Am Montag beginnt nach sechs Wochen Sommerferien wieder die Schule. Eigentlich sollte dann auch in Burgweiler die Einschulung gefeiert werden. Rund zehn Kinder sollten als erste Schüler der Freien Waldorfschule Linzgau in der kommenden Woche eingeschult werden. Daraus wird vorerst leider nichts.

Dabei sah zunächst alles wunderbar aus. Im Frühling war es dem Trägerverein gelungen, Lehrer für das Projekt zu gewinnen und auf Informationsveranstaltungen Eltern für die neue Schule zu begeistern. Ende Mai lagen zehn verbindliche Schulanmeldungen vor. Nach einem erfolgreichen Tag der offenen Tür am 10. Juli in Burgweiler jubelte das Vorstands-Quartett exakt eine Woche später am 19. Juli. Das Regierungspräsidium Tübingen erteilte die langersehnte Betriebserlaubnis für die Freie Schule für das Schuljahr 2022/2023 in der alten Grundschule in Burgweiler. Der Trägerverein hatte einen entsprechenden Antrag gestellt.

Klassenlehrer springt kurzfristig ab

Die Freude währte bedauerlicherweise nicht lange. Noch in derselben Woche sagte der Klassenlehrer ab, der eigentlich die Erstklässler ab Montag als Gründungslehrer für die kleine Schule übernehmen sollte. Eine herbe Enttäuschung für das Vorstandsteam Lisa Aichele, Anita Heinzelmann, Kristin Yildiz und Lucile Huguet, die mit viel Herzblut und Idealismus die Gründung vorantrieben. Das Projekt drohte zu kippen. „Nach einer kurzen Weile in Schockstarre haben wir uns wieder fassen können und entschieden, an der Gründung dranzubleiben. Unserer Ansicht nach braucht es immer noch eine Freie Waldorfschule im Hinterland“, teilt Lucile Huguet vom Vorstand auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Deshalb versuchten die Verantwortlichen, das Projekt noch zu retten. In den ersten zehn Tagen der Sommerferien wurden alle Netzwerke reaktiviert, um doch noch einen neuen Klassenlehrer oder eine neue Klassenlehrerin zu finden. Gefragt wurden auch die Patenschule, die Waldorfschule Überlingen sowie die Waldorfschulen in Ravensburg und Wahlwies. Es habe zwar einige Bewerber gegeben, aber es habe den Bewerbern an der notwendigen Erfahrung als Gründungslehrer gefehlt.

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Schulstart nach Beratungen um ein Jahr verschoben

Nach Beratungen mit der Landesarbeitsgemeinschaft für Waldorfschulen in Baden-Württemberg (LAG) entschieden die Eltern gemeinsam, den Schulstart um ein Jahr zu verschieben. Die Eltern, die ihre Kinder an der geplanten Waldorfschule angemeldet hatten, wurden Anfang August in einem Schreiben informiert. Entmutigt sind die vier Frauen im Vorstand nicht, der Gründungsimpuls sei nach wie vor da. Den Frauen war er gelungen, innerhalb von knapp eineinhalb Jahren einen Trägerverein zu gründen, Eltern für die Idee zu begeistern, ein Schulgebäude zu finden und Lehrer für die Schule zu finden. Auch die Finanzierung stellten die Frauen auf die Beine, da die Waldorfschule als freie Schule in den ersten drei Schuljahren keine Zuschüsse vom Staat erhält. In der Gründungsphase entstehen Kosten von rund 450 000 Euro, die über Elternbeiträge, Spenden und ein Bürgschaftsdarlehen gesichert wurden.