In der Septembersitzung 2020 hatte der Gemeinderat beschlossen, auf dem Grundstück im Bannholzerweg zehn Wohncontainer als Unterbringungsmöglichkeit für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen oder auch Asylbewerber zu errichten. Bislang waren Betroffene in einem städtischen Gebäude in der Martin-Schneller-Straße untergebracht, das nach Angaben von Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter nicht mehr sanierungsfähig ist. Als kostengünstigsten Standort für den Ersatzwohnraum hatte die Bauverwaltung dann den ehemaligen Schrottplatz ausgemacht, der an das Ott-Areal grenzt. Dort wurden Einzelcontainer, sechs Meter lang und drei Meter breit, aufgestellt dazu zwei Doppelcontainer – sechs auf sechs Metern. Die Containerkosten sowie die erforderliche Haustechnik wurden mit 250 000 Euro veranschlagt, die Gesamtkosten auf 365 000 Euro.

Obdachlosenunterkünfte sind im Prinzip immer beengt

Mittlerweile sind vier Personen aus der bisherigen Obdachlosenunterkunft in die Container um- und eingezogen. „Die Gebäude sind stark sanierungsbedürftig. Wir haben uns daher entschieden, die Bewohner sehr zeitnah nach der Fertigstellung der Wohncontainer dort unterzubringen“, bestätigt Hauptamtsleiter Simon Klaiber.

Etwa 14 Quadratmeter groß sind die Einzel-Wohncontainer, die im Bannholzerweg aufgestellt wurden.
Etwa 14 Quadratmeter groß sind die Einzel-Wohncontainer, die im Bannholzerweg aufgestellt wurden. | Bild: Volk, Siegfried

Natürlich seien die Container etwas beengt, aber das sei bei einer Obdachlosenunterkunft nichts Besonders, denn diese wäre für den Notfall, damit Menschen mindestens vorübergehend ein Dach über dem Kopf haben. Neben Bett, Tisch, Stühlen, Dusche und einer Kochnische verfügten die Container auch über einen Waschmaschinenanschluss. Darüber hinaus gibt es nach Angaben von Klaiber sogar einen speziellen „Waschcontainer“, der für die Aufstellung von Waschmaschinen gedacht ist.

Noch keine konkreten Pläne, was mit Gebäuden passiert

Auf die Frage, was nach der Räumung mit den abbruchreifen Gebäuden beziehungsweise den Grundstücken in der Martin-Schneller-Straße geschieht, erklärt der Hauptamtsleiter, dass man sich verwaltungsintern gerade in der Planung und Abstimmung befinden. Man werde die Öffentlichkeit zur gegebenen Zeit über etwaige Planungen informieren, antwortet Klaiber auf die SÜDKURIER-Frage, wann denn Details bekannt gemacht werden. Aber als Eigentümer behalte man es sich vor, den Zeitpunkt der Information zu bestimmen.

Zahl der Obdachlosen wird sich erhöhen

Die Wohnungsnot wird auch pandemiebedingt die Gemeinden im Kreis Sigmaringen weiter beschäftigen. Davon ist Joachim Freitag, Leiter der Wohnungshilfe Sigmaringen, überzeugt. Er rechnet damit, dass die Zahl der Mittel- und Obdachlosen sich weiter erhöht: „Die Auswirkungen der Pandemie kommen noch, bei uns macht sich das erst zeitverzögert bemerkbar.“

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Suche nach Wohnraum wird immer schwieriger

Wenn Menschen ihre Arbeitsplatz verlieren, würden Betroffene oftmals zu Anfang noch über finanzielle Rücklagen verfügen. Doch wenn irgendwann das Geld knapp werde, komme es zu Zwangsräumungen und damit drohe die Obdachlosigkeit. Gleichzeitig gebe es derzeit kaum bezahlbaren Wohnraum, was auch die Arbeit der Wohnungslosenhilfe erschwert, deren Mitarbeiter Betroffenen bei der Suche nach neuen Unterkünften helfen.

Drei Gemeinden bieten zusätzliche Unterstützung für Betroffene an

Wie Joachim Freitag im SÜDKURIER-Gespräch erklärt, haben Mengen, Sigmaringen und Pfullendorf mit dem Träger der Wohnungslosenhilfe, dem Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg (AGJ), spezielle Verträge geschlossen, um Betroffenen in ihren Gemeinden zusätzliche Unterstützung anbieten zu können. Dazu wurden in den drei Kommunen Fachstellen eingerichtet, zuletzt 2019 in Pfullendorf, an die sich Hilfesuchende wenden können. Gesetzlich gefordert wird von Gemeinden nur, dass sie Unterkünfte für Notfälle vorhalten müsse. Die zusätzlichen Leistungen wie Beratung und pädagogische Betreuung sind freiwillig und werden im Landkreis Sigmaringen derzeit nur von diesen drei Städten angeboten, was jeweils einen fünfstelligen Betrag kostet. Neben dem Sprechstundenangebot werden unter anderem noch Hausbesuche durchgeführt, um das vorrangige Ziel zu erreichen, nämlich eine Zwangsräumung zu verhindern. In den drei Städten, in denen die Wohnungslosenhilfe eine Fachstelle eingerichtet hat, gelingt dies nach Angaben des Leiters der Sigmaringer Wohnungslosenhilfe insgesamt gut.

Unterstützung der Wohnungslosenhilfe

Die Wohnungslosenhilfe im Landkreis Sigmaringen bietet wohnungslosen Frauen, Männern und Paaren Hilfen an. In Sigmaringen wird die Tagesstätte betrieben, die ambulante Fachberatung, das Aufnahmehaus (Bruder-Konrad-Haus) sowie das Ambulant Betreute Wohnen. Ziel der längerfristigen Wohn- und Betreuungsformen ist eine nachhaltige soziale Stabilisierung, Teilhabe und Integration der Betroffenen. Vor 1981 gab es in Sigmaringen nur eine Notübernachtung im Abbruchhaus „Alte Penne“, ohne Kochgelegenheit oder warmes Wasser und die Verpflegung der Bewohner erfolgte durch das Josefinenstift. Im Jahr 1987 ist Baubeginn des Bruder-Konrad-Hauses, das ein Jahr später eingeweiht wird und sechs Eingliederungs- und zwei Übernachtungsplätze bietet. Im Jahr 1991 wurde eine Wärmestube in der Antonstraße eingerichtet, wieder ein Abbruchhaus, und im September 1992 erfolgt der Umzug in die Bahnhofstraße 1. Ende Dezember 2011 wird dann die Tagesstätte in der Bahnhofstraße geschlossen. Seit 2015 gibt es eine Außenwohngruppe Aufnahmehaus Frauen. Im Bruder-Konrad-Haus, in dem es 18 Plätze in Wohngruppen gibt, sind derzeit durchschnittlich zehn bis 13 Menschen untergebracht.

Die Beratungsstelle der Wohnungslosenhilfe ist erreichbar von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 15 Uhr unter Telefon 0 75 71/182 09 10 oder unter bruder-konrad-haus@agj-freiburg.de