Eine innovative Idee aus der Region entwickelt sich zu einer weltweiten Erfolgsstory – die vielfältige Nutzung der durchwachsenen Silphie. Bekanntlich nutzt der Energiepark Hahnennest die Pflanze, um seine Biogasanlage damit zu beschicken, und Biomethangas zu gewinnen. Aber schon vor Jahren überlegte Landwirt Thomas Metzler, wie die aus den USA stammende Stängelpflanze zusätzlich genutzt werden könnte. So entstand die Idee, die Silphiefaser zur Papierherstellung zu verwenden.
Landwirte kooperieren mit einem Big Player der deutschen Lebensmittelindustrie
Für dieses einmalige Projekt fand man einen Kooperationspartner – die Marke OutNature GmbH, eine Tochterfirma der Stiftung PreZero, die wiederum die Umweltsparte der Schwarz Gruppe ist. Kurz gesagt: Die Landwirte kooperieren mit einem Big Player der deutschen Wirtschaft.

In Hahnennest errichtete OutNature eine Pilotanlage, in der die Pflanzenfasern mittels eines biothermischen Verfahrens vor der Bioenergieerzeugung getrennt wird, was auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei einem Besuch beeindruckte.
Erfolg auf dem US-Markt
Die beiden Handelssparten Lidl und Kaufland führen die innovativen Papierverpackungen auf Basis der Silphie-Pflanze nach einer erfolgreichen Pilotphase nun sukzessive im Bereich Obst und Gemüse ein. Bei Lidl ist die Bio-Kresse in der Silphie-Verpackung seit vergangenem November, zunächst in Süddeutschland erhältlich, bei Kaufland wird sie in Kürze flächendeckend in allen Filialen in Deutschland zu kaufen sein. Damit startet eine Reihe vieler weiterer Produktumstellungen: Zeitnah folgen bei Kaufland beispielsweise Bio-Tomaten, -Äpfel und -Champignons, die Ausweitung auf weitere Landesgesellschaften ist in Planung. Seit Anfang Dezember ist auch bekannt, das Procter & Gamble Display-Verpackungen aus Silphie-Papier für die Marken Gilette und Always einführt.
Weitere Produktionsanlagen werden errichtet
Angesichts dieses Erfolges ist es nur folgerichtig, weitere Produktionsanlagen in Deutschland zu errichten. Diese Aufgabe hat die 2020 gegründete Firma Agrarinnovationen Hahnennest GmbH übernommen, die von Geschäftsführer Siegfried Butz geleitet wird. Im Aufgabenfokus stehen dabei unter anderem die europaweite Suche nach geeigneten Standorten für die nachhaltige Faserproduktion und der großflächige Silphien-Anbau.
Zukunftsperspektive für Biogasanlagenbetreiber
Für die Faserproduktion muss sich der Korbblütler von der Energie- und Imagepflanze zur industriellen Rohstoffpflanze weiterentwickeln. Nur wenn ausreichend Substrat zur Verfügung steht, kann eine Faseranlage überhaupt realisiert werden und nur wenn eine breitere Verwertung für die Pflanze erschlossen werden kann, können die Silphien-Vorteile weiterhin noch besser genutzt werden. Für Biogasanlagen entsteht hier erstmals Post-EEG eine förderunabhängige Zukunftsperspektive.
Neue Firmen wurden gegründet
Um das Joint-Venture gemeinsam mit der Projektpartnerin Outnature GmbH als Ganzes zu entwickeln, wurde im März die Silphietec GmbH in Pfullendorf gegründet. Geschäftsführer sind Michail Ginsburg von der OutNaure GmbH und Siegfried Butz. Kernaufgaben dieser Firma sind die Projektierung und Realisierung der neuen Faseranlagen. Mit der Gründung dieser neuen Firmen wird sich die Energiepark Hahnennest GmbH & Co. KG wieder auf ihr ursprüngliches Kerngeschäft konzentrieren: Die Biogasproduktion. Für das Saatgutgeschäft rund um die Donau-Silphie ist nach wie vor die Metzler & Brodmann Saaten GmbH zuständig.