Derzeit sind zehn Personen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, in städtischen Notunterkünften untergebracht, erklärte Ordnungsamtsleiter Manuel Oberdorfer, als er im Finanzausschuss dafür warb, dass die Stadt eine Fachstelle für Prävention Wohnungssicherung und Obdachlosenbetreuung einrichtet. Nach seinen Erfahrungen und Beobachtungen hat sich in den vergangenen Jahren die Zahl der von Wohnungsnot bedrohten Menschen erhöht, wobei in Pfullendorf der Trend erkennbar sei, dass sich eine kurzfristige Notlösung öfters zur langfristigen Wohnunterkunft entwickelt.

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Längere negative Entwicklung

Dabei stünden Wohnungsnotlagen oft am Ende einer längeren negativen Entwicklung und in Zusammenhang mit vielen anderen persönlichen Problemen der Betroffenen. Damit sich an den konkreten Lebensumständen etwas verbessert, benötigten Betroffene eine fachkundige Beratung und längerfristige Begleitung, was nicht Bestandteil der städtischen Unterstützung sei. Notwendig sei eine fachliche Sozialarbeit, wie sie die AGJ Wohnungslosenhilfe Sigmaringen anbiete. Konkret machte Oberdorfer namens der Verwaltung den Vorschlag, dass sich die Stadt mit 15 Prozent an einer solchen Fachstelle beteiligt, die wöchentlich eine zweistündige Sprechstunde in einem eigenen Büro anbietet. Die Personal- und Raumkosten bezifferte er auf etwa 13 000 bis 14 000 Euro.

Fachkraft soll helfen

Betroffene könnten sich an die Fachkraft wenden, um einen Hilfsprozess in Gang zu bringen. Dazu gehört zu Beginn eine Situationsdiagnose sowie die Zusammenstellung aussagekräftiger Unterlagen. Wichtig sei auch eine Schuldenübersicht zu erstellen und gegebenenfalls Regularien zur Entschuldung zu entwickeln. Unterstützung könnte man auch bei der Suche nach neuen Einkommensquellen und Wohnmöglichkeiten bieten bis hin zur Kontaktvermittlung mit anderen Einrichtungen, Behörden oder ehrenamtlichen Helfern. Hauptamtsleiter Simon Klaiber hat während seiner Tätigkeit in der Sigmaringer Stadtverwaltung gute Erfahrungen mit dem Konzept und der Arbeit der AGJ gemacht, was auch Karl Abt bestätigte. Der FW-Stadtrat hat als Rechtsanwalt öfters mit der Thematik „Wohnungsverlust“ und „Zwangsräumung“ zu tun, und machte deutlich, dass ein solches Ereignis viele Betroffene schlicht überfordere und bestehende Konfliktsituationen verschärfe. Deshalb sei eine solche Unterstützung sehr wichtig.

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Büro nicht im Rathaus

Oberdorfer und Abt regten an, dass das Büro der Fachkraft sich nicht im Rathaus befinden sollte, da Betroffene vor dem Gang zu einer Behörde zurückschreckten. Die AGJ hat in ihrem Konzeptionsentwurf vorgeschlagen, diesen Raum möglichst in der Innenstadt anzubieten. Optimal wäre aus Sicht der Experten eine direkte räumliche Nähe zur ambulanten Fachberatungsstelle, die sich bekanntlich im Nebengebäude des Rathauses befindet. Unabdingbar ist für die AGJ die Absprache mit dem Kreissozialamt. Klar ist, dass die Fachkraft ihre Arbeit dokumentiert auch um die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen zu ermitteln, die Obdachlosigkeit in Pfullendorf erzeugt.

Man werde in ein bis anderthalb Jahren über die Erfahrungen des neuen Angebotes berichten, ergänzte Bürgermeister Kugler, bevor das Gremium den Verwaltungsvorschlag einstimmig billigte.