Ihr Ziel hat Susanne Fuchs vor den beiden Theateraufführungen „Alice im Wunderlan“ am 2. und 3. April in der Pfullendorfer Stadthalle schon erreicht: „Das Projekt sollte die Schulgemeinschaft fördern.“ Zu dieser Schulgemeinschaft, von der die Lehrerin des Staufer-Gymnasiums redet, zählt etwa ein Drittel aller Schüler von der Klasse 6 bis zur Oberstufe.
Probenwochenende auf der Schwäbischen Alb
Das Probenwochenende nach der Fasnet in einer Jugendherberge in Erpfingen auf der Schwäbischen Alb hat die Schülerinnen und Schüler noch einmal richtig zusammengeschweißt. Sogar die frühere Schulleiterin Anette Ebinger stattete den Akteuren einen Besuch ab. „Alle haben begeistert mitgemacht“, sagt die Theaterpädadogin Susanne Fuchs. Es war ein intensives Probenwochenende, bei dem nach dem Frühstück konzentriert gearbeitet wurde und es nach dem gemeinsamen Mittagessen direkt weiter ging.

„Alice im Wunderlan“ ist nach dem „Nußknacker“ vor der Corona-Pandemie das zweite große Theaterstück, das an zwei Abenden vor jeweils 400 Eltern, Großeltern, Freunden und Bekannten in der Stadthalle aufgeführt wird. Bis zur Premiere bleibt noch genügend Zeit für den Feinschliff und vor allem dafür, dass die Technik funktioniert, dass Licht und Ton stimmen. „Das gibt noch zwei separate Probetage“, sagt Fuchs, ehe am Dienstag, 1. April, die Generalprobe stattfindet.
Es gibt Levels statt Szenen
Susanne Fuchs hatte selbst den Text für das Stück „Alice im Wunderlan“ geschrieben, auf dessen Titel ihr Kollege Daniel Jurgeleit gekommen war. Der technisch affine Lehrer schaute nochmal über die von Fuchs verfasste moderne Version des Fantasy-Genres, bei der es keine Szenen, sondern angelehnt an virtuelle Computer- und Videospiele, verschiedene Levels gibt.
Bezug zur Lebenswirklichkeit
Daher steckt auch das Wort Wlan in Namen der Theateraufführung. „Ich wollte einen Bezug zu der Lebenswirklichkeit der Kinder herstellen, ohne pädagogischen Anspruch, ohne erhobenen Zeigefinger“, sagt Fuchs, die beim Gespräch mit dem SÜDKURIER entspannt wirkt – obwohl sie selbst über sich sagt, „ständig unter Strom zu stehen“. Aber auch die vielen jungen Akteure sind knapp zwei Wochen vorher angespannt und aufgeregt. Das Lampenfieber steigt.
Susanne Fuchs, die am Staufer-Gymnasium Deutsch und Geografie unterrichtet, sei mächtig stolz auf alle Schüler, die freiwillig an diesem Projekt teilnehmen, die freiwillig an unzähligen Nachmittagen ihre Freizeit opfern, die freiwillig ihre Choreografien einstudieren oder ihren Text auswendig lernen.
„Das ist schon eine Doppelbelastung. Aber es macht ja auch Spaß.“Susanne Fuchs, Lehrerin
Der spannendste Moment war für Fuchs der Tag, als es kurz nach den Sommerferien 2024 ein erstes Treffen mit den interessierten Schülerinnen und Schülern gab, die Lust darauf hatten, mitzumachen bei diesem Projekt, das nur alle paar Jahre stattfinden kann. „Der Raum beim ersten Treffen war brechend voll“, sagt Fuchs, für die von diesem Zeitpunkt an klar war, dass ihr Projekt in die richtige Richtung läuft. „Da fiel mir ein Stein vom Herzen“, so Fuchs, die aber auch wusste, dass sie dieses Projekt die nächsten Wochen und Monate zeitlich einspannen wird, zumal sie noch die Abiturklassen auf ihre Prüfungen vorbereiten muss. „Das ist schon eine Doppelbelastung. Aber es macht ja auch Spaß.“

101 Schüler sind dabei – Schauspieler, Tänzer, Techniker, Musiker der Big Band. Hinzu kommen noch viele weitere Schüler für das Bühnenbild, für die Maske, für den Kartenverkauf, für die Bewirtung. Fuchs hat zwar die Gesamtleitung, kann sich aber auf ihre Kollegen verlassen, die Verantwortung für die verschiedenen Sparten übernommen haben. „Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen.“ Und auch ohne den Förderverein Freunde des Staufergymnasiums wäre es schwierig gewesen, das Projekt in die Tat umzusetzen. „Sie sammelten Spendengelder ein, damit wir unter anderem die Kostüme finanzieren konnten.“ Mit den Spenden konnten auch zwei Profis – für die Technik und den Tanz – engagiert werden.
Fast alle Rollen doppelt besetzt
Bei der Rollenverteilung der Schauspieler entstanden indes keine Konflikte, kein Konkurrenzdenken. „Bis auf das Kaninchen haben wir jede Rolle doppelt besetzt.“ Fuchs hat indes keine Sorgen, dass im Krankheitsfall eine Rolle nicht besetzt werden. Mit den Schauspielern übte sie selbst fleißig, gab ihnen Ratschläge für das Sprechen, für die Mimik, für die richtige Haltung auf der Bühne.
Ansprechpartnerin und Kümmerin
Susanne Fuchs ist für die Mitwirkenden die Ansprechpartnerin, die Kümmerin. „Sie kommen zu mir, wenn sie ihr Textheft nicht dabei haben, wenn sie Fragen zu den Requisiten oder sonstiges haben.“ Und sie weiß jetzt schon, dass sie die Nerven vieler Akteure beruhigen muss, wenn sie plötzlich nicht mehr nur proben, sondern sich der Vorhang öffnet und im Saal das erwartungsvolle Publikum sitzt.