Ein Standard T, ein Standard Star, ein Junior und ein Super Export – allesamt von Porsche – sind neben einem Ford Taunus 17m P2 deLuxe nicht die einzigen Schätze in Erwin Gaisers Oldie-Scheune, aber die eindrucksvollsten. Tadellos stehen die Fahrzeuge da, der Lack glänzt, von Rost keine Spur. „Der Barocktaunus ist sehr selten, gebaut wurde der 17m von 1957 bis 1960, es soll davon nur noch 60 Stück in Deutschland geben“, erzählt Gaiser, der gerade von einem Kurzurlaub aus Meran zurückgekehrt ist. Dort hat er natürlich den Burggräfler Schlepperfreunden in Ungerichthof einen Besuch abgestattet. Zu ihnen pflegt er eine enge Verbindung, ebenso zu den Allgaier-Porsche-Diesel Freunden Bodensee e.V.

Dass die von ihm renovierten Traktoren allesamt in einem erbärmlichen Zustand waren und eigentlich nur noch ein Häufchen Elend, kann man sich heute nicht mehr vorstellen. „Mein erster Traktor war ein Bautz. Den habe ich in Beizkofen bei Duffner Landtechnik gekauft.“ Damals ging es aber gar nicht um den Traktor als kultiges Sammlerobjekt oder um Liebhaberei. Die Anschaffung hatte ganz praktische Hintergründe: „Wir brauchten einen Traktor für Waldarbeiten und der Bautz kam gerade recht. Er war zwar alt, aber fahrbereit.“
Auch ein blauer Lanz Bulldog gehört dazu
Doch irgendetwas muss der Bautz bei ihm ausgelöst haben. Es folgte ein Traktor auf den nächsten. Alte Traktoren wurden zu Gaisers Hobby, er hat sechs Stück, neben den Porsche auch einen blauen Lanz Bulldog und einen dunkelgrünen Allgaier-Schwungrad Schlepper A 22, Baujahr 1950. Letzteren hat er in den 1970er Jahren von Gebüsch überwuchert bei einem Schrotthändler in Hoßkirch entdeckt. „Er stand ganz verwahrlost unter einem Holunderstrauch“, erinnert sich Gaiser. „Ich habe den Schlepper für 350 Mark bekommen. Meine Frau Gertrud war anfangs nicht so begeistert.“
Durch Zeitungsinserat findet Sammler sein bestes Stück
Auf den Porsche-Diesel Super Export Baujahr 1965 wurde Gaiser Anfang der 1980er Jahre durch ein Inserat in der Zeitung aufmerksam. „Ferdinand Porsche hat ihn als Volkstraktor entwickelt, der Super Export hat einen Drei-Zylinder-Motor und 35 PS. Seine Besonderheit ist der Schnellgang“, erzählt Gaiser.
Restaurieren benötigt mehrere Jahre
Das Restaurieren hat zwei, drei Jahre in Anspruch genommen. Ich habe bis auf die Endlackierung der Verkleidung alles selber gemacht.“ Als er noch berufstätig war, hat er viele Abend, Wochenenden und Urlaube damit verbracht, die Traktoren herzurichten. Total verrostete Felgen wurden sandgestrahlt, Motoren auseinandergeschraubt. Je nach Zustand war es bei den Errungenschaften nötig, Hauben und Kotflügel, Reifen, Hydraulik und Sitze zu erneuern. Alle Traktoren haben ein TÜV-Wertgutachten, das ihnen den Zustand 2 bescheinigt. Die Bestnote 1 wird für Oldtimer nur sehr selten vergeben.
Sammler muss sich von Fahrzeugen trennen
Aus Platzgründen hat sich Gaiser nun entschlossen, sich von einem Teil seiner Traktoren zu trennen. „Jetzt wird reduziert, aber meinen Liebling, den Super Export, den gebe ich nicht her“, so der 83-Jährige. Den Lanz Volldiesel möchte er auch behalten und die Trennung vom Allgaier würde ihm schwer fallen. Denn mit diesem Traktor ist eine besondere Erinnerung verknüpft. „Ich war von 1950 bis 1955 Hirtenbub in Bogenweiler und habe Kühe gehütet. Der Bauer hatte einen solchen Allgaier auf dem Hof.“
Sammelleidenschaft kennt keine Grenzen
Traktoren sollen keine mehr zur Sammlung kommen, doch Gaiser hat ja noch andere Sammelleidenschaften. Seine Oldie-Scheune gleicht einem Museum für nostalgische Haushalts- und Handwerksgegenstände.
Zu Person und Serie
- Erwin Gaiser wurde 1941 in Bad Saulgau geboren. Er lebt mit seiner Frau Gertrud in Illwangen, war früher Narrenpräsident der Illmenseer Wasserspucker. Gaiser war über 50 Jahre als Automobilverkäufer tätig, davon 27 Jahre selbständig mit dem Autohaus AGS in Bad Saulgau. Seit sieben Jahren ist er in Rente.
- Viele Menschen begeistern sich so sehr für eine Sache, dass sie beinahe ihr ganzes Leben ausfüllt. Vom Fußball bis zur Schallplattensammlung, von der Musik bis zum Oldtimer. Die SÜDKURIER-Redaktion hat sich auf die Suche nach Menschen begeben, die für eine spezielle Sache besonders brennen, und stellt sie in der Serie „Mein Leben ist...“ vor.