In ihrer Mietwohnung in der Heiligenbergerstraße haben sich Mona und Karlheinz Fahlbusch pudelwohl gefühlt. Und trotzdem ging dem Ehepaar der Wunsch nach etwas Eigenem nicht aus dem Kopf. „Wir wollten eine Eigentumswohnung kaufen. Bei der Suche sind wir dann auf das Wohnhaus im Tummelhaus gestoßen“, schildert Fahlbusch.
Ehefrau war zunächst dagegen
Nach der Besichtigung war seine Frau dagegen, das aus den 80-er Jahren stammende Gebäude zu erwerben: „Das kaufen wir auf gar keinen Fall, das sieht furchtbar aus“. Doch ihr Mann sah das Potenzial: „Die Bausubstanz ist super, da können wir was draus machen“, war er sich sicher. Und überzeugte seine Mona: 2015 wurde der Kaufvertrag geschlossen.
Mehrere Tonnen Schutt abgefahren
Was dann folgte, bezeichnet Karlheinz Fahlbusch im Rückblick schmunzelnd als „granatenmäßige Baustelle“. Wände wurden abgerissen, das Haus an manchen Stellen entkernt. „Es wurden mehrere Tonnen Bauschutt abgefahren“, schildert er. Dabei durfte das Ehepaar gleich die angenehme Erfahrung machen, dass sie sich im Tummelhaus sehr verständnisvolle Nachbarn ausgesucht hatten. „Eine Nachbarin hatte bei der Aufbringung der Wärmedämmung sogar Styroporkügelchen im Schlafzimmer. Aber alle hatten Verständnis für uns“, erzählt Fahlbusch dankbar.
Energie-Ingenieur zu Rate gezogen
Ein zukunftsfähiges Haus mit modernsten Energiequellen und Technik – das war die Vision des Ehepaars. Deshalb hatten sie einen Energie-Ingenieur aus Bingen zu Rate gezogen, der viele Ideen hatte und sich mit den Vorschriften auskannte. Zunächst wurde die Außenhülle komplett gedämmt, später folgten Dämmungen des Daches sowie der Decke und Treppe des Kellers und des Außenbereichs des Kellers.
Haus ist komplett eingepackt
„Unser Haus ist komplett bis zur Erde herunter eingepackt“, verrät der Hausbesitzer. Energiesparfenster mit Mehrfachverglasung waren dem Ehepaar ebenso wichtig wie eine Fußbodenheizung. Die Fußböden wurden mit dem Naturprodukt Linoleum belegt.
In Haus bereits vorhanden war eine Ölheizung, die er inzwischen aber entsorgt hat. „Wir wollten weg von fossilen Brennstoffen“, betont der Hausbesitzer. Stattdessen hat er sich für eine Wärmepumpe entschieden. Im Pufferspeicher hat er zusätzlich einen elektrischen Heizstab. Als weitere Heizquelle dient ein Kaminofen. Dieser ist mit einer Wassertasche ausgerüstet, sodass der Ofen nicht nur Wärme erzeugt, sondern auch Warmwasser bereitstellt.

Dafür steht jedoch in erster Linie eine andere Quelle zur Verfügung, denn auf das Dach des Hauses wanderte eine Solarthermie-Anlage. Mit den Solarkollektoren generieren die Bewohner von März bis Oktober ihr warmes Wasser. „Das ist sehr günstig“, betont Fahlbusch.
Auch für eine Fotovoltaikanlage war auf dem Fahlbuschschen Dach noch Platz. Hier hatte sich das Ehepaar für eine klassische 7-kWp-Anlage entschieden. „Wir haben einen Benz im Keller“, verrät Karlheinz Fahlbusch grinsend.
Denn das Energiespeichersystem, das sich im Untergeschoss befindet, stammt tatsächlich von der Firma Mercedes Benz. Beim Besuch fällt das angenehme Raumklima auf. Dafür sorgt unter anderem die Lüftungsanlage. In Küche, Bad und Toilette wird die Luft über Rohre hinausgeblasen, gleichzeitig wird frische Luft von außen angesogen.
„Wir würden alles wieder genauso machen“, zeigt sich Karlheinz Fahlbusch zufrieden trotz des hohen Aufwands für die energetische Sanierung seines Hauses. Mit der App auf dem Handy kann er alle wichtigen Funktionen im Haus steuern und überblicken.
Sein Faible für technische und energetische Innovationen ist noch nicht befriedigt: Jetzt hat der Rentner auch eine Stromtankstelle für sein E-Auto in der Garage. „Diese Tankstelle kommuniziert mit meiner Solaranlage und lädt das Auto nur dann, wenn ich überzähligen Strom habe“, freut sich der Technikbegeisterte über seinen jüngsten Coup.
„Es gibt auf jedes Objekt unzählige Anfragen“
Wir haben mit Immobilienwirt Peter Reisky gesprochen, warum es einen Boom beim Kauf von älteren Häusern gibt, und was beim Kauf zu beachten ist.
Herr Reisky, warum sind ältere Immobilien derzeit so gefragt?
Ein Neubau ist selbst im Hinterland mittlerweile nur mit viel finanziellen Mitteln zu bezahlen. Heute kostet ein neues Haus aufwärts 650 000 Euro und nach oben gibt es fast keine Grenzen mehr. Dann ist es so, dass sich auf jedes Grundstück, was erschlossen wird, eine Vielzahl an Bewerbern melden. Die Aussicht, ein Grundstück zu erhalten, ist oft sehr schwierig. Die Grundstücke sind je nach Region auch nicht mehr groß und da nicht jeder dicht an dicht in einem Neubaugebiet wohnen möchte, gehen manche noch aufs gebrauchte Haus mit dem größeren Areal.
Welche Vorteile bietet der Kauf einer älteren Immobilie?
Gebraucht ist zwar auch kein Schnäppchen mehr, aber man kann als handwerklich begabter Immobilienkäufer den einen oder anderen Euro sparen und man muss nicht gleich alles sofort umbauen oder energetisch sanieren.
Was sollte ein Käufer eines älteren Hauses generell beachten?
Es macht schon Sinn, vor dem Kauf einen Experten mit hinzuzuziehen. Nicht nur der Blick aufs energetische, auch nach Giftstoffen muss man Ausschau halten. Hier gibt es ab und an in älteren Häusern das Problem mit Giftstoffen wie Asbest, Lindan, Formaldehyd, PCP, die ab und an in den Innenräumen zu finden sind. Was ist mit den Wasser – Abwasser, aber auch elektrischen Leitungen, Dach, Keller, Erschließungskosten, Baulasten, und vieles mehr?
Wie sieht es in der Region aus: Ist es schwierig, hier ein Haus zu kaufen?
Immobilien sind generell ein knappes und teures Gut. Das hängt von dem überschaubaren Angebot, der Zinssituation, der Angst vor Inflation und vielen anderen Faktoren ab. Es gibt auf jedes Objekt unzählige Anfragen. Man muss manchmal schnell sein und man sollte sich schon vorab mal mit seiner Hausbank in Verbindung setzen, was denn die persönlichen Möglichkeiten so sind. Bei einer Vielzahl unserer Objekte haben die meisten Interessenten schon eine Bankbestätigung zur Besichtigung dabei.
Warum macht es Sinn, einen Immobilienmakler einzuschalten?
Wir schließen nicht nur die Tür auf und besichtigen. Unser Arbeitsfeld ist weitaus größer. Wir besorgen Energieausweise, stellen Unterlagen zusammen, prüfen Erschließung und Baulasten und im Zweifelsfall auch Altlastenkataster, bereiten Notartermine vor und sind dabei, führen auf Wunsch die Übergabe durch. Wir arbeiten mit virtuellen Rundgängen. Gerade in Covid-Zeiten ein unerlässliches Tool. Unsere Interessenten, die real besichtigen, konnten online die Immobilie prüfen.
Fragen: Stefanie Lorenz