Diese Woche wird Dirk Loitz, der in Illmensee die Fahrschule Schobloch betreibt, nie vergessen. Er erfuhr das Leid der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hautnah und erlebte die Hilfsbereitschaft und Solidarität vieler Menschen, die eine besondere Hilfsaktion in Illmensee unterstützten. „Vater, wir müssen etwas machen“, wollte sein Sohn und dessen Freunde helfen die Not der Geflüchteten zu lindern. Via Social Media wurde ein Spendenaufruf verfasst, und die väterliche Halle als Sammelstelle genutzt.

Firmen stellen Transporter kostenlos zur Verfügung

„Es war Wahnsinn, wie viele Menschen Sachen vorbeigebracht haben“, berichtet Dirk Loitz im SÜDKURIER-Gespräch und ist immer noch überwältigt von dem Ansturm. Für den Transport stellten das Busunternehmen Bühler aus Wilhelmsdorf vier Sprinter zur Verfügung und die Firma Langer aus Illmensee ein Fahrzeug, und zwar kostenlos. Auch die zehn Fahrer waren schnell gefunden und so startete der kleine Konvoi am vergangenen Donnerstag auf die 1400 Kilometer lange Strecke über Dresden nach Polen.

Die fünf Transporter wurden mit Spendengütern vollgeladen.
Die fünf Transporter wurden mit Spendengütern vollgeladen. | Bild: Dirk Loitz

Joris Loitz und seine Freunde hatten via Social Media Kontakte mit Helfern vor Ort, und so erreichten die Illmenseer in der Nähe der Stadt Radymno eine zentrale Sammelstelle, die in einer Spedition eingerichtet wurde. Dort wurden die Hilfsgüter entladen.

Die Geflüchteten werden in dem ehemaligen Einkaufscenter, das als Unterkunft genutzt wird, auch verpflegt.
Die Geflüchteten werden in dem ehemaligen Einkaufscenter, das als Unterkunft genutzt wird, auch verpflegt. | Bild: Dirk Loitz

In einem angrenzenden Einkaufscenter sind Geflüchtete untergebracht. „Diese Menschen sind so dankbar für jede Hilfe“, berichtet Dirk Loitz von sehr emotionalen Begegnungen.

17 Menschen auf dem Rückweg an ihren Wunschort gebracht

Für die Rückfahrt boten die Illmenseer dann insgesamt 17 Menschen eine Fahrmöglichkeit, darunter war eine sechsköpfige Familie, die nach Krakau wollte. Sechs Leute wollten nach Dresden, wo man in einen Stau geriet, sodass der Konvoi erst um 1 Uhr ankam. Joris Loitz hatte das „Hostel a und o“ als Übernachtungsmöglichkeit ausfindig gemacht. Mit 24 Leuten kam man nachts dort an, wo das Personal auf sie wartete und ein Büffett vorbereitet hatte. Am Folgetag wollte Dirk Loitz zahlen, aber das Hotel wollte keinen Cent.

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Spendengeld wird für andere Hilfsfahrten eingesetzt

Am Samstag waren die Illmenseer um 20 Uhr wohlbehalten zurück. Sachspenden, die man nicht mitnehmen konnte, hat man zur Sammelstelle der Diakonie Pfullendorf gebracht. Und auch das restliche Spendengeld, dass man via Pay-Pal-Konto erhalten hat, wird weiter für den guten Zweck verwendet. Zwei junge Leute aus Wilhelmsdorf sind gestern mit einem Hilfstransporter aufgebrochen und ihr Spritgeld wird von dem Spendengeld bezahlt.

In der Halle von Dirk Loitz stapelten sich die Hilfsgüter.
In der Halle von Dirk Loitz stapelten sich die Hilfsgüter. | Bild: Dirk Loitz

Warnung vor Menschenhändlern ist berechtigt

Dass das Leid der Flüchtlinge auch ausgenutzt wird, konnten Dirk und Joris Loitz selbst beobachten. Es standen Busse vor der Unterkunft, deren Fahrer von Flüchtlingen 500 Dollar für eine Fahrt in eine 500 Kilometer entfernte Stadt verlangten und die Menschen nach 200 Kilometern aus dem Fahrzeug schmissen. Wie wichtig Warnungen vor Menschenhändlern sind, erlebten die Helfer aus Illmensee fast bei jedem Parkplatzsstop. „Männer kamen zum Auto und fragten, ob wir Flüchtlinge dabei hätten“, berichtet Dirk Loitz. Die Fremden hätten sich gezielt nach jungen Frauen und Mädchen erkundigt, die man gerne übernehme, weil man ihnen einen Job anzubieten habe.

Die Hilfsgüter werden in der riesigen Halle einer Spedition gelagert.
Die Hilfsgüter werden in der riesigen Halle einer Spedition gelagert. | Bild: Dirk Loitz

Diakonie Überlingen/Pfullendorf hat ein Spendenkonto eingerichtet

Wer die Hilfsaktion für die Kriegsoper in der Ukraine unterstützen will, kann Geld auf das Spendenkonto des Diakonischen Werks Überlingen/Pfullendorf überweisen. Konto: Diakonisches Werk Überlingen bei der Sparkasse Bodensee (DE 87 6905 0001 0001 0220 11) als Spendenzweck „Ukraine“ angeben. Es können Spendenbescheinigungen ausgestellt werden.