Seit 10. Januar werden keine Gottesdienste in der Pfarrkirche St. Fidelis in Otterswang mehr gefeiert. Das 1858/1859 erbaute Gotteshaus wird renoviert und ist deshalb für die Bauzeit von knapp einem Jahr für die Gläubigen geschlossen. „Wir hoffen, Weihnachten wieder in der Kirche Gottesdienst feiern zu können“, gibt die Erzbischöfliche Bauamtsrätin Barbara Martin vom Erbischöflichen Bauamt Konstanz an. Sie betreut die Renovierung der Otterswanger Kirche und ist einmal wöchentlich vor Ort.

Die Pfarrkirche St. Fidelis wird renoviert. Sie soll eine moderne Kirche werden, die verschiedene Formen von Gottesdiensten ermöglicht.
Die Pfarrkirche St. Fidelis wird renoviert. Sie soll eine moderne Kirche werden, die verschiedene Formen von Gottesdiensten ermöglicht. | Bild: Sandra Häusler

Kirche für die nächste Generation erhalten

Die Otterswanger Kirche ist die kleinste Kirche der Seelsorgeeinheit Oberer Linzgau und verfügt nur über wenige wertvolle Kunstschätze. Sie wäre vielleicht die erste Kirche, die eventuell verkauft werden würde, schildert Martina Strigel vom Gemeindeteam Otterswang. Die neue Kirchenraumgestaltung sei eine Chance: „Wir wollen die Kirche für die nächste Generation erhalten und attraktiv machen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Alleinstellungsmerkmal durch die Neugestaltung

Durch die Neugestaltung hat die Otterswanger Pfarrkirche ein Alleinstellungsmerkmal in der Seelsorgeeinheit Oberer Linzgau und bietet sich aufgrund der losen Bestuhlung für andere Gottesdienstarten, wie freie liturgische Feiern Kindergottesdienste, Konzerte, Begegnungen, Feiern mit liturgischem Tanz oder Angebote wie Firmvorbereitung und Erstkommunionunterricht oder auch mal eine Filmvorführung an.

Das könnte Sie auch interessieren

Um die Neugestaltung zu entwickeln, hatten sich bereits 2015/2016 Vertreter aller Otterswanger Vereine getroffen, Künstler stellten im Projekt „Kunst-Projektionen-Kirche“ dort ihre Gestaltungsideen vor, die jedoch nicht den Vorstellungen der beteiligten Gremien entsprochen hatten.

Das könnte Sie auch interessieren

Alte Holzbänke werden umgearbeitet

An Dreikönig 2022 wurde der letzte Gottesdienst in der Pfarrkirche gefeiert. Bereits am 10. Januar packte ein Team aus Otterswanger Bürgern beim Ausräumen des Gotteshauses unter Anleitung der Fachleute mit an. Die bisherigen, starren und noch gut erhaltenen Kirchenbänke wurden ebenso wie der Holzboden ausgebaut. Einige Otterswanger wollten sich zunächst ungern von den bisherigen Kirchenbänken trennen. Doch für sie gibt es eine gute Nachricht. In der örtlichen Schreinerei Walz wird das Holz der alten Holzbänke zu neuen Hockern und Bänken umgearbeitet, die wieder Einzug in die Kirche finden und künftig entlang der Wände aufgestellt werden.

Viele Hände bereiten ein schnelles Ende. Die Otterswanger beim Ausbau der Bänke und des Fußbodens.
Viele Hände bereiten ein schnelles Ende. Die Otterswanger beim Ausbau der Bänke und des Fußbodens. | Bild: Otto Strigel

Rudi Griener wird „Bauleiter“

In der Kirche wurden bereits die Wasser- und Abwasserleitungen erneuert. Unter der Empore gibt es einen Einbau mit einer kleinen Teeküche und einer Toilette. Der Innenraum wird dadurch ein bisschen kleiner und der Raum fast quadratisch, beschreibt Luitgard Götz. Dort, wo künftig Gottesdienst gefeiert wird, wird wieder ein Holzboden eingebaut. Der Teppichboden auf der Empore wurde entfernt, damit der Orgelbauer die Kirchenorgel „einhausen und verpacken“ konnte, um sie während der anstehenden Renovierung vor Schmutz, Feuchtestau oder Beschädigungen zu schützen. Der Kircheninnenraum ist derzeit nahezu leer, dadurch wird der „Grauton“ der Innenwände durch Ruß, Schmutz und Feuchtigkeit deutlich. Der Otterswanger Bürger Rudi Griener war über 40 Jahre in der Baubranche tätig. „Der Rudi ist aus dem Nichts zu unserem Bauleiter geworden“, beschreibt Luitgard Götz vom Gemeindeteam Otterswang.

Um die Kirchenorgel vor Schmutz, Feuchtigkeit und Beschädigungen zu schützen, wurde diese vom Orgelbauer „eingehaust“.
Um die Kirchenorgel vor Schmutz, Feuchtigkeit und Beschädigungen zu schützen, wurde diese vom Orgelbauer „eingehaust“. | Bild: Sandra Häusler

Kosten von rund 600 000 Euro

Laut Barbara Martin vom Erzbischöflichen Bauamt in Konstanz werden die Gesamtkosten für die Umgestaltung der Kirche rund 600 000 Euro betragen. Das Geld stammt durch ein Darlehen und Zuschuss der Erzdiözese, und Rücklagen der Kirchengemeinde Oberer Linzgau. Durch die Tatkraft ehrenamtlicher Helfer, durch sogenannte Eigenleistungen, kann die Höhe der Bausumme gesenkt werden. Rudi Griener gibt an: „Bislang sind 128 Stunden Eigenleistung erfolgt.“ Die Kirche wird künftig über die Fernwärme einer Hackschnitzelanlage einer benachbarten Schreinerei versorgt. Ferner wird die komplette Elektrik erneuert. Motorische Lüftungsflügel regeln die Belüftung der Kirche automatisch. „Wichtig ist, dass wir nach der Renovierung den Raum wieder mit Leben füllen“, unterstreicht Gemeindeteammitglied Martina Strigel.