Die Sanierungsarbeiten am Bräunlinger Wahrzeichen, dem Mühlentor, laufen derzeit auf vollen Touren, noch innerhalb des sehr ehrgeizigen Zeitplanes, jedoch ohne Zeitpuffer.

Kommen keine, auch wetterbedingte, Verzögerungen bei den Sanierungsarbeiten vor, dann könnte zum Beginn des neuen Jahres das Mühlentor wieder durchfahren werden. Zwar gebe es auch mehrere Möglichkeiten, bei ungünstigem Wetter weiter zu arbeiten, darunter eine Einhausung, um die notwendigen Temperaturen für die Sanierungsarbeiten zu erzeugen. Doch auch dieses Vorhaben hätte seine Grenzen und brächte zusätzlich Kosten.

Schäden sind gravierend

Eine Einstellung der Arbeiten wegen Kälte würde die Öffnung des Stadttores in das neue Jahr verzögern, so Architekt Lukas Gäbele. "Die Schäden am Mühlentor sind, auch aufgrund von Wasser, gravierend und machen einen großen Sanierungsaufwand notwendig – dies war jedoch absehbar", meinte Gäbele, der gerne viel früher, schon im März, mit den Sanierungsarbeiten begonnen hätte. Doch mehrmonatige Verzögerungen durch die zuschussgebenden Behörden, die verschiedene zeitaufwändige Gutachten benötigten, bis die Mühlentorsanierung als historisches Gebäude und damit als förderungswürdig anerkannt wurde, ließen einen Sanierungsbeginn erst ab August zu.

Besonders deutlich wird der hohe Sanierungsbedarf an der Westseite des Mühlentores in Richtung Innenstadt, in der aktuell ein "Riesenloch klafft", wie es Stadtrat Armin Ewald bei einer Sitzung treffend formulierte.

An der Westseite im oberen Teil klafft derzeit eine große Öffnung, die besonders saniert werden muss.
An der Westseite im oberen Teil klafft derzeit eine große Öffnung, die besonders saniert werden muss.

Ein Betonbalken wurde in den Achtzigerjahren ohne Sensibilität für die konstruktiven Zusammenhänge der vorhandenen Fachwerkkonstruktion eingebaut. Dieser Betonbalken von einem Meter Dicke, ersetzte die frühere Holzschwelle und täuschte durch seinen roten Anstrich eine Holzkonstruktion nur vor. Es bildete sich, auch durch Wassereinbrüche, ein horizontaler Riss zwischen der Betonschwelle und der Fachwerkkonstruktion. Durch einige Fugen, die auch ersetzt werden müssen, drang ungehindert Regenwasser in das Holzfachwerk ein und hat die Bauteile geschädigt.

Balken aus dem Stadtwald

Aufgrund dieses Schadensbildes haben sich die Sanierungsplaner entschieden, "aus tragwerktechnischen Zwängen heraus das schon stark gestückelte und durch starke Fäulnis zerstörte Fachwerk komplett nach historischem Vorbild zu ersetzen". Die neuen Balken aus Holz vom Bräunlinger Wald wurden schon angefertigt und werden bald eingebaut.

Neue Holzbalken müssen im Westteil des Mühlentores eingebaut werden. Hinten Alexander Misok (links) vom Stadtbauamt und Architekt Lukas ...
Neue Holzbalken müssen im Westteil des Mühlentores eingebaut werden. Hinten Alexander Misok (links) vom Stadtbauamt und Architekt Lukas Gäbele (vorne, Zweiter von rechts) mit den Holzlieferanten. Bilder: Dagobert Maier

Neben den Holzsanierungen laufen parallel etliche Steinmetzarbeiten und die Ornamente sowie Inschriften werden erneuert. Auch am Dach müssen etliche Ausbesserungsarbeiten vorgenommen werden.

Auch im Innern des Mühlentores muss viel saniert werden.
Auch im Innern des Mühlentores muss viel saniert werden.

Nach der Beendigung der Sanierungsarbeiten wird das Wahrzeichen den Bräunlingern im Rahmen eines "Tages des offenen Mühlentors" im kommenden Jahr präsentiert. Führungen mit Erläuterungen zu den Sanierungsarbeiten werden dabei angeboten. Bis in die oberste Turmstube mit einem Blick über Bräunlingen wird der Zugang möglich sein.

In filigraner Malkunst werden die Ornamente an der Fassade nachgezeichnet.
In filigraner Malkunst werden die Ornamente an der Fassade nachgezeichnet.

Mühlentor

Das Bräunlinger Wahrzeichen, das Mühlentor, ist das letzte noch erhaltene der vier ehemaligen Zähringertore. Das Kirchtor, das Wald- und Gupfentor wurden abgerissen. Auf dem Mühlentor steht auch die Inschrift, die an die vorderösterreichische Zeit von Bräunlingen erinnert. Die aktuelle Sanierungsplanung geht von Gesamtkosten von 800 000 Euro aus. (dm)