Über die Feinheiten und Verästelungen der Kostenrechnung des spitälischen Pflegeheims informierte Kämmerer Michael Traub in der jüngsten Sitzung die Mitglieder des Gemeinderates. Er erläuterte Begriffe wie Kostenrichtwert, der die Kosten je Pflegeplatz definiert, was wiederum als Berechnungsgrundlage für die Abschreibungen des Neubaus dient. Aufgrund der Kostensteigerungen verteuert sich das neue Pflegeheim um weitere Millionen Euro, wobei der Gemeinderat einen Deckel von 18 Millionen Euro beschlossen hat.

Drei Millionen Euro muss Pflegeheim selbst tragen

Diese Erhöhungen dürfen jedoch nur im Rahmen des sogenannten Kostenrichtwerts, einem statistischen Durchschnittswert pro Pflegeplatz im Land, weitergegeben werden. Hochgerechnet um die erwartete Baupreisindexsteigerung auf Ende 2024 – zu diesem Zeitpunkt soll das neue Heim seiner Bestimmung übergeben werden – wird derzeit von einem Richtwert von etwa 250.000 je Platz ausgegangen, dem bei 60 neuen Pflegplätzen ein realer Investitionsbetrag von 300.000 Euro je Platz gegenübersteht. Die Differenz von 50.000 Euro je Bett kann nicht weiterberechnet werden. Insgesamt verbleiben etwa drei Millionen Euro an Baukosten, die durch das Pflegeheim hauptsächlich in Form von jährlichen Abschreibungen und zusätzlichen Kapitalkosten selbst zu tragen sind. Denn aufgrund der erhöhten Kosten muss der Spitalfonds zudem zur Finanzierung des Gebäudekomplexes statt geplanten 7,5 Millionen Euro nun 10,5 Millionen Euro an Krediten aufnehmen.

Erlössituation verbessert sich im Jahr 2025

Das erhöht die Zinslast und insgesamt erwartet Kämmerer Traub, der sich derzeit kommissarisch um die Finanzen des Eigenbetriebes kümmert, ein Defizit von 232.000 Euro in diesem Jahr, wobei nach seiner Überzeugung in Deutschland die Pflegeheim unter einer strukturellen Unterfinanzierung leiden.

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Geschäftsführerposten im Spitalfonds nicht besetzt

Die Erlössituation in Pfullendorf wird sich nach seinen Angaben von 4,5 Millionen im Jahr 2024 auf 5,6 Millionen Euro im Folgejahr erhöhen, wenn das neue Pflegeheim seinen Betrieb aufgenommen hat. Möglichst bald soll zudem der vakante Geschäftsführerposten beim Spitalfonds wieder besetzt sein, wobei die Bewerberfrist am 4. April endete.

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Freie Wähler wollen Konzept für Nachnutzung des alten Pflegeheims

Einstimmig billigte der Gemeinderat den Doppelhaushalt für den Spitalfonds 2023/2024, wobei die Freien Wähler noch einen Antrag formulierten, über den in der Sitzung allerdings nicht abgestimmt wurde. FW-Sprecher Thomas Jacob verwies auf seine Stellungnahme zum Doppelhaushalt 2021/2022, in der er zum Thema „Pflegeheim“ die Erstellung einer Konzeption für die Folgenutzung des denkmalgeschützten Gebäudes beantragt hatte: „Wenn der Neubau bezogen ist, sind wir zu spät dran.“ Die UL forderte eine Übersicht über die Besitzverhältnisse des Spitalfonds, nachdem in den vergangenen Jahren viele Grundstücke verkauft worden seien. UL-Sprecher Michael Zoller ergänzte, dass man sich Gedanken um das alte Pflegeheim sowie das zum Ensemble gehörende „Ärztehaus“ machen müssen. Hier sieht die UL mehrere Optionen, darunter „Wohnen für Jung und Alt“, „Wohnraum für Mitarbeiter“, „Sozialwohnungen“ oder „Unterbringung von Geflüchteten.“ Und im Hinblick auf die Eröffnung des neuen Pflegeheims 2024 sollte man sich Gedanken über einen passenden Namen machen: „Nur Seniorenheim ist altmodisch und passt nicht für eine so moderne und zeitgemäße Einrichtung.“