konstanz stellten erste Gedanken vor. „Hier etwas Innovatives zu gestalten, das macht richtig Spaß“, stellte Maier fest. Die Bauoberamtsrätin ist die stellvertretende Leiterin des Erzbischöflichen Bauamtes in Konstanz.

Federführend in Otterswang tätig sein wird Barbara Martin. Sie begleitet auch die Kirchenrenovierung in Aach-Linz. „Wir brauchen Mut, Klugheit und Weitsicht“, betonte sie. Bereits 2014 wurde die Innenrenovierung der Kirche angestrebt. 2015/16 gab es den Wettbewerb „Kunstprojektion Kirche“, bei dem Otterswang mitgemacht hat. Beim Workshop zu den Wettbewerbsergebnissen waren sich die Gremien einig, dass die Vorschläge der Künstler nicht allen Vorstellungen entsprechen. „Es ging auch um liturgische Formen und da braucht es dann mehr“, sagte Barbara Martin.

Vorschläge kommen nicht bei allen gut an
Im April 2018 kamen erste Vorschläge auf den Tisch. Und die kommen in Otterswang nicht bei allen Katholiken gut an. So sollen die Kirchenbänke entfernt werden und stattdessen eine offene Bestuhlung möglich sein. Die Entfernung zwischen den Gläubigen und dem Altar will man verkürzen, es soll einen barrierefreien Zugang geben, eine behindertengerechte Toilette und sogar eine kleine Teeküche. So wäre dann ein Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst möglich. Auch das Taufbecken soll einen anderen Platz finden. Das ist nach Ansicht von Barbara Martin „lieblos aufgestellt“. Vor dem Altarraum soll ein Holzpodest eingebaut werden. Damit würde dann auch eine Stufe zum Altar hin wegfallen. Der soll dann weiter nach hinten gerückt werden und zum Tabernakelaltar werden. 80 bis 100 Sitzplätze sind weiterhin geplant.
Mit den Umbauten würden dann auch neue Gottesdienstformen möglich, die anderswo nur sehr schwer realisiert werden könnten, erklärte Barbara Martin. Da könne man auch die Bestuhlung bei Bedarf wegräumen und sich zum Gebet auf den Boden setzen oder auch vollkommen neue Angebote schaffen, die für eine lebendige Kirche sorgen sollen.
Sorge um Kirchenbänke
Kirchenchorvorsitzender Bruno Heudorfer stellte fest: „Für uns ist interessant, wie unser Arbeitsplatz mal aussehen wird." Und er machte keinen Hehl daraus, dass er auf die Kirchenbänke nicht verzichten will. „Mir blutet das Herz, wenn die rauskommen“, sagte er. Auch Sigbert Krall äußerte diesbezüglich Bedenken: „Viele Ältere werden nicht auf die Bänke verzichten wollen“, merkte er an. Aber er sehe eine Chance für die Kirche im Ort, wenn man flexibler werde.
Stadtpfarrer sieht Potenzial in den Plänen
Stadtpfarrer Martinho Mértola war zunächst ebenfalls skeptisch, gab er zu. Doch nachdem er die Vorstellungen des Planungsteams näher betrachtet habe, sei er „baff“ gewesen. „Es steckt sehr viel Potenzial darin. Wenn die Kirchengemeinde dafür wäre, dann finde ich das großartig“, stellte er fest. Es gehe hier „um ein Zukunftsprojekt, wo man enorm viel machen kann“. Er könne sich vorstellen, dass Otterswang ein Zentrum werden könnte, das auch Menschen von auswärts gerne besuchen, um besondere Gottesdienste zu feiern. Er forderte die Anwesenden auf, Mut zu haben.
Michael Zoller, Pfarrgemeinderat und Vorsitzender des Dekanatsrates, stimmte dem Stadtparrer zu: „Das, was hier vorgestellt wurde, das ist die Zukunft der Kirche. Wenn es realisiert wird, dann kann man Otterswang nur gratulieren.“ Doch fest stehe auch, dass es noch Diskussionsbedarf gebe.
Pastoral 2030
Der Rückgang der Gottesdienstteilnehmer und Kirchenmitglieder, weniger pastorales Personal und rückläufige Kirchensteuereinnahmen erfordern laut Erzbischof Stephan Burger in einem radikalen Schnitt neues Denken. Die Errichtung von ungefähr 40 neuen Pfarreien soll die Entlastung der Priester und pastoralen Mitarbeiter von Verwaltungsaufgaben ermöglichen. Die pastoralen Räume sollen umgestaltet werden, wo es möglich ist. Und genau diese Umgestaltung steht jetzt in Otterswang an. (kf)