Das spitälische Alten- und Pflegeheim hat im Wirtschaftsjahr 2020 392 256,05 Euro Verlust gemacht. Zum Vergleich: 2019 lag der Verlust bei nur 32 000 Euro. Das liege vor allem an Corona und seinen wirtschaftlichen Folgen, aber auch an Auflagen, die für das Pflegeheim gelten, seit die Heimbauverordnung in Kraft ist, schilderte die Einrichtungsleiterin Daniela Müller dem Gemeinderat Pfullendorf in seiner jüngsten Sitzung.

Vollzeitpflegeplätze mussten reduziert werden

Seither mussten die Vollzeitpflegeplätze ab dem 1. September 2020 von 66 auf 63 verringert werden, was zu einer geringeren Auslastung führt. Von diesen 63 Plätzen sind sieben Plätze für die Kurzzeitpflege reserviert. Dazu kommen 20 teilstationäre Pflegeplätze in der sogenannten Tagespflege. Die Pandemie führte dazu, dass die Belegung 2020 unter der des Vorjahres blieb. Immer wieder infizierten sich Mitarbeiter und Bewohner mit dem Coronavirus. Deshalb konnten weniger Plätze belegt werden. Zwar konnte das Heim Ende 2020 neue Mitarbeiter gewinnen, aber die Corona-Ausbrüche verhinderten eine Steigerung der Belegung bedingt durch konstante Krankheitsausfälle.

Fachkräftemangel schlägt zu

So sank die Auslastung der Vollzeit- und Kurzzeitpflegeplätzen von 91,8 Prozent im Jahr 2019 auf 83,30 Prozent im Jahr 2020. Noch deutlicher ist der Rückgang in der Tagespflege. Ihre Auslastung lag 2019 bei 83,9 Prozent. 2020 lag sie dann bei 51,8 Prozent. Die Tagespflege schloss im Lockdown drei Monate komplett. „Viele Leute wollten während Corona keine Fremden im Haus beziehungsweise kein Risiko eingehen“, schildert Bürgermeister Thomas Kugler.

Leiharbeiter kosten viel Geld

In der Pflege macht sich der Fachkräftemangel stark bemerkbar, freie Stellen konnten 2020 nicht immer besetzt werden. Um aber die Versorgung und die Einhaltung der Fachkraftquote zu gewährleisten, musste das Alten- und Pflegeheim teure Pflegekräfte von Zeitarbeitsfirmen hinzubuchen. Von vier Auszubildenden, die alle mit der neu generalisierten Pflegeausbildung begonnen haben, haben drei Schüler die Ausbildung vorzeitig beendet. „Nachwuchskräfte haben nicht mehr das Pflichtbewusstsein, wie jüngere Kräfte. Diesen Beruf muss man mit Herz machen“, sagte Daniela Müller. Auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht sei eine Herausforderung, schilderte sie. Gemeinderat Dr. Jobst Florus (Freie Wähler) befürchtet, dass das große Nachwuchsproblem erst noch kommen wird. „Wir tun, was wir können und wir stecken nicht den Kopf in den Sand“, betonte Müller.

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Erträge sind gesunken

Ursächlich für den hohen Verlust 2020 sind aber die fehlenden Erträge. „2020 war ein schwieriges Jahr“, schilderte Müller. Die Berechnungstage für den stationären und teilstationären Bereich und die Kurzzeitpflege sind in 2020 zurückgegangen. 2019 wurden für 27 901 Berechnungstage Erträge eingenommen, 2020 nur 22 936. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Kurzzeitpflege weniger in Anspruch genommen wurde. Das habe natürlich auch mit Corona zu tun. Es sind rund 17,8 Prozent weniger als im Jahr vor der Pandemie.

Weniger Erträge aus ambulanten Angeboten

Gesunken sind auch die Erträge aus den ambulanten Leistungen von 622 000 Euro im Jahr 2019 auf 515 000 Euro im Jahr 2020. Das damals neue Coronavirus habe alles durcheinandergewirbelt. Die Mitarbeiter hätten hohen Belastungen standhalten müssen, insbesondere als es ein absolutes Kontaktverbot gab. Sie mussten für die Bewohner da sein und auch das Unverständnis der Angehörigen ertragen oder diese trösten. Das erforderte viel Empathie, wofür Bürgermeister Thomas Kugler den Pflegekräften seinen ganz besonderen Respekt zollte.

Das neue Pflegeheim wird zurzeit gebaut. Die Verantwortlichen hoffen, dass der Neubau für Pflegekräfte attraktiv ist. Umzug soll in 2024 ...
Das neue Pflegeheim wird zurzeit gebaut. Die Verantwortlichen hoffen, dass der Neubau für Pflegekräfte attraktiv ist. Umzug soll in 2024 sein. Bild: Architekten Löffler | Bild: Architekten Löffler

Corona-Hilfen mildern Verlust etwas ab

Der Eigenbetrieb spitälisches Alten- und Pflegeheim hat Corona-Hilfen für Mindereinnahmen in Höhe von rund 126 751,65 Euro für diesen Bereich erhalten. Für erhöhte Sachaufwendungen hat die Regierung weitere 16 000 Euro an die Stadt überweisen sowie 57 000 Euro für das Personal. Diese Gelder schmälerten den Verlust. Unterm Strich bleibt trotzdem das Minus von fast 400 000. Bürgermeister Thomas Kugler sagte, man sei trotzdem mit einem blauen Auge davon gekommen. „Ich will das nicht schönreden. Aber das hätte fast noch schlimmer ausgehen können“, so der Rathauschef. Er sagte, 2021 würden die Zahlen noch schlechter werden. Eine Besserung sei in Sicht, wenn der Neubau bezogen werden kann.