Die römisch-katholische Kirchengemeinde Sigmaringen feiert in diesem Jahr ihren Kirchenpatron, den Heiligen Fidelis von Sigmaringen, in besonderem Maße. 2022 jährt sich der Todestag des Stadtheiligen zum 400. Mal. Bis heute ist sein Andenken lebendig. Mit vielfältigen Veranstaltungen wird das Wirken des Fidelis von Sigmaringen in diesem Jahr in den Fokus gestellt. Der heilige Fidelis war am 1. Oktober 1578 als Marcus Roy in Sigmaringen geboren worden. Nach seiner Zeit als Anwalt trat der promovierte Jurist und Philosoph in den Kapuzinerorden ein. Der katholische Ordenspriester starb am 24. April 1622 im schweizerischen Graubünden. Er gilt als einer der ersten Märtyrer des Kapuzinerordens. Anlässlich des Fidelisjahres 2022 in Sigmaringen haben das Konradsblatt, die Stadt Sigmaringen und die Kirchengemeinde ein Sonderheft über den vielschichtigen Heiligen Fidelis von Sigmaringen herausgebracht.

Etwas Besonderes zum Andenken

„Fidelis- Das Musical“ zeichnet den außergewöhnlichen Lebensweg des Heiligen Fidelis von Sigmaringen nach. Es ist eine Auftragskomposition des Bezirkskantorates Sigmaringen für das Fidelisjahr 2022. Bezirkskantor Bruno Hamm schildert: „Eine ‚Jahrhundertfeier‘ ist immer Anlass, etwas Besonderes zu schaffen. Das Musical soll bewusst ein Beitrag unserer Zeit zur Erinnerung an den Heiligen Fidelis sein. Als ‚klassischer‘ Kirchenmusiker möchte ich immer wieder die Brücke zur Musik schlagen, die den Menschen heute in ihrem Alltag begegnet.“ Der Bezirkskantor selbst setzte lediglich ein paar „Leitplanken“ an das Textbuch (Libretto). Es sollten lokale und zeitgenössische Bezüge der Fidelis-Verehrung vorkommen. Der Text soll sich kritisch, aber dennoch unterhaltsam mit Fidelis auseinandersetzen. Der Komponist Wolfgang Klockewitz hat bei seinem Arrangement das Fidelislied immer wieder, auf ganz eigene Weise, in die Musik eingewoben, so Hamm.

Ein „gewöhnlicher“ Heiliger

Wie sieht der Bezirkskantor die Person Fidelis von Sigmaringen? Er sagt: „Die Beschreibung ‚ein gewöhnlicher Heiliger‘ trifft es für mich persönlich am besten. Zum einen war er ein gewöhnlicher Mensch, der Schwächen, Ecken und Kanten hatte. Der diese seinen Mitmenschen auch immer wieder zumutete. Zum anderen ein ‚Heiliger‘ in dem Sinne, dass er ein spiritueller Mensch war, der den Anruf Gottes an ihn nicht überhören konnte und wollte.“

Für Wolfgang Klockewitz ein Glücksfall

Der Arrangeur, Komponist und Jazz-Pianist Wolfgang Klockewitz schrieb die Musik zu „Fidelis – Das Musical“. Bei den ...
Der Arrangeur, Komponist und Jazz-Pianist Wolfgang Klockewitz schrieb die Musik zu „Fidelis – Das Musical“. Bei den Aufführungen spielt er das Piano. | Bild: Bezirkskantorat Sigmaringen

Auf der Bühne des Fidelis-Musicals stehen drei Hauptdarsteller, eine Begleitband, 15 Chorsänger und sechs Schauspieler aus der Region. Dahinter steht noch ein Stab von etwa 15 Personen für Technik, Regie und Kostüme. Wolfgang Klockewitz, der Arrangeur des Fidelis-Musicals, ist Komponist und Jazz-Pianist. Ihm war es ein Anliegen, Musik zu schreiben, die dem Typ „Fidelis von Sigmaringen“ entspricht. Er beschreibt: „Die Musik für das Fidelis-Musical schreiben zu dürfen, war für mich ein echter Glücksfall.“ Einerseits fiel der Auftrag für die Komposition genau in die Phase des Lockdowns, sodass sich Klockewitz die entsprechende Zeit dafür fand. Andererseits habe dieses große Bühnenwerk sein Musikschaffen nachhaltig beeinflusst. Die anfängliche Skepsis dem Genre Musical gegenüber legte sich schnell, weil ihm der Initiator Bruno Hamm jegliche stilistische Freiheit gelassen habe. Außerdem sorgten die Figur des Fidelis, sein Charakter und seine Geschichte dafür, dass kein klischeehaftes Hollywood-Musical entstanden ist. Wolfgang Klockewitz sagt bewusst „entstanden ist“, denn viele Ideen seien ihm nur so zugeflogen. Er musste sie nicht selbst zusammensuchen, sondern sie lagen sozusagen in der Luft.

Druckvoll und dynamisch – die Fidelisband (von links): Klaus Buchner, Marcus Franzke, Tobi Zeller, Wolfgang Klockewitz, Matthias ...
Druckvoll und dynamisch – die Fidelisband (von links): Klaus Buchner, Marcus Franzke, Tobi Zeller, Wolfgang Klockewitz, Matthias Hautsch, Sean Guptill und Jan Götz. | Bild: Bezirkskantorat Sigmaringen

Tiefe, die einen berührt

Ein Grund dafür war das großartige Libretto (Textbuch) von Helmut Schlegel, das ihm den Weg zur richtigen Melodie oft leicht machte. „Die Stücke, die dabei entstanden, entwickelten eine Tiefe, die einen im Innersten berührt. Trotz manchmal ungerader Metren und Melodien, die Halbtonschritte und große Sprünge bevorzugen, sind dabei viele Ohrwürmer entstanden, die das gesamte Ensemble und auch mich immer wieder verfolgen“, sagt der Arrangeur. Er selbst spielt bei den Aufführungen das Piano. Noch heute gibt es die Tradition frisch getaufte Sigmaringer Kinder in die Original-Fideliswiege zu legen, so Klockewitz, denn Fidelis habe es uns vorgemacht: Dieses vertrauensvolle Sich-fallen-lassen, bis man irgendwann ganz am Grund angekommen ist, wo der Segen fließen und der Friede sprießen kann…

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