Vor allem die Gegner sind zu hören. Wenn es um den geplanten Windpark geht, der zwischen Waldhausen und Döggingen mit sieben Anlagen entstehen soll, dann wird vor allem laut die Kritik geäußert. Doch gibt es auch Fürsprecher? "Wir haben uns alle die Frage gestellt: 'Bin ich der Einzige, der dafür ist?'", sagt der Dögginger Hendric Schneider.

Und so hat sich jeder einzelne auf die Suche gemacht und letztendlich hat sich eine Gruppierung aus zehn Leuten zusammengeschlossen, die zukünftig unter dem Namen "Pro Verpachtung" auftreten möchte. Klar sprechen sie sich dafür aus, dass die Stadt Bräunlingen ihre Flächen für den Windpark verpachten soll. Die Beweggründe sind jedoch recht unterschiedlich und reichen vom Windkraftbefürworter bis hin zu einem "Wenn schon ein Windpark, dann lieber sieben Anlagen zu den Bedingungen, die die Stadt Bräunlingen herausgehandelt hat, als drei Anlagen, die wesentlich höher werden und näher an der Bebauung stehen".

  • Markus Fischer: Fischer ist einer von zwei Waldhauser Ortschafträten, die sich für eine Verpachtung ausgesprochen hatten. "Wir verbrauchen alle Strom, warum sollten wir ihn dann nicht hier auch herstellen?" Bei Weitem wären nicht alle Waldhauser gegen den Windpark.
  • Sarah Schmid: Dass die ganze Diskussion keinen Keil zwischen die Bürger treibt, hofft Sarah Schmid. "Aber man muss seine Meinung offen sagen können." Für sie ist die Entscheidung auch mit einer moralischen Frage verbunden: Wo kommt der Strom her, der verbraucht wird. "Mir gefällt die Vision von einem autarken Bräunlingen sehr gut."
  • Hendric Schneider: "Ich bin grundsätzlich dafür, dass alle regenerativen Energien, die eine Alternative zu fossilen Brennstoffen bieten, forciert werden", sagt der Dögginger. Seiner Meinung nach würde das Konsortium auf jeden Fall die Anlagen realisieren – wenn Bräunlingen nicht verpachtet, dann eben nur auf fürstlichem Grund. "Die drei Windkraftanlagen würden mehr Nachteile bringen, wie die sieben geregelten."
  • Malte Jucho: "Das Ganze nahm in Waldhausen seinen Ursprung. Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass nicht sachlich diskutiert wird, sondern dass es hauptsächlich emotional wird", sagt der Waldhausener. Also hat sich näher mit dem Thema beschäftigt und Wert auf Fakten gelegt. "Eines ist offensichtlich: Der Infraschall, wobei ich nicht weiß, ob er gesundheitsschädlich ist, nimmt mit der Entfernung ab", sagt Jucho. Also sei es ihm lieber, wenn die Entfernung größer ist, als "wenn die fürstlichen Windanlagen direkt vor meiner Nase stehen".
  • Maren Ott: "Viele werden überrascht sein, dass ich hier dabei bin, obwohl ich für einen Bürgerentscheid unterschrieben habe." Unterschrieben habe sie, weil sie für Bürgerbeteiligung und gelebte Demokratie sei. "Am Schluss muss sich dann jeder entscheiden, für was er ist", sagt Ott. Und ihr Bauchgefühl spreche sich für die Windenergie aus. "Mich macht es auch traurig, wenn ständig nicht-sachliche Argumente angeführt werden. Ein Wald ist nicht automatisch ökologisch wertvoll." Es könne durchaus sein, dass nach der Rodung die Artenvielfalt zunehme. Und all die Kritiker wären nur nie zu hören gewesen, wenn es um die Ausweisung von neuen Gewerbegebieten gegangen sei.
  • Michael Brüner: Er steht der regenerativen Energie aufgeschlossen gegenüber. "Man kann schnell den Eindruck gewinnen, dass es hier nur Gegner gibt." Vor allem die "zum Teil unsachliche Argumentation", die auch populistische Züge trage, kritisiert er. Also habe er sich näher mit dem Thema beschäftigt, alte Gemeinderatsprotokolle gelesen und sich seine Gedanken gemacht: Die Argumentation des Gemeinderates, der sich mit Mehrheit für die Verpachtung ausgesprochen hat, sei schlüssig und es sei die "optimale Lösung".
  • Walter Rau: Der ehemalige Bräunlinger Stadtrat kommt aus der Anti-Atomkraftbewegung. Die "verfehlte Atompolitik" könnte man bestens betrachten, wenn man in die Schweiz blickt, wo die Nachbarn in unmittelbarer Nähe gegen ein Atommüllendlager kämpfen. Er möchte das Feld nicht nur den Gegnern der Windkraft überlassen, deshalb hat er sich der Gruppe angeschlossen. Argumente, dass Windkraftanlagen die Landschaft verschandeln, könne er nicht nachvollziehen. "Es spricht ja auch keiner darüber, dass Stromleitungen die Landschaft verschandeln. Das hat mit Gewöhnung zu tun."
  • Otto Körner: Als Stadt- und Landschaftplaner geht auch Otto Körner auf das Argument der Landschaftsverschandelung ein. "Das ist ein rein subjektives Empfinden", erklärt er. Wenn er nun die Vorteile der Windkraft gegen dieses Argument stelle, sei das seiner Meinung nach nicht eines Vergleiches würdig. "Als Vater von drei Kindern bin ich der nächsten Generation verpflichtet und ich möchte ihnen eine Welt hinterlassen, in der sie noch ein menschwürdiges Leben führen können", sagt Körner und spricht den Klimawandel an. "Wir haben jetzt schon zig Millionen Klimaflüchtlinge und darüber brauchen wir uns nicht zu wundern." Der Ausstieg aus fossilien Brennstoffen und die Zuwendung zur erneubaren Energie sei absolut notwendig. Auch ein finanzielles Argument führt Körner an. Mit den jährlich 130 000 bis 140 000 Euro Pachteinnahmen könne sich die Stadt beispielsweise drei Erzieherinnen leisten. Gute Noten erhält auch der Bräunlinger Bürgermeister Micha Bächle von Körner: Von der Kündigung der Verträge über die Informationsveranstaltung und der Info-Broschüre hätte Bächle immer auf Transparenz gesetzt.
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