Ein ungewohntes Bild bietet sich in der Stadt: Die markante Balustrade vor der Schule fehlt. Sie wurde am Montag vergangene Woche zurückgebaut und befindet sich jetzt beim städtischen Bauhof. Dort wird sie jetzt von der Firma Hellstern aus Freiburg ausgiebig auf ihren Zustand und mögliche Schäden untersucht. Das Unternehmen war auch bei der Sanierung des Mühlentores für die Natursteinarbeiten zuständig.
Dass hier etwas gemacht wurde, sei "höchste Eisenbahn" gewesen, sagt Alexander Misok, stellvertretender Leiter des städtischen Bauamtes. Die Erkenntnis habe sich beim Rückbau ergeben: "Die Balustrade ist in einem sehr schlechten Zustand. Der Naturstein ist mittlerweile über 100 Jahre alt. Im Laufe der Zeit wird das Material einfach mürbe."

Äußerlich sei nicht unbedingt etwas zu erkennen, im Inneren der Steine sehe das jedoch anders aus: "Für einen Laien könnte man das etwa als Kernfäule bezeichnen", erklärt Misok. Wie genau die Sanierung der Balustrade aussehen wird, werde in das Sanierungskonzept für das Bauwerk einfließen, das noch erstellt und schließlich dem Gemeinderat vorgelegt werde. Die Stadträte entscheiden dann, wie es weiter geht. Was allerdings auch eine Möglichkeit sei: "Es kann uns blühen, dass wir die Mauer komplett neu gründen müssen", erklärt Misok. Das Konzept sei auch auf diese Option eingestellt.
Flicken oder neu gießen?
Bei den einzelnen Steinen der Balustrade stelle sich auch die Frage, wie genau mit ihnen umgegangen werden muss: Gibt es einen Teilersatz, können Stellen geflickt werden, oder müssen einzelne Teile neu gegossen werden? Letzteres soll nur passieren, wenn es nicht anders geht: "Was an verwendbarem Material da ist, wollen wir auch benutzen", sagt Misok. Das sei auch eine finanzielle Frage: "Entsprechende Zuschüsse gibt es nur, wenn Vorhandenes erhalten wird, nicht für Neubauten."

Was jetzt allerdings Vorrang hatte: Die sogenannte Verkehrssicherung der alten Mauer. Dazu wurde inzwischen entlang der Mauer eine Betonkrone als Verplombung angebracht. Sie soll das Bauwerk stützen und vor dem Einbruch bewahren: "Das war eine rein provisorische Maßnahme, um zu sichern", so Misok. Das vor einigen Jahren angebrachte Schutzgitter habe sich bereits bezahlt gemacht. Wenn die Schule wieder losgeht, dient es als Absicherung.
Gewöhnungsbedürftig ist jedoch noch der Anblick: "Die Balustrade ist kunstvoll und ein durchaus ortsbildprägendes Bauwerk. Nicht umsonst muss sie unter Denkmalschutz wieder aufgebaut werden. Momentan sieht die Mauer allerdings richtig nackt aus", sagt Misok.

Wann die gesamte Maßnahme angegangen werde, das sei noch nicht sicher. Denkbar wäre allerdings, die Sache im Rahmen größerer Vorhaben anzugehen, die ohnehin in der Kirchstraße anstehen: "Die Mauer ist eine Maßnahme im sechsstelligen Kostenbereich. Erschütterung, wie etwa jene durch einen Verdichter, würden der neuen Mauer nicht gut bekommen", erklärt Misok.
Der Schaden an der Mauer sei vor allem durch Wasser entstanden, dass im Laufe der Zeit in die Ritzen eindringen konnte. Durch einsetzenden Frost verschlimmere sich das Ganze. Dadurch löst sich eine Schale der Mauer ab, wodurch sich auch die Balustrade verschoben habe.
Schulsanierung
2012 kümmerte sich die Bräunlinger Stadtverwaltung um die Arbeiten an der Ostseite der Grundschule. Dort, wo schließlich auch die Boulderwand angebracht wurde. Damals habe man für die Schüler eine Übergangslösung für die Pausenhof-Situation finden müssen und kam auf die Idee, dazu den vorderen Hof zu nutzen. Man habe dann die entsprechenden Pläne aus dem Jahr 1912 herangezogen. Dabei entdeckte man schließlich die Probleme an der Balustrade und brachte die L-Steinmauer an. (guy)