Beim Besuch von Regierungspräsident Klaus Tappeser stellten Bürgermeister Thomas Kugler und Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter in der vergangenen Woche die Entwicklung der Brache auf dem Bahnareal vor. Dabei bestätigte der Rathauschef, dass über den Verkauf der letzten verbliebenen 9000 Quadratmeter großen Fläche verhandelt werde und man derzeit ein Baugesuch des potenziellen Investors aufarbeite. Und nach Angaben von Kugler will der angrenzende Sanitärhersteller Geberit, der rund zwei Hektar der Bahnfläche in seiner unmittelbaren Nachbarschaft gekauft hat, dort ein Informations- und Kundenzentrum errichten, wobei der Baubeginn 2021 sein soll.

2,3 Millionen Euro Zuschuss

Zuvor hatte der Bürgermeister dem Regierungspräsidenten die Entwicklungsgeschichte des Bahnareals erläutert, die im Dezember 2007 startete, als die Stadt den Kaufvertrag mit der Deutschen Bahn über das Areal, nach vielen Gesprächen, endlich unter Dach und Fach bringen konnte. Es wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben, Bürgerworkshops für die künftige Gestaltung veranstaltet und dank der finanziellen Förderung durch das Bund-Länder-Programm „Stadtumbau West“ mit insgesamt 2,3 Millionen Euro kam das Mega-Projekt ins Laufen.

Viele Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen wurden seit 2008 verwirklicht

Ziele waren neben der Umnutzung der Bahnbrache die städtebauliche Neuordnung, die verkehrliche Verbesserung und die Anbindung der durch die Schiene getrennten Wohnbebauung zur Stadt. Grünzonen sollten geschaffen und das städtebauliche Eingangensemble zur historischen Altstadt aufgewertet werden. Als „Perlenschnur“ bezeichnete Stadtbaumeister Peter den Maßnahmenkatalog, der vom Stadtgarten bis zum Seepark reicht. In mehreren Abschnitten wurden auch viele Verkehrinfrastrukturmaßnahmen umgesetzt, das ZG-Areal verlagert, die „Schienenstube“ abgerissen, das Dienstleistungszentrum und der zentrale Busbahnhof gebaut.

Im ehemaligen Bahnhof ist die Erlebnisgaststätte „Barfüsser“ eingezogen.
Im ehemaligen Bahnhof ist die Erlebnisgaststätte „Barfüsser“ eingezogen. | Bild: Bild: Barfüßer

Geberit kaufte rund zwei Hektar Fläche und zuletzt gelang der Coup, dass der denkmalgeschützte Bahnhof eine neue Nutzung erhielt und gegenüber das Hotel „Riku“ auf dem ehemaligen ZG-Gelände gebaut wurde.

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40 bis 50 neue Arbeitsplätze sollen entstehen

Auf die SÜDKURIER-Frage, wer sich für die 9000 Quadratmeter Restfläche interessiert, gibt es von Hauptamtsleiter Simon Klaiber die Aussage, dass ein Kaufvertrag noch nicht unterschrieben wurde. Die aktuellen Planungen des Investors würden eine überwiegend gewerbliche Nutzung des Areals beinhalten. Bis zu 40 bis 50 neue Arbeitsplätze könnten bei der Ansiedlung entstehen, wobei das Vorhaben in 2021 umgesetzt werden soll. „Die Stadt Pfullendorf und der Interessent haben bis zum Abschluss der Verhandlungen Stillschweigen hierüber vereinbart, weshalb ich dazu, so lange noch nichts in trockenen Tüchern ist, nichts sagen kann. Sobald alles spruchreif ist, werden wir die Öffentlichkeit in gewohnter Manier über das Vorhaben informieren“, antwortet der Hauptamtsleiter auf die Frage, ob es sich um einen einheimischen oder auswärtigen Investor handelt und in welchem Wirtschaftssegment er tätig ist. Nach Informationen des SÜDKURIER soll es sich um ein Projekt aus dem Bereich der alternativen Nahrungsmittelerzeugung handeln, das in einem mehrgeschossigen Gebäudekomplex umgesetzt werden soll.

Regierungspräsident: „Identität zwischen Bürger und Gemeinde muss täglich neu erarbeitet werden.“

Bei seinem Besuch hatte Regierungspräsident Klaus Tappeser die Stadtoberen dafür gelobt, dass sie sich für den Erhalt von „identitätsstiftenden Gebäuden“ einsetzen, die Gemeinden unverwechselbar machen und zur Stärkung der Identität zwischen Bürgerschaft und Kommune beitragen. Mahnend hatte Tappeser angefügt, dass diese Identität zwischen Bürger und Gemeinde täglich neu erarbeitet werden müsse.