Die Corona-Pandemie und der anhaltende Krieg in der Ukraine treiben die Baupreise weiter nach oben. Das macht sich auch in der Kalkulation für den Neubau des Alten- und Pflegeheims bemerkbar, der unterhalb des Krankenhauses entstehen soll. Das sagte Bürgermeister Thomas Kugler am Donnerstagabend in einer Sondersitzung des Gemeinderates. Das Gremium traf sich, um Aufträge für die Tiefbau- und Erdarbeiten zu vergeben. „Wir sind jetzt in der Situation, wo wir loslegen müssen“, erinnerte der Rathauschef daran, dass die Betriebserlaubnis für das bestehende Pflegeheim am Obertor zum 31. Dezember 2023 erlischt.
Kosten jährlich um rund zehn Prozent gestiegen
Im Vorfeld hatten Bauunternehmer Bürgermeister Thomas Kugler und Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter darauf aufmerksam gemacht, dass sie aufgrund des Baubooms und der Kostensteigerungen dringend Zu- oder Absagen benötigen, wenn der Neubau rechtzeitig fertiggestellt werden soll. Am Donnerstag vergab der Gemeinderat deshalb einstimmig die Tiefbauarbeiten für 379 804 an die Firma Hubert Schmid aus Marktoberdorf, die das günstigste von fünf Angeboten abgegeben hatte. Für die Erdarbeiten wurde ein Angebot abgegeben. Das Pfullendorfer Bauunternehmen Peter Gross wird diese für 131 000 Euro durchführen. Die Kosten für den Neubau des Pflegeheims sind von 11,5 Millionen, berechnet in 2019, auf eine aktuelle Kostenschätzung von 14,8 Millionen gestiegen. Jörg-Steffen Peter erklärte, dass die Kosten jährlich um rund zehn Prozent gestiegen seien und aufgrund der Situation weiter steigen werden.

Keine KfW-Förderung
Zudem sei man aus der KfW-Förderung herausgefallen, die eigentlich rund 1,8 Millionen Euro hätte bringen sollen. Bei einem Programm gebe es noch eine Option, man sei aber eher vorsichtig. „Wir gehen davon aus, dass wir keine Förderung bekommen“, sagte Kämmerer Michael Traub. Er erklärte auch, wie die Mehrkosten aufgefangen werden sollen. Zum einen seien die Jahresergebnisse des Spitalfonds besser als erwartet, zum anderen habe man Verkaufserlöse durch die Schließung des Krankenhauses in Höhe von 2,15 Millionen Euro. Für den Neubau wird der Spitalfonds bis 2025 insgesamt 7,75 Millionen Euro Kredit aufnehmen. Das sei der aktuelle Stand.
Baumaßnahme beginnt bereits in wenigen Wochen
Die Tiefbohrer und Bagger rollen bereits im Juni, kündigte der Stadtbaumeister an. Zunächst werde der Hang beim Krankenhaus aufgefüllt und gesichert. Das werde spannend, denn bei Probebohrungen fand man unter anderem Teerstücke und Ziegelsteine, die wohl vor etlichen Jahren aufgefüllt worden waren. Zugleich finden die Erdarbeiten statt. Die Rohbauarbeiten sollen im August nach den Handwerkerferien beginnen.

60 Einzelzimmer in neuem Pflegeheim
Manfred Löffler, Geschäftsführer des Architekturbüros Löffler Architekten, stellte im Gremium noch einmal den Neubau vor. Im neuen Pflegeheim wird es 60 Pflegeplätze geben. Es handelt sich alles um Einzelzimmer, wobei es Zimmer gibt, die sich für Ehepaare zum Doppelzimmer umfunktionieren lassen. Alle Bewohner haben ihr eigenes Bad. Im gesamten Pflegeheim wird viel mit Holz gearbeitet.
Leben wie in der Familie zu Hause
„Die Idee ist, dass man in dem Haus lebt und arbeitet wie in einer Familie“, sagt Manfred Löffler. Die Zimmer liegen deshalb alle nach außen und sollen schöne Aussichten über Pfullendorf und ins Grüne bieten. Die Gemeinschaftsbereiche sind in der Mitte angeordnet. Es gibt keine langen Flure wie im Krankenhaus. Durch ein ausgefeiltes Wege- und Beleuchtungskonzept soll alles wohnlich gestaltet werden, insbesondere auch für Senioren mit Demenz. „Es geht darum, die Menschen in ihrem Wohlbefinden zu unterstützen“, sagte Manfred Löffler in der Sitzung.