Es ist vollbracht – alle Beteiligten freuten sich am Montagabend, dass die Barfüßer-Hausbrauerei auf dem ehemaligen Areal des Pfullendorfer Bahnhofs eröffnet werden konnte. Investor Erwin Künstle vom gleichnamigen Pfullendorfer Holzbau-Unternehmen übergab das umfassend sanierte und umgebaute Bahnhofsgebäude wie den neuen Anbau an Eberhard "Ebbo" Riedmüller. Dieser betreibt in den Räumen als Pächter seine jetzt sechste Hausbrauerei. Die anderen fünf finden sich in Neu-Ulm, Ulm, Weißenhorn, Reutlingen und Memmingen.

Von der dortigen Brauerei des Ulmer Unternehmers kommt mit Dennis Lischka der neue Pfullendorfer Braumeister. Er hat verwandtschaftliche Beziehungen in die Linzgaustadt.
Die gute Zusammenarbeit von Erwin Künstle und Ebbo Riedmüller lobte Pfullendorfs Bürgermeister Thomas Kugler ausdrücklich: "Hier waren die richtigen Leute am richtigen Platz". Die Stadt habe nun mit dem neuen Gastronomiebetrieb ein neues Aushängeschild. Erwin Künstle hatte dieses Lob zuvor indirekt an seine Frau Susanne weitergegeben, denn deren Beharrlichkeit sei ausschlaggebend dafür gewesen, dass die ursprüngliche "Schnapsidee" verwirklicht wurde. Kugler sieht die Barfüßer-Hausbrauerei auch als wichtige Ergänzung des gastronomischen Angebots in der Stadt, nachdem die Besitzer des Deutschen Kaiser das alteingesessene Gasthaus am Marktplatz aufgegeben haben. Kugler übergab Riedmüller am Montagabend die nötige Gaststättenkonzession. Rund 250 Plätze gibt es im Innern der Gaststätte, die gleiche Zahl gibt es in den Biergärten im Außenbereich. Erwartet werden 100 000 Gäste im Jahr. Das hatte Erwin Künstle im Mai gesagt, als das Bauprojekt im Rahmen des Tags der Städtebauförderung besichtigt werden konnte. Bürgermeister Kugler erinnerte am Montagabend in seiner kurzen Ansprache, dass der Stadt die Fördermittel aus diesem Bundesprogramm sehr gelegen kamen, um das rund 6,3 Hektar große ehemalige Areal der Deutschen Bahn entwickeln und damit zum Vorteil der Stadt verbessern zu können.
500 Beteiligte aus allen Handwerkssparten waren nach den Angaben von Erwin Künstle an dem Projekt beteiligt, "eine Herkulesaufgabe". Eine besondere Herausforderung stellte das jetzt integrierte Gebäude des alten Bahnhofs dar, dass unter Denkmalschutz steht. Entsprechende Auflagen mussten bei der Sanierung berücksichtigt werden. Teilweise waren bis zu 60 Arbeiter gleichzeitig auf der Baustelle. Sechs verschiedene Sprachen seien gesprochen worden. "Alle sind mit Respekt miteinander umgangen. Und es fand sich immer jemand, der übersetzen konnte", schilderte Künstle. Er lobte den außergewöhnlichen Einsatz aller Beteiligten und er bedankte sich bei den Mitgliedern seiner Familie für die Unterstützung für dieses Projekt. Die Beschäftigten seiner Holzbau-Firma hätten während des vergangenen halben Jahrs jeden Samstag gearbeitet, damit die Gaststätte jetzt eröffnet werden konnte.
Von der Eisenbahn zur Gastronomie
Die Stadt Pfullendorf kann auf eine lange Bahngeschichte zurückblicken:
Die Eisenbahnstrecke zwischen Pfullendorf und Schwackenreute war nach zweijähriger Bauzeit am 11. August 1873 in Betrieb genommen worden. Große Teile dieser Strecke gibt es heute nicht mehr, da sie abgebaut wurden. Erst zwei Jahre später erfolgte der Anschluss der Linzgaustadt über Ostrach nach Altshausen. Diese Strecke gibt es heute noch. Im Moment wird sie weitgehend nur touristisch genutzt, so fährt hier die sogenannte Räuberbahn. 2002 war der Güterverkehr durch die Bahn eingestellt worden und die Stadt kaufte das Bahnareal mit rund 6,3 Hektar an Fläche. In einem ersten Schritt wurde dann der Busbahnhof gebaut, der an die Barfüßer Hausbrauerei angrenzt. In der weiteren Achse in Richtung Aach-Linz will das Sanitärtechnik-Unternehmen Geberit auf dem ehemaligen Bahnareal ein neues Informationszentrum bauen. Im Mai hatte Bürgermeister Thomas Kugler davon gesprochen, dass Geberit 2020/21 bauen werde. Hinter dem ehemaligen Bahnhofsgebäude liegt eine wechselvolle Geschichte. In der jüngeren Vergangenheit gab es auch gastronomische Nutzungen dieses Bereichs – zuletzt mit der "Schienenstube", die für die Hausbrauerei abgerissen wurde.