Ein Schlaganfall, ein folgenschwerer Unfall, Pflegebedürftigkeit im Alter – all dies kann dazu führen, dass man sein gewohntes Wohnumfeld der veränderten Lebenssituation anpassen muss. Sei es durch den Einbau einer bodenebenen Dusche oder breiterer Türen. Doch es sind nicht allein Mobilitätseinschränkungen und andere körperliche Beeinträchtigungen, auch der Verlust kognitiver Fähigkeiten lässt den Alltag in den eigenen vier Wänden zu einer Herausforderung werden. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft waren in Deutschland im vergangenen 2020 1,6 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen, bis 2050 sollen es voraussichtlich doppelt so viele sein.
Jeder Fall muss individuell betrachtet werden
Wie es gelingt, sein Wohnumfeld demenzfreundlich zu gestalten, wissen Wohnberater wie Karlheinz Fahlbusch, der diese Aufgabe ehrenamtlich beim Sozialverband VdK übernommen hat. Dem nachlassenden Orientierungs- und Erinnerungsvermögen kann durch teils einfach Mittel auf die Sprünge geholfen werden.
Karlheinz Fahlbusch schildert beispielhaft, warum ein Ehepaar, sie 78, er 75 Jahre alt, seine Beratung gesucht hat. „Die beiden leben in einer zweigeschossigen Doppelhaushälfte, Bad und Schlafzimmer sind im ersten Stock“, berichtet er. „Durch fortschreitende Demenz ist die Frau unruhiger und vor allem nachts wandert sie durchs Haus auf der Suche nach dem Badezimmer. Ihr Mann hat einen festen Schlaf und bekommt davon nichts mit, er hat Angst, dass seine Frau stürzen könnte.“ Damit sich die Frau im sechs Meter langen Flur zurechtfindet, wurde zur Orientierung ein LED-Band mit Bewegungsmelder am Boden angebracht. Wenn die Frau den Gang betritt, um aufs WC zu gehen, schaltet sich das Licht automatisch ein. Seine Die Brenndauer lässt sich programmieren. Weil von einem Teppichläufer im Flur Rutschgefahr ausging, wurde die Stolperfalle kurzerhand entfernt. Ein Handlauf an der Wand bringt zusätzliche Sicherheit. „Die Frau ist es gewohnt, sich mit der rechten Hand am Handlauf zu halten, und somit wurde quasi für Hin-und Rückweg zum Bad ein beidseitiger Handlauf angebracht“, erklärt Fahlbusch. Die Treppe ins Erdgeschoss wurde mit einem Treppenschutzgitter gesichert.
Öffnen ohne Schlüssel

Eventuell müssen Angehörige auch an die Absicherung von Türen denken. Bewährt haben sich nach Fahlbuschs Erfahrung Verriegelungsknöpfe statt Schlüssel. „Bei der Haustür habe ich selber einen elektronischen Schließzylinder und ich kann die Tür mit meinem Fingerabdruck öffnen.“ Somit braucht man keinen Schlüssel, den man leicht verlegen könnte. „Bei Weglauftendenz gibt es die Möglichkeit, der dementen Person einen GPS-Sensor am Hosenträger zu befestigen, so dass man sie orten und finden kann.“ Im Internet findet man reichlich Informationsseiten, welche technischen und digitalen Hilfsmittel der Fachhandel für demente Menschen und deren Angehörige anbietet. Sei es das Bügeleisen-Modell, das sich automatisch abschalten, wenn es nicht bewegt wird. Für Fahlbusch ist es wichtig, die individuelle Situation zu analysieren. Für den einen kann es sinnvoll sein, im Bad eine Mischbatterie mit Temperaturbegrenzer einzubauen, weil er sich sonst am heißen Wasser verbrennt. Für den anderen erleichtern Beschilderungen, etwa das Anbringen leicht verständlicher Symbole an Räumen, Schränken und Kommoden das Zurechtfinden im Haushalt.
Sicherheitsabschaltung am Herd

Der Elektroherd in der Küche kann eine Brandgefahr darstellen, wenn eine demente Person vergisst, den Herd nach dem Kochen auszuschalten oder es versäumt, überhaupt erst einen Topf aufs Kochfeld zu stellen. Herde verfügen häufig über eine Tastensperre, die verhindern, dass man den Herd anschaltet. Es gibt auch Herdwächter für Senioren, die den Herd nach Ablauf einer einstellbaren Kochzeit oder bei zu hoher Temperatur
automatisch abschalten. „Ich rate auf jeden Fall dazu, Rauchmelder zu installieren“, sagt Fahlbusch.
Bezuschussungen nach dem Pflegegrad sind möglich
Sind Medikamente, Reinigungsmittel oder das Filetiermesser eine Gefahrenquelle, bietet sich ein Schubladenschutz an, der das Öffnen nur mithilfe eines Mechanismus zulässt. „Wenn ich vermeiden will, dass der Demenzkranke zum Beispiel den Toaster in Gang setzt, ziehe ich den Stecker des elektrischen Geräts heraus und versehen die Steckdose mit einer Kindersicherung.“ Ist eine demenzgerechte Veränderung der Wohnung nötig, werden wohnumfeldverbessernde Maßnahmen je nach Pflegegrad mit bis zu 4000 Euro bezuschusst.