Auch 400 Jahre nach seinem Tod bleibt das Leben des Heiligen Fidelis von Sigmaringen, dem Sigmaringer Stadtheiligen, sehr lebendig. Wie aktuell sein Wirken und Geschichte von Leidenschaft, Glauben, Gerechtigkeit und Treue, Gott und den Menschen damals wie heute ist, verdeutlicht „Fidelis – das Musical“, eine Auftragskomposition des Bezirkskantorates Sigmaringen im Fidelisjahr 2022.
Geschichten über den Stadtheiligen
Das Musical ist ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Heiligen Fidelis und dessen Verehrung. Diese Auseinandersetzung wird auf der Bühne im Dialog zwischen der Chronistin (Miriam Schumacher) und deren Erzählung und dem Narrenkönig (Bruno Hamm) deutlich. Die Chronistin erinnert an das, was in den Geschichtsbüchern über den Heiligen Fidelis festgehalten ist. Der Narrenkönig verkündete wiederum, er werde keine frommen Heiligenlegenden über den Fidelis von Sigmaringen erzählen, sondern nachfragen und nachbohren. Fidelis sei ein echter Narr Gottes gewesen, hieß es im Musical.

Fidelis als Anwalt der Armen
Eindrücklich und klangvoll erzählten die Bühnenakteure das Leben des Stadtheiligen, von der Fidelis-Wiege, in die noch heute frisch getaufte Sigmaringer Kinder mit dem Wunsch um den Segen gelegt werden, bis zu dessen Märtyrertod. Sie feierten im Gasthaus „Adler“ die Geburt des bürgerlichen Markus Roy mit, der später als Überflieger in der Schule galt. Das Publikum fühlte mit Fabian Brandt (Markus Roy und Fidelis) mit beim Tod des Vaters und der Sehnsucht nach der Mutter, die die Halbwüchsigen nach der Wiederheirat zurückließ.

Wunderbare Stimmen und Spielfreude
Die Musiker und Bühnenakteure begeisterten mit tollen Stimmen, einem homogenen Chorklang und Spielfreude. Premierenbesucherin Sr. Karin aus dem Franziskanerinnenkloster in Sießen lobte: „Ich finde, das Musical ist richtig gut gemacht. Es spiegelt die innere Suchbewegung von Fidelis wider.“ Sein von Kindheit an ausgeprägter Gerechtigkeitssinn machte den späteren Stadtheiligen zum Anwalt für die Armen und auch das Ringen um seinen Eintritt ins Kloster wurde auf der Bühne dargelegt. Der Heilige Fidelis wurde ein Opfer des Religionsstreits zwischen Katholiken und Protestanten und gilt als erster Märtyrer des Kapuzinerordens.
Musical sorgt für Begeisterung
Textautor Helmut Schlegel, der das Libretto (Textbuch) verfasste, schilderte im Gespräch mit dem SÜDKURIER, wie er das Musical nun live auf der Bühne erlebte: „Es ist spannend. Ich kenne die Texte alle, aber die Umsetzung ist nochmal ein besonderes Kunstwerk. Ich bin sehr beeindruckt von der Art und Weise wie die Schauspieler und Sänger das Stück auf die Bühne bringen. Das Bühnenbild und die Regie sind sehr gelungen. Es könnte nicht besser sein.“
Zeichen für Frieden und Ökumene
Die Musik aus der Feder des Komponisten, Arrangeurs und Jazzpianisten Wolfgang Klockewitz bewegte sich zwischen Pop, Rock, Jazz, Filmmusik und mitunter im für Musicals typischen Broadway-Stil. Immer wieder flocht Klockewitz das „Sigmaringer Fidelis-Lied“ in die Musik ein. Moderne Bildprojektionen auf dem Bühnenhintergrund schlugen die zeitliche Brücke zwischen den Jahrhunderten, die Band spielte live auf am hinteren Bühnenrand. „Lasst uns neue Wege gehen Hand in Hand. Setzt euch ein für Glück und Frieden, treu zur Seite steht euch Gott“ – diese Passage des Schlussliedes könnte in der heutigen Zeit nicht aktueller sein und setzt auch ein Zeichen für die Ökumene. Mit stehenden Ovationen bedankten sich die begeisterten Besucher in der vollbesetzten Stadthalle.