Mit Lob sollte man eigentlich etwas dosiert umgehen. Beim Benefizkonzert des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in der Stadthalle konnte man diese Regel vergessen. Was das Marinemusikkorps Wilhelmshaven in der voll besetzten Halle geboten hat, das dürfte für Pfullendorf wohl einmalig sein. Das Publikum war von der Musikalität und dem Können dieses Ausnahmeorchesters der Bundesmarine fasziniert und brachte das mit stehendem Applaus und nicht enden wollenden Bravorufen zum Ausdruck. Fregattenkapitän Matthias Prock und sein über 50 Musikerinnen und Musikern bestehendes Orchester vollbrachten eine absolute Meisterleistung.

Sofort positive Stimmung

Nach einem großen Lob von Landesgeschäftsführer Oliver Wasem vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge für die enorme Unterstützung der Stadt Pfullendorf begann das Konzert dann mit dem energetischen und mitreißenden Stück „Esprit de Corps“, versetzte die Zuhörer sofort in eine positive und erwartungsvolle Stimmung. Deutlich leichtfüßiger war Franz von Suppés berühmte Ouvertüre zur Operette „Leichte Kavallerie“.

Das Orchester stand unter dem Kommando von Fregattenkapitän Matthias Prock.
Das Orchester stand unter dem Kommando von Fregattenkapitän Matthias Prock. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Das Marinemusikkorps brachte die lebhaften und dynamischen Melodien gekonnt zur Geltung und vermittelte das Gefühl von Eleganz und Anmut, das mit der Kavallerie assoziiert wird. Eine Hommage an die Hansestadt war dann „Hamburg – das Tor zur Welt“, das sehr abwechslungsreich und durchaus auch emotional und mit Videos unterlegte Werk zeigte die wechselvolle Geschichte der Stadt vom Mittelalter bis zur verheerenden Sturmflut auf.

Aufbruch nach dem Krieg

Die Zeit der Auswanderer, der Aufbruch nach dem Krieg, Boogie-Woogie (mit super Bigband-Sound des Orchesters) und die Beatles im Hamburger Star-Club, alles war zu hören. Selbstverständlich durfte dabei ein „Schifferklavier“ nicht fehlen. Nur gut, dass ein Klarinettist auch das Akkorden beherrscht. Das Stück wurde meisterhaft interpretiert und hinterließ vor der Pause einen bleibenden Eindruck beim Publikum.

OSG Celina Rentschler (rechts) wurde von Oliver Wasem ausgezeichnet.
OSG Celina Rentschler (rechts) wurde von Oliver Wasem ausgezeichnet. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Erst 1985 wurde der Marinemarsch „Allzeit gute Fahrt“ uraufgeführt, der in der Stadthalle das faszinierte Publikum mitnahm auf eine musikalische Reise rund um die Welt. Es folgte das rhythmisch mitreißende „Danzón No. 2“, das die lateinamerikanischen Klänge in den Konzertsaal brachte. Das Highlight des Abends war zweifellos die Darbietung von Stücken aus dem Musical „My Fair Lady“, die mit ihrer Mischung aus Charme und Virtuosität das Publikum begeisterten.

Optimismus der Seefahrer

Viele bekannte Melodien erinnerten an die Zeiten, wo Welterfolge von Musicals das Publikum rund um den Globus begeisterten. Zum Abschluss des Konzerts erklang „Große Fahrt voraus“, ein Stück, das die maritime Tradition und den Optimismus der Seefahrer widerspiegelte. Mit stehenden Ovationen und tosendem Applaus bedankte sich das Publikum bei den brillanten Musikern für diesen unvergesslichen Abend.

Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Publikum für das Konzert in der Stadthalle, das von den Zuhörern als großartig empfunden wurde.
Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Publikum für das Konzert in der Stadthalle, das von den Zuhörern als großartig empfunden wurde. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Ohne Zugabe wurde die exzellente Truppe nicht entlassen. Diese landetet mit dem ersten Millionenseller in Deutschland – „Lilly Marleen“ – einen Volltreffer. Vom Militärsignal „Zapfenstreich“ eingeleitet, im Marschtakt vorgetragen und sehr sentimental, ist es ein Lied über Abschied, Befehlszwang und Heimweh. Es traf die innere Stimmung von Millionen Soldaten aller damals kämpfenden Armeen auf beiden Seiten der Fronten und wurde zu einem weltweiten kulturellen „Leitmotiv“ des Zweiten Weltkrieges.

Darbietung berührt die Herzen

Keine Frage, diese Darbietung berührte die Zuhörer im Herzen. Da war es angebracht, dann noch etwas zum Mitklatschen zu präsentieren. Fregattenkapitän Matthias Prock tat das mit „Kameraden auf See“. Im Publikum gab es viele Stimmen, dass dieses Konzert wohl das Beste war, das je in der Stadthalle stattgefunden hat. Sie dürften bestimmt Recht haben.