25 Jahre, nachdem Hans-Jürgen Eckert und Alfred Stärk die Firma Escad gegründet haben und 16 Jahre nach dem Umzug der Hightechschmiede nach Pfullendorf, bestätigt das Geschäftsführerduo Reiner Hafen und Rudolf Rauch im SÜDKURIER-Gespräch, dass die Escad Automation GmbH rückwirkend zum 1. Januar 2021 einen neuen Eigentümer hat – die vor sechs Jahren gegründete Robur Industry Service Group, die in München ansässig ist und sich binnen kurzer Zeit zu einem großen Industrieserviceleistungsfirmen entwickelt hat. Betroffen von dem Wechsel sind am Standort Pfullendorf rund 120 Beschäftigte. Von der Robur Group wurden auch die zur Escad-Group gehörenden Escad Austria GmbH, die Softwerk Automation GmbH und die Smart Robotics Austria GmbH übernommen, die etwa 100 Mitarbeiter beschäftigen. „Für alle Mitarbeiter ändert sich nichts“, versichern Hafen und Rauch.
Geschäftsführung: „Wir sind gut durch 2020 gekommen.“
Die ersten Gespräche zwischen dem neuen Eigentümer, und den Escad-Verantwortlichen fanden Ende 2020 statt und schon am 22. Dezember war der Notartermin anberaumt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, antwortet Reiner Hafen, der sich mit Rudolf Rauch die Geschäftsführung teilt, auf eine SÜDKURIER-Frage.
Der Verkauf habe auch nichts mit möglichen negativen Folgen der Corona-Pandemie zu tun, im Gegenteil: „Wir sind gut durch 2020 gekommen.“ Dieses positive Fazit sei auch nicht verwunderlich, da die Escad-Group in den Zukunftsfeldern der Wirtschaft tätig sei – Digitalisierung, Industrie 4.0 oder Automatisierung.
Wachstumspotenziale für den Standort Pfullendorf
„Der Standort Pfullendorf wird gestärkt“, sind Rauch und Hafen überzeugt und als Mitglied der Robur-Group könnte Pfullendorf sogar wachsen. Schon wenige Wochen nach der offiziellen Übernahme, habe man dank des neuen „Mutterhauses“, deren Geschäftskontakten und Vertriebskanälen, schon ein Dutzend Projekte an Land gezogen, die man ohne diese Verbindung wohl nicht erhalten hätte. „Escad passt mit seinem Portfolio perfekt zu Robur und umgekehrt profitieren auch wir enorm“, ist Hafen und Rauch die Begeisterung über den Deal anzusehen. Wobei der Kontakt eher zufällig zustande gekommen sei.
AG bleibt weiter zu 100 Prozent im Eigentum von Firmengründer Eckert
Robur habe sich binnen kurzer Zeit zu einem großen Player in den Zukunftsfeldern für Industrie 4.0 entwickelt, und sei auf der Suche nach Zukäufen auf Escad gestoßen. Ziel der Münchner ist, ein großes Unternehmen zu werden, das für seine Kunden die gesamte Angebotspalette abdecken kann. Eine solche Rund-um-Dienstleistung ist für viele mittelständische Firmen, auch angesichts des Finanzierungsvolumens, immer schwerer zu schultern. Dank des neuen „Mutterkonzerns“ gibt es für die heimische Firma nun Möglichkeiten, an neue und größere Aufträge zu kommen. „Das ist eine riesen Chance für Escad und für Pfullendorf„, stehen Reiner Hafen und Rudolf Rauch absolut hinter dem Deal.
Dass auch die Robur Group vom Potenzial der Pfullendorfer überzeugt ist, zeige der Abschluss des langfristigen Mietvertrages für das Escad-Gebäude. Verkauft wurden die unter dem Holding-Dach befindlichen eigenständigen GmbHs, die Aktiengesellschaft bleibt weiter zu 100 Prozent im Eigentum von Firmengründer Eckert.
Robur: „Wir passen ideal zusammen!“

„Escad ist ein weiterer Baustein in unserem ganzheitlichen Angebot für die digitale Transformation der Industrie und des Industrieservices“, erklärt Florian Kopp, Managing-Partner der Robur-Group, in einer Pressemitteilung. Der neue Partner aus Pfullendorf verstärke die Kompetenzen in der Automatisierungstechnik, erweitere die Engineerfähigkeiten und bringe mit der kollaborativen Leichtbaurobotik und Intralogistiklösungen neue Bereiche in die Unternehmensgruppe. „Wir passen ideal zusammen“, ist auch Florian Kopp überzeugt, dass sich für die Unternehmen ungeahnte Potenziale ergeben.
Die Unternehmen
- Escad Group: Im Jahr 1996 gründen Hans-Jürgen Eckert und Alfred Stärk in Überlingen die Escad Elektrotechnik und Maschinenbau GmbH. Aus den ersten Buchstaben der Familiennamen „E“ (Eckert) und „S“ (Stärk) sowie dem Kürzel CAD (Computer Aided Design = computergestütztes Design) leitet sich der Firmenname ab. Im Jahr 2003 folgt die Entscheidung, die bisherigen Standorte Wintersulgen und Aftholderberg an einem gemeinsamen Standort zusammenzuführen. Im Jahr 2004 starten die Bauarbeiten am neuen Stammsitz in Pfullendorf, der 2005 bezugsfertig ist. Im Jahr 2006 hat die Gruppe 300 Beschäftigte und drei Jahre später schon 460 Mitarbeiter. Die 500er-Grenze wird 2011 übersprungen. Derzeit gibt es neun nationale und fünf internationale Standorte mit 518 Beschäftigten, die in den Bereichen Fertigung, Robotik, Engineering und Energie tätig sind.
- Robur Industry Service Group GmbH: Die in München ansässige Firma wurde 2015 als Antwort auf die sich die immer digitaler werdenden Industrieservicedienstleistungen gegründet und wies im Jahr 2020 rund rund 200 Millionen Euro Umsatz aus. Fast 3000 Beschäftigte arbeiten in den Industriesegmenten Wind, Wasser, Energie, Industrials und Prozessindustrie. Angeboten werden ganzheitliche Lösungen von Planung und Realisation über Installation, Betrieb und Instandhaltung bis zu Verlagerung und Rückbau. Sie unterstützen mit Digital- und Automatisierungs- sowie Data-Insightslösungen bei der Gestaltung der digitalen Transformation. (siv)