Pfarrer Michael Jung

Am Sonntag feiern wir in Ostrach – im Freien und mit Abstand – einen ökumenischen Gottesdienst zum Palmsonntag. Ich freue mich auf den Anblick der kunstvoll gebundenen Palmstöcke, Palmwedel und Palmbuschen, verziert mit Bändern und farbigen Eiern. Die Katholische Kirche hat ja schon lange Techniken entwickelt, die zu den Buschen gehörenden Menschen aus der Distanz zu segnen. ;-)

Dieses Grün erinnert an den gefeierten Einzug Jesu in Jerusalem – und steht für die Hoffnung für das, was wir mit Jesus aufwachsen sehen, durch Leid und Tod hindurch. Dazu passt, finde ich, der in der evangelischen Kirche vorgesehene Predigttext aus dem Hebräer­brief, der so beginnt: „Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht“ (Hebr. 11,1).

Was da gemeint ist, lässt sich an einem Ei verdeutlichen. Von außen sieht es glatt und tot aus wie ein Stein. Aber die Henne setzt sich darauf und brütet es aus. Sie kann überhaupt nicht wahrnehmen, ob innerhalb der Schale Leben heranwächst. Sie vertraut darauf, glaubt daran. Erst wenn das herangewachsene Küken sich durch die Schale pickt, sieht sie, worauf sie auf ihre Weise gehofft hat.

Diese Tage sind geprägt von Pandemie-Müdigkeit, Ungeduld, Ärger und der Kritik am derzeit hilflos wirkenden Regierungshandeln (zu wenig Impfstoff, zu wenige Schnelltests, zu unklare Öffnungs- und Schließungskonzepte). Wie es aussieht soll sogar über Ostern auf Präsenzgottesdienste verzichtet werden!

Ich rege mich über vieles auf. Daneben will ich aber festhalten an dem Vertrauen, dass wir diese Pandemie überstehen werden. Sie hat einiges an Leid verursacht. Aber aus den gemachten Erfahrungen wird auch Erneuerung erwachsen. Grund für meine Hoffnung ist der Glaube an den Gott, der Jesus auferweckt hat und der sicher nicht alles Wünschbare hervorzaubert, aber sich immer wieder als fähig erwiesen hat, gemeinsam mit Menschen guten Willens Schweres und Zerstörerisches zu überwinden und „alle Dinge zum Besten dienen“ zu lassen (Röm. 8,28). Meine Ungeduld werde ich nicht so leicht los. Aber ich will versuchen zu tun, was zum Besseren beiträgt.