Wer dieser Tage die Augen offengehalten hat, konnte an Böschungen und Waldrändern die weißen Blüten des Holunders leuchten sehen. Auch in Gärten ist der Strauch weit verbreitet, er blüht ab Mai. Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) ist ein wertvolles Vogelschutzgehölz, eine Zierde für den Garten und obendrein vielseitig nutzbar. Früher war es gang und gäbe, dass die Kinder aus seinen Zweigen kleine Holunderpfeifchen schnitzten. Der Holunder trägt schöne Blüten. Man sagt dem Holunder auch magische Kräfte nach, weshalb er oft bei alten Bauernhäusern anzutreffen ist. Im Holunderstrauch, so heißt es, würden die guten Hausgeister wohnen.

Es gibt auch einen giftigen und ungenießbaren Kollegen und man muss ich vor Verwechslungsgefahr in Acht nehmen: Attich, auch Zwergholunder (Sambucus ebulus) genannt, ist in allen Pflanzenteilen giftig. Dieser Strauch wird jedoch nur 60 bis 150 cm hoch und riecht ganz im Gegensatz zum Schwarzen Holunder ziemlich unangenehm.

Die Blüten verströmen in der Küche einen angenehmen Duft. Der Strauch des Schwarzen Holunders blüht zwischen Mai und Juli.
Die Blüten verströmen in der Küche einen angenehmen Duft. Der Strauch des Schwarzen Holunders blüht zwischen Mai und Juli. | Bild: Kirsten Johanson

Auch die Beeren sind spitze

Aus den Blüten der Schirmrispen entwickeln sich schwarze Beeren, im Norden Deutschlands Fliederbeeren genannt. Diese sind zwei bis drei Monate nach der Blüte reif. Auch sie lassen sich vielfältig verwenden. Man kann zum Beispiel Gelee oder Kompott daraus machen. Heißer Saft ist ein schmackhaftes Hausmittel gegen Erkältung. Die Beeren enthalten viele Anthocyane. Anthocyane sind wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, sie fungieren als Antioxidantienden und dienen den Früchten beispielsweise als natürlicher und als Sonnenschutz. Auch im menschlichen Organismus wirken sie dank ihrer entzündungshemmender Eigenschaften gesundheitsfördernd. Aber Achtung: Holunderbeeren sollte man nicht roh verzehren, denn sie sind nur nach Erhitzen bekömmlich. Tipp: Wer auch im Folgejahr eine Ernte erzielen möchte, sollte im Herbst die Zweige, an denen Beeren gewachsen sind, stark zurückzuschneiden.

Die Zutatenliste ist unkompliziert, man braucht nicht viel zur Herstellung des Sirups: Blüten, Zucker, Zitronen (wahlweise auch Orangen) ...
Die Zutatenliste ist unkompliziert, man braucht nicht viel zur Herstellung des Sirups: Blüten, Zucker, Zitronen (wahlweise auch Orangen) und Zitronensäure. | Bild: Kirsten Johanson

Doch zurück zu den Blüten: Ein trockener Tag ist am besten geeignet, um die duftenden Dolden zu ernten. Diese werden ohne Blätter abgeschnitten. Wer googelt, findet verschiedene Rezeptvorschläge. Die Blüten lassen sich auf verschiedene Arten verarbeiten. Man kann sie als Holderküchle in heißem Fett ausbacken, Gelee oder Sirup daraus machen. Getrocknete Blüten eignen sich neben Gänseblümchen, Schafgarbe, Blättern von Brennnessel und Walderdbeere als Bestandteil einer selbst kreierten Kräuterteemischung. Es heißt, dieser Tee hilft gegen Erkältung, regt Verdauung und Kreislauf an und wirkt stimmungsaufhellend.

Wenige Zutaten nötig

Zunächst lässt man den Sud 24 Stunden ziehen, dann wird er gekocht.
Zunächst lässt man den Sud 24 Stunden ziehen, dann wird er gekocht. | Bild: Kirsten Johanson

Die Herstellung von Holunderblütensirup ist ganz einfach. Man benötigt mindestens 25 große Dolden, die man idealerweise an einem sonnigen, trockenen Tag abschneidet. Diese gibt man mit einem Kilo Zucker und 25 Gramm Zitronensäure in einen Topf. Die Zitronensäure findet man im Supermarkt übrigens im Regal mit den Backzutaten. Mit einem Liter heißem Wasser aufgießen und circa 24 Stunden lang ziehen lassen. Danach durch ein Sieb/Tuch gießen und in Flaschen füllen. Ein Trichter leistet hier gute Dienste. Dann geht nicht so viel daneben und man erspart sich viel Klebrigkeit.

In Flaschen abgefüllt kann man den Sirup aufbewahren, am besten kühl, dann hält er länger.
In Flaschen abgefüllt kann man den Sirup aufbewahren, am besten kühl, dann hält er länger. | Bild: Kirsten Johanson

Man kann auch zuerst die Blüten mit Zucker, Zitronensäure und kaltem Wasser 24 bis 48 Stunden ziehen lassen, dann kurz aufkochen und heiß abfüllen. Manche geben für Aroma auch noch Orangen- und/oder Zitronenscheiben in den Sud. Logisch, dass man darauf achtet, dass die Schale unbehandelt und zum Verzehr geeignet ist. Die Haltbarkeit – auch ohne Einkochen – liegt gut und gerne bei sechs Monaten.

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Für Limo oder Hugo

Mit Sprudel im Verhältnis 1:10 verdünnt ist der Sirup ein süffiger Durstlöscher. Und natürlich ist er auch eine wichtige Zutat für den Hugo. Für den Sommer-Cocktail benötigt man eiskalten Sekt, einen Schuss Sirup, eventuell einen Schuss Sprudel, eine Limettenscheibe sowie ein paar Blättchen Zitronenmelisse oder Minze. Anstelle von Sekt oder Prosecco kann man auch einen trockenen Weißwein verwenden.

Tipps und Tricks für Holunderblütensirup

  1. Die Rispen lediglich ausschütteln, um kleine Käfer und sonstige Insekten zu entfernen. Wer die Blüten mit Wasser wäscht, spült den Pollen ab – und darin befindet sich das Aroma.
  2. Nicht die komplette Dolde verwenden, zumindest sollte man die groben Stängel entfernen, da sie den Sirup bitter machen.
  3. Auch andere Blüten und Kräuter eignen sich, um daraus Sirup herzustellen. So etwa Flieder-, Rosen- oder Lavendelblüten. Mindestens zwei große Handvoll Blüten werden mit einem Liter Wasser, 25 Gramm Zitronensäure und einem Kilo Zucker angesetzt.
  4. Wer weniger Zucker verwendet, erhält logischerweise einen weniger süßen und nicht so dickflüssigen Sirup, der allerdings nicht so lange haltbar ist. Man kann den Sirup aber auch noch mal auf 80 Grad erhitzen und heiß abfüllen.
  5. Der Sirup kann etwas trüb aussehen. Die Blütenpollen bilden Schlieren, Stoffe aus den verarbeiteten Orangen und Zitronen setzen sich als Sediment am Flaschenboden ab.