Seit Monaten gibt es Gerüchte und Spekulationen, was mit der letzten freien Fläche auf dem Bahnareal, 2,5 Hektar groß, nun passiert. Im SÜDKURIER-Gespräch hatte Bürgermeister Thomas Kugler erklärt, dass man im Februar den Kaufvertrag unterschreiben werde und bis dahin wegen des Vertrauensverhältnisses zwischen Eigentümer und Käufer nichts zur Nutzung sagen wird. Auf Anfrage bestätigt der Rathauschef nun, dass der Notartermin über den Flächenverkauf schon Anfang Februar stattgefunden hat. Keine Auskunft gibt es seitens der Verwaltung auf die Frage, wer denn der Käufer ist und welche Nutzung er denn plant. Man habe vereinbart, dass der Käufer selbst entscheide, wann und in welcher Form, er die Öffentlichkeit über das Projekt informieren will.

„Absprache mit dem Investor“

Nach Informationen des SÜDKURIER ist auf dem Gelände der Bau einer Produktionsstätte geplant, in der Algen in großem Stil gezüchtet werden sollen. Der Gebäudekomplex umfasst auch Büro- und Wohnräume. Auch auf die konkrete Anfrage an Bürgermeister Kugler, ob zwischen Dienstleistungszentrum und dem Geberit-Areal tatsächlich eine Algenproduktionsstätte gebaut werden soll, gibt es vom Rathauschef keine Antwort. Er verweist auf die Abmachung mit dem Investor. Dabei soll es sich nach Informationen des SÜDKURIER um einen erfolgreichen Sportler handeln, der einst auch in Pfullendorf aktiv war.

Der Kaufvertrag über die letzte, 2,5 Hektar große Fläche auf dem Bahnareal wurde Anfang des Monats notariell beurkundet.
Der Kaufvertrag über die letzte, 2,5 Hektar große Fläche auf dem Bahnareal wurde Anfang des Monats notariell beurkundet. | Bild: Volk, Siegfried

Gemeinderat bleibt stumm

Bislang hat sich auch kein Mitglied des Gemeinderates Pfullendorf öffentlich dafür interessiert, was denn mit der exponierten Fläche am Stadteingang von Pfullendorf geschieht. Während die gewählten Interessenvertreter der Bürgerschaft in öffentlichen Gemeinderatssitzungen öfters bei der Stadtverwaltung nach defekten Straßenlaternen oder verschmutzten Wegen fragen, hält sich die Neugierde der 23 Mandatsträger in Grenzen, was auf dem Geländestreifen passieren soll.

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Auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt das Landratsamt Sigmaringen, dessen Fachbereiche Umwelt und Arbeitsschutz sowie Baurecht bei dem Vorhaben sicher involviert würde, dass bislang weder von der Stadt noch vom sogenannten Verfahrensführer eines eventuellen Baugenehmigungsverfahrens aktiv auf die Behörde zugekommen ist, um sich vorab über die Vorschriften zu erkundigen.

Nachfrage nach Meeresgemüse

Da die Nachfrage nach dem Meeresgemüse auch in Europa wächst, steigen zunehmend Algenfarmen ins Geschäft ein. Die vermehren Algen auf Substraten wie Leinen und Netzen im Meer oder kultivieren sie in Becken. Bei allen Bio-Betrieben dürfen möglichst keine Nährstoffe aus der Algenfarm in die Umwelt gelangen. Deshalb darf in geschlossenen Beckenanlagen, das Ablaufwasser maximal den gleichen Nährstoffgehalt wie das einströmende Wasser aufweisen. Mikroalgen sind kleine, frei im Wasser schwebende einzelne Zellen oder Zellketten. Die gedeihen fast überall, ob im Teich, See oder im Aquarium und sogar auf Hauswänden. Wegen ihrer vielen Spurenelemente, Aminosäuren und Vitamin B 12 werden beispielsweise Mikroalgen der Gattung Chlorella als Nahrungsergänzungsmittel kultiviert. Mikroalgen brauchen zum Wachsen Nährstoffe, Kohlendioxid und viel Licht. Deswegen ziehen heimische Erzeuger sie in mit Süßwasser gefüllten, transparenten Glasröhren, Schläuchen oder Beuteln heran.