„Sozialpädagoge zu sein, ist ein schöner, aber anspruchsvoller und kein einfacher Beruf. Man erlebt jeden Tag neue Herausforderungen“, sagt Udo Bartsch, FSJ- und Ausbildungsbeauftragter beim Haus Nazareth Sigmaringen. Nicht jeder sei dafür geeignet. Psychische Belastbarkeit, Durchsetzungsvermögen und Flexibilität gehören zu den wünschenswerten Voraussetzungen. Das Freiwillige Soziale Jahr sei eine gute Möglichkeit, um sich zu orientieren und um herauszufinden, ob einem ein Beruf in dieser Richtung – im konkreten Fall in der Kinder- und Jugendhilfe – überhaupt liegt. Ab 16 Jahren kann man sich für ein FSJ bewerben. Das Höchstalter ist 26 Jahre. Für Ältere gibt es den Bundesfreiwilligendienst (BFD).

Drei junge Frauen absolvieren gerade das FSJ erfolgreich

Das FSJ von drei jungen Frauen nähert sich dem Ende. Sedef Karaosmanoglu (20) aus Pfullendorf hat danach schon einen Studienplatz im Haus Nazareth sicher – das berufsbegleitende Studium wird dann an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen stattfinden. Isabell Lüdtke (18) aus Sentenhart geht zunächst weiter zur Schule, um später Sozialpädagogik zu studieren, und Dilara Camkiran (21) aus Bad Saulgau möchte Erzieherin in einem Kindergarten werden und sucht einen Ausbildungsplatz. Ein Praktikum im Kindergarten und das FSJ haben sie in ihrem Berufswunsch bestätigt, erzählt Dilara. „Es macht mir Spaß, mich um Kinder zu kümmern.“

An der Pfullendorfer Härleschule im Einsatz

Sedef und Dilara waren in Pfullendorf an der Härleschule, Außenstelle Löwen, in der Ganztages- und Notbetreuung im Einsatz, so etwa in der Sprach- und Hausaufgabenhilfe. Isabell wirkte bei der Schulsozialarbeit in der Härleschule mit. Bei einem zwölfmonatigen FSJ bietet das Haus Nazareth 25 Bildungstage an, wegen Corona entfielen die meisten Präsenz-Veranstaltungen, vieles musste online vermittelt werden.

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„Hier haben wir beispielsweise über Sanktionen und Konsequenzen gesprochen, über psychische Erkrankungen, Mobbing und Gewalt“, so Sedef, die zur Kurssprecherin gewählt wurde. Sie selbst habe anfangs Zweifel gehabt, ob sie in den sozialen Bereich passen würde. „Doch ich habe gutes Feedback bekommen und möchte auf jeden Fall dabei bleiben“, sagt sie.

FSJ ist ein „gewinnbringendes Jahr“

Udo Bartsch – seit über 30 Jahren im Beruf – berichtet, dass ein FSJ die Persönlichkeitsentwicklung vorantreibe. Das FSJ sei kein verlorenes Jahr, sondern ein gewinnbringendes. „Man entdeckt sich wirklich neu“, bestätigt Sedef. Sie sei selbstbewusster und verantwortungsbewusster geworden. Das professionelle Abgrenzen und das Abwägen zwischen Nähe und Distanz falle ihr inzwischen um einiges leichter. „Ich bin heute autoritärer und geduldiger als am Anfang.“

Plätze in Sigmaringen, Meßkirch, Krauchenwies, Mengen und Ostrach

Haus Nazareth bietet 70 FSJ-Plätze, zum Beispiel in Kinder- und Jugendbüros, in der Schulsozialarbeit, offenen Jugendarbeit sowie im stationären und teilstationären Bereich, wie in sozialtherapeutischen Wohngruppen, Mutter-Kind-Hilfe oder der Krisenintervention – unter anderem an den Standorten in Sigmaringen, Meßkirch, Krauchenwies, Mengen und Ostrach.

Fünf freie Stellen gibt es in Pfullendorf

Aktuell sind zwei Drittel der Plätze vergeben. „In Pfullendorf haben wir fünf freie Stellen. Je zwei in der Ganztagesbetreuung und Schulsozialarbeit und einen Platz im Kindergarten“, sagt der Pfullendorfer Sozialarbeiter Andreas Roth.