Der Einstieg in die Kindergartenbedarfsplanung ist gemacht. Als ersten Schritt präsentierte Christian Hamel vom beauftragten Beratungsbüro Biregio dem Gemeinderat jüngst ein Zahlenwerk vor, um die aktuelle und zu erwartende Situation darzustellen. Parameter wie Zuzüge und Abwanderungen, Altersstruktur und Wohneinheiten flossen in die Betrachtung ein. Eine Elternbefragung war nicht Teil des Auftrags. Biregio hatte aber im November einen Teil der Bestandsgebäude begangen, um sich ein Bild von den Räumlichkeiten und gegebenenfalls Optimierungsvorschläge zu machen. Besichtigt wurden das Familienzentrum Sonnenschein (72 Kinder, vier Gruppen), das Familienzentrum Am Neidling (85 Kinder, vier Gruppen), die Kindertagesstätte am Oberen Tor (85 Kinder, vier Gruppen) und die Kindertagesstätte St. Johann in Denkingen (44 Kinder, zwei Gruppen).
Die Kindergartenlandschaft wandelt sich. Es zeichnet sich die Tendenz ab, dass Kinder immer früher und länger betreut werden. Die Nachfrage nach Vormittagsbetreuung geht zurück, da Eltern eine Ganztagesbetreuung oder Kindergärten mit verlängerten Öffnungszeiten für ihr Kind suchen.
Verjüngung der Bevölkerung
Biregio prognostiziert vor allem für den Hauptort Pfullendorf bis 2041 ein konstantes Wachstum und aus demografischer Sicht eine Verjüngung der Bevölkerung. Junge Frauen, die während der Ausbildung abwandern, kehren zurück oder ziehen neu zu. Die Zahl der Geburten steige linear an und damit der Bedarf an Betreuungsplätzen für U3 und Ü3, also für Kinder unter und über drei Jahre. Das sei als positiv zu bewerten, bedeute aber natürlich auch, dass mehr Kindergartenplätze benötigt werden.
Bis 2030 fehlen Plätze für drei U3 und drei Ü3-Gruppen
Der Handlungsdruck steigt, da es schon jetzt an U3-Plätzen mangelt. „Bis 2030 fehlen etwa drei U3 und drei Ü3-Gruppen“, sagte Hamel. „Es müssen neue Kapazitäten geschaffen werden.“ Bauliche Erweiterungsmöglichkeiten im Bestand sieht Hamel kaum. Da die Kernstadt der geburtenstärkste Standort ist, kommt hier der Bau einer neuen Einrichtung in Betracht.
Wo neue Plätze entstehen ist noch offen
Karl Abt (FW) sieht beim Kindergarten St. Johann in Denkingen gute Möglichkeiten für einen Anbau, da die Wiesen um den Kindergarten der Stadt gehören. „Ich möchte heute noch nicht über den Bedarfsplan abstimmen und mir die 32 Seiten gerne in aller Ruhe anschauen“, sagte Abt. Ihm wäre es recht gewesen, hätte das Gremium die Biregio-Unterlagen nicht erst in der Sitzung erhalten. So habe man sich nicht einlesen können. Bürgermeister Gerster sah keinen Sinn in einer Vertagung. Das ändere nichts an den Zahlen und man entscheide ja noch nicht über bauliche Maßnahmen oder ähnliches. „Wir müssen uns im nächsten Schritt Gedanken machen, wo und wie wir Angebote schaffen. Das ist noch ergebnisoffen. Fest steht: Wir brauchen sechs neue Gruppen, wo diese eingerichtet werden, ist noch nicht festgelegt.“ Auch der Fachkräftemangel im Erziehungsbereich sei zu bedenken. „Wo bekommen wir das Personal her? Mit dem Lasso auf dem Marktplatz können wir keine Erzieherinnen einfangen.“
Kritik an der Erhebung und dem zeitlichen Ablauf
Bei der Diskussion wurde von einigen Räten kritisiert, dass die Kindergärten in freier und kirchlicher Trägerschaft, der Schulförderkindergarten Am Eichberg sowie ein Teil der Kindergärten in den Ortsteilen bei der Betrachtung außen vor geblieben sind. Heike Heilig (UL) bemängelte: „Im Haushaltsplan ist der Anbau an das Familienzentrum Neidling schon drin und wir werden jetzt erst über den Bedarfsplan informiert, das gefällt mir gar nicht.“ Der Bedarfsplan wurde schließlich mit drei Enthaltungen beschlossen.