Dekanatsreferent Frank Scheifers

Nach den närrischen Tagen beginnt mit dem Aschermittwoch eine andere Zeit. In den katholischen Gottesdiensten ist dieser Tag durch ein besonderes Ritual geprägt, das ihm auch den Namen gegeben hat: das Auflegen der Asche auf den Kopf. Die begleitenden Worte verdeutlichen den Sinn dieses uralten Rituals. „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“ oder „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“. Ganz sinnenfällig und körperlich erfahrbar wird hier im Bild der Asche, die aus den Palmzweigen des Vorjahres genommen wird, deutlich gemacht, dass Wandlung, Erneuerung und Umkehr in unserem Leben immer wieder anstehen. Was ist wirklich wichtig im Leben? Worauf kommt es an? Was und wieviel brauche ich wirklich?

Eigenes Leben in den Blick nehmen

Im Hamsterrad des Alltags ist die Gefahr groß, dass diese grundlegenden Fragen an den Rand gedrängt werden. Da geht es uns vielleicht ähnlich wie dem total verschwitzten Holzfäller in der bekannten Geschichte. Von einem Passanten auf seine stumpfe Säge angesprochen, meint er lapidar: „Ich habe keine Zeit, die Säge zu schärfen. Ich muss Holz fällen.“ Der Aschermittwoch ist geradezu wie ein Anstoß, die „Säge“ unseres persönlichen Lebens wieder einmal genauer in den Blick zu nehmen. Es könnte eine „Schärfung“ benötigen. Das gilt auch für unsere Beziehungen, für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft, für unseren Umgang mit der Schöpfung.

Neues Denken und ein neues Handeln

Im schönen Fastenkalender „Kostbar“ heißt es zum Aschermittwoch: „Ich will sie nützen, diese Tage, mir Zeit nehmen, mir Zeit gönnen, mir Zeit lassen… Heute kann ein neuer Anfang sein. Ich werde versuchen, seit Langem Bekanntes neu zu sehen.“ Die Autoren greifen mit diesem Hinweis die Bedeutung des griechischen Wortes für Umkehr auf, das sich im Neuen Testament findet. Das griechische Wort „metanoia“ meint ein neues Denken und ein neues Handeln.

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Der Aschermittwoch und die kommenden 40 Tage der Fastenzeit laden uns genau dazu ein. Voraussetzung dafür ist, dass ich mich bewusst entscheide, mir Zeit zu nehmen. Regelmäßige Unterbrechungen im Fluss des Alltags, Zeiten des Innehaltens, bewusste Zeiten für Stille und Gebet, die Konzentration auf Wesentliches, bewusste Beschränkung in dem, was ich konsumiere, führen nicht zu weniger, sondern zu mehr Lebensqualität und Lebenstiefe.

Ökumenische „Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit“

Die Kirchen bieten neben den gottesdienstlichen Angeboten vielfältige Übungswege, Aktionen und Impulse für solche „Schärfungen“ in der Fastenzeit an. Die große ökumenische „Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit“, die unter dem Motto steht „So viel du brauchst“ gehört hier zum Beispiel dazu. Sie gibt Anregungen und konkrete Handlungsimpulse für ein neues Denken und neue Verhaltensweisen im Alltag, die zu mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit beitragen. Die kleine Begleitbroschüre zur Aktion Klimafasten 2023, die auch im Dekanatsbüro erhältlich ist, und der Fastennewsletter ermuntern, in den kommenden sieben Wochen ein klimagerechtes, schöpfungsliebendes und rücksichtsvolles Leben einzuüben (siehe unter www.klimafasten.de ). Ein Anliegen, dass in unseren Tagen besonders dringlich ist.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir diese Tage bis Ostern gut nutzen – wo auch immer Sie für sich einen Akzent setzen!