Vor zwölf Jahren wurde die still gelegte Bahnstrecke zwischen Pfullendorf und Aulendorf reaktiviert und seit drei Jahren verkehrt darauf die „Räuberbahn“, die jährlich von einigen tausend Zuggästen genutzt und deren touristisches Angebot stetig erweitert wird. Start für die Saison 2021 war am vergangenen Samstag und bis 17. Oktober fährt die „Räuberbahn“ jeweils samstags, sonntags und feiertags.

Erlebnisweg ist rund acht Kilometer lang

Um die Schienenstrecke noch attraktiver zu machen, haben sich die Macher wieder etwas Neues ausgedacht – den Räuber-Rundweg, dessen offizielle Eröffnung am Dienstag beim Bahnhof Ostrach in kleinem Kreis gefeiert wurde. Ausgangspunkte für den neuen, etwa acht Kilometer langen Erlebnisweg, sind die Bahnhaltepunkte in Hoßkirch und Ostrach, und die Strecke führt dann jeweils Königseggwald. Entlang des Weges wurde sieben Informationsstelen errichtet, die von der regionalen Geschichte künden. Die erste Stele befindet sich nur 200 Meter vom Bahnhof Ostrach und erzählt von der 145-jährigen Bahngeschichte der Ortschaft. „Der Rundweg eignet sich für Radler und Wanderer gleichermaßen und führt zudem am Bannwaldturm oder dem Hofcafe Laubbach vorbei“, geriet Bernd Hasenfratz vom bode-Verkehrsverbund ins Schwärmen.

Groß war die Freude bei der offiziellen Eröffnung des „Räuberweges“ am Bahnhof Ostrach bei Bürgermeister Christoph Schulz, ...
Groß war die Freude bei der offiziellen Eröffnung des „Räuberweges“ am Bahnhof Ostrach bei Bürgermeister Christoph Schulz, Leader-Geschäftsführerin Laura Ditze, Eisenbahnexperte Frank von Meißner, Bernd Hasenfratz vom Bodo-Verkehrsverbund und Pfullendorfs Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu (von links). | Bild: Volk, Siegfried

Räuberische Vergangenheit um den „Schwarzen Vere“ wird touristisch vermarktet

Eine Info-Tafel zeugt auch von der räuberischen Vergangenheit der Drei-Länder-Region, in der vor rund 200 Jahren der berüchtigte „Schwarze Veere“ sein Unwesen trieb. Seit Jahren nutze man die Strahlkraft dieses Räubers in der lokalen touristischen Verwertung, erklärte Ostrachs Bürgermeister Christoph Schulz. „Wir bauen die familienfreundliche Freizeitbahn weiter aus“, sieht Eisenbahnexperte Frank von Meißner den neuen Räuberrundweg als Ergänzung zu den touristischen Angeboten der Region.

Neu ist die Direktanbindung der „Räuberbahn“ an Ulm und Biberach

Mit der Direktanbindung an Ulm und Biberach hofft man, dass von diesen Regionen mehr Besucher sich über das Pfrunger-Burgweiler Ried oder den Torfabbau informieren wollen. Dass die Idee eines „Räuberrundweges“ überhaupt verwirklicht werden konnte, ist einem Zuschuss aus dem Förderprogramm „Leader“ in Höhe von 20 000 Euro zu verdanken. Entsprechend galt der Dank der Eisenbahnverantwortlichen auch Laura Ditze von der Leader-Geschäftsstelle, die Gästeschar beim Ostracher Bahnhof vervollständigte.

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Wegen Corona waren die Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr rückläufig und die Pandemie wird sich auch in der Saisonbilanz 2021 bemerkbar machen. Wobei die Bodo-Verantwortlichen die Zeit nutzen, um die Digitalisierung ihrer Bahn voranzubringen. So soll es ab 1. Mai eine Check-in-Check-out-App geben, mit der Fahrgäste via Smartphone beim Schaffner ihre Buchung bestätigen.

Digitaler Räuber wird entwickelt

„Wir entwickeln noch weitere digitale Helfer“, kündigte Hasenfratz an, dass es spätestens 2022 einen digitalen Räuber während der Zugfahrt geben soll. Bislang begeisterte der Schauspieler Michael Skuppin die „Räuberbahn“-Nutzer immer in dieser Rolle, aber in Corona-Zeiten sind Live-Auftritte nicht möglich. Deshalb entwickelt man einen Audio-Guide über den Räuber, wobei die Bodo-Macher für die sechsstellige Investition auf einen Landeszuschuss hoffen.

„Räuberbahn“ wird zur ersten „Bürgerbahn“ in Deutschland weiter entwickelt

Die kommunal betriebene „Räuberbahn“ zwischen Altshausen und Pfullendorf wird zu einem deutschlandweit einmaligen Projekt. Geplant ist, dass ab 2022 ein genossenschaftlich organisierter Fahrbetrieb im Winterhalbjahr zwischen Pfullendorf und Altshausen gestartet wird, und zwar mit ehrenamtlichen Lokführern und ehrenamtlichen Zugbegleitern. Zusammen mit den bestellten Saisonverkehren im Sommer ergäbe sich damit ein ganzjähriges, verlässliches SPNV-Angebot an Wochenenden auf der Achse Pfullendorf – Aulendorf.

Projektkoordinatorin Katharina Szász vor der Geschäftsstelle der „Bürgerbahn“ in der Heiligenberger Straße 13.
Projektkoordinatorin Katharina Szász vor der Geschäftsstelle der „Bürgerbahn“ in der Heiligenberger Straße 13. | Bild: Stadt/Bernd Mathieu

Geschäftsstelle für „Bürgerbahn“ in Pfullendorf eröffnet

Dieses deutschlandweit einmalige Modellprojekt wird vom Bundeslandwirtschaftsministerium durch das Förderprogramm „Landmobil“ zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum gefördert. Über drei Jahre erhält man 176 000 Euro, wobei die Kommunen einen Eigenanteil von 20 Prozent der Projektkosten tragen. Das Landesverkehrsministerium wird den geplanten Bürgerbahn-Fahrbetrieb über mindestens fünf Jahre bezuschussen. Dazu wurde Projektkoordinatorin Katharina Szászmit einer 50-Prozent-Stelle eingestellt und die offizielle Inbetriebnahme der Geschäftsstelle in der Heiligenberger Straße 13 war am 12. April. Nach Angaben von Pfullendorfs Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu soll in den nächsten Monaten auch ein Verein gegründet werden, bei dem die ehrenamtlich tätigen Lokführer und Zugbegleiter dann angestellt werden. Ab Herbst 2022 soll der geplante Winterfahrbetrieb starten.