Sie soll eine moderne Kirche werden, die Besuchern verschiedene Formen von Gottesdiensten ermöglicht: Die Otterswanger Pfarrkirche St. Fidelis wird umgestaltet. Rund 600 000 Euro sollen die Gesamtkosten laut Architektin Barbara Martin vom Erzbischöflichen Bauamt in Konstanz betragen.

Arbeiten sollen rund ein Jahr dauern

„Für die Arbeiten ist eine Dauer von rund einem Jahr eingeplant. Wir wollen gegen Ende des Jahres beginnen“, sagte Martin beim Vor-Ort-Termin in der Kirche mit Pfarrer Martinho Dias Mértola, Pastoralreferent Johannes Schramm sowie Martina Strigel und Luitgard Götz vom Pfarrgemeindeteam. Und ergänzt: „Ich freue mich riesig auf das wunderschöne Projekt.“

Hochaltar und Seitenaltäre mussten in den 70er Jahren weichen

Die im Jahr 1858/59 im gotischen Stil erbaute Pfarrkirche war bereits in den 1970-er Jahren renoviert worden. Damals hatte man den Hochaltar, die Seitenaltäre, die Kanzel und ein rundes Fenster über dem Tabernakelaltar entfernt. „Unter dem Motto ‚Weniger ist mehr‘ wurde die Kirche total verändert“, schildert Martina Strigel. „In älteren Darstellungen ist die Kirche noch im damaligen Zustand zu sehen“, erinnert Luitgart Götz und zeigt ein entsprechendes Bild, das in der Sakristei der Kirche hängt.

Dort, wo jetzt noch die Kirchenbänke stehen, soll bald ein Podest mit Stühlen den Raum vielfältig nutzbar machen.
Dort, wo jetzt noch die Kirchenbänke stehen, soll bald ein Podest mit Stühlen den Raum vielfältig nutzbar machen. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

In den Jahren danach nagten Ruß, Staub und Feuchtigkeit an den Kirchenwänden, die sich heute in einem Grauton darstellen. Schon in den Jahren 2015/2106 war eine erneute Renovierung der Pfarrkirche angestrebt worden. Damals hatte die Erzdiözese einen Wettbewerb ausgeschrieben und im Rahmen des Projekts „KunstProjektionenKirche“ hatten Künstler ihre Ideen vorgestellt, die jedoch nicht den Vorstellungen der beteiligen Gremien entsprachen.

Dieses Bild von einem Künstler namens J. Masal ist in der Kirche noch vorhanden. Es zeigt links die frühere Ausstattung vor der ...
Dieses Bild von einem Künstler namens J. Masal ist in der Kirche noch vorhanden. Es zeigt links die frühere Ausstattung vor der Renovierung in den 70-er Jahren mit den Altären und einer Kanzel. | Bild: Stefanie Lorenz

Nun verantworten Barbara Martin und ihre Kollegin und stellvertretende Leiterin des erzbischöflichen Bauamtes Konstanz, Beate Maier, die Renovierung. „Die Kirche ist seit der Purifizierung 1970 mit nur noch wenigen Kunstschätzen ausgestattet. Das ermöglicht uns es, sie für flexiblere Formen von Gottesdiensten umzugestalten“, sagt Barbara Martin.

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Die Kirche zieren mehrere Figuren, wie etwa der Heilige Petrus, der Heilige Paulus, die Heilige Barbara und die Heilige Katharina. Als Patron der Kirche gibt es natürlich auch einen Heiligen Fidelis. Außerdem sind ein 15-teiliger Kreuzweg aus Bronze und eine Figur der Schutzmantelmadonna in der Kirche zu finden.

Corpus Christi ist ein Kunstschatz aus dem 15. Jahrhundert

Ein Kunstschatz ist der Corpus Christi am Kreuz im Altarraum, er stammt aus dem 15. Jahrhundert. Außergewöhnlich ist ein gebogener Leuchter unter dem Kreuz, dieser soll von Kunstschmied Peter Klink stammen.

Der Altarraum mit dem Kruxifix. Der Corpus darauf ist das wertvollste Objekt der Kirche, er stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Der Altarraum mit dem Kruxifix. Der Corpus darauf ist das wertvollste Objekt der Kirche, er stammt aus dem 15. Jahrhundert. | Bild: Stefanie Lorenz

Die größte Veränderung wird die Entfernung der Kirchenbänke sein. Sie werden durch eine lose Bestuhlung ersetzt, die dann so aufgestellt werden kann können, wie es in das jeweilige Gottesdienst-Konzept passt. Der Steinfußboden wird im Kirchenschiff entfernt, eine Fußbodenheizung verlegt und ein Holzpodest eingebaut, wie Martin erläutert.

Für Taufen soll es einen neuen Ort geben

Der Altar soll bleiben, zusätzlich soll im Chorraum ein neuer Tauf-Ort eingerichtet werden. Außergewöhnlich ist die Planung, neben dem barrierefreien Zugang zur Kirche über eine Rampe auch noch eine behindertengerechte Toilette einzubauen. Nicht zuletzt schließen die Pläne eine Teeküche ein, durch die ein Kirchencafé nach dem Gottesdienst oder eine kleine Bewirtung bei anderen Veranstaltungen in St. Fidelis möglich werden würde. WC und Teeküche werden in einer Art von baulichem Einschub unter der Empore untergebracht.

Begegnungen und auch Erstkommunionunterricht möglich

„Insgesamt ist das ein Pilotprojekt für diese kleine Kirchengemeinde“, sagt die Architektin. „Wir können hier verschiedene Formen von Gottesdiensten und kirchlichen Zusammenkünften abhalten, die sonst nirgendwo in der Seelsorgeeinheit mit ihren historischen Kirchen möglich sind“, meint Pfarrer Dias Mértola. Neben Begegnungen, Kindergottesdiensten oder auch Konzerten könnten dies zum Beispiel Feiern mit liturgischen Tanz oder auch Angebote, wie Firmvorbereitung und Erstkommunionunterricht, sein.

Neue Chance für freiere liturgische Feiern

Er sehe die Renovierung als Chance, neben klassischen Gottesdienstformen auch freiere liturgische Feiern zu gestalten, zeigte sich Pastoralreferent Johannes Schramm angetan von den Plänen.