Die Situation am Wohnungsmarkt ist alles andere als entspannt. Die Suche nach einer passenden Unterkunft, im entsprechenden finanziellen Rahmen und den notwendigen räumlichen Gegebenheiten, gestaltet sich nicht einfach. Viele finden eine Wohnung, einige nicht. Sie landen auf der Straße, werden obdachlos. Doch was passiert in solch einem Fall. Welches soziale Netz hilft?
Niemanden zwingen
"Die Aufgabe der Stadt ist hier vor allem: Ein Bett im Trockenen zur Verfügung zu stellen", erklärt Andreas Dereck, Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung in Donaueschingen. Kommunen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Obdachlosen eine polizeiliche Unterbringung anbieten zu können. Dabei ist natürlich immer vorausgesetzt, dass diese dann auch angenommen wird. Das ist nicht immer der Fall, sagt Dereck: "Wenn jemand sagt, dass er sich draußen wohlfühlt, dann werden sie nicht in die Unterkunft gezwungen." Freiwillig obdachlos zu sein, für einige ist das tatsächlich auch eine Option. So sei etwa vor einer Woche ein Mann mit Hund gekommen, um sich nach einer Unterkunft zu erkundigen. Die gibt es, nur nicht für das Tier. Die sind dort nicht erlaubt. "Für ihn war das dann erledigt", so Dereck. Ähnlich sei es auch mit dem Donaueschinger Waldmenschen gewesen, der das ganze Jahr über in der freien Natur lebt. Man habe ihm ein Zimmer zugewiesen, gerade für die Zeit über den Winter. Oft da gewesen sei er allerdings nicht.
Mehrere Unterkünfte
In Donaueschingen gibt es gleich mehrere Unterkünfte, die für Obdachlose infrage kommen. Noch vor einigen Jahren zählte dazu auch ein Gebäude in der Alten-Wolterdinger-Straße. Dort habe es jedoch schon zweimal gebrannt, für eine kurzfristige Unterbringung sei es nicht geeignet. Die Gebäude in der Schillerstraße 25 und 25 a waren fast komplett leer und verfallen. Die habe man mittlerweile renoviert und Wohnungen daraus gemacht: "Viele obdachlose Personen befinden sich dort jetzt in einem geregelten Mietverhältnis", sagt der Amtsleiter.
Sanierungen
Dieses Jahr habe man sich an die Renovierungsarbeiten am Gebäude in der Schillerstraße 27 gemacht. Die stehen kurz vor dem Abschluss. Sechs Wohnungen mit Heizung, Dusche. Vier davon sollen auf den freien Markt kommen, zwei stehen für Obdachlose und Flüchtlinge zur Verfügung. In Donaueschingen wird deren Unterbringung kombiniert, sagt Dereck. Durch die Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle (Bea) in der Friedhofstraße ist die Stadt nicht zur Anschlussunterbringung verpflichtet. Aus den Zeiten vor der Bea gibt es allerdings noch vier Fälle, die aktuell untergebracht werden. Vermutlich werde man nach den Sommerferien die restlichen Arbeiten in der Schillerstraße 27 beendet haben: "Vermutlich dauert es dann bis zum Ende des Jahres, bis dort jemand einzieht", sagt Dereck.

Situation in Pfohren
Schließlich bleibt noch das Gebäude in der Baarstraße in Pfohren. Dort sind momentan zehn Männer und eine Frau untergebracht. Es gibt noch mehr Platz, insgesamt hat es dort 22 Betten. "Für Pfohren ist das natürlich eine besondere Situation. Als Kernstadt wollen wir uns da nicht rausnehmen und die ganze Last auf dem Ortsteil ruhen lassen", so Dereck. Früher war das Haus eine Gaststätte mit mehreren Zimmern zwischen 14 und 22 Quadratmetern. Gut für eine Unterbringung geeignet. Auch dort hat man gerade renoviert, die Gerüste werden abgebaut. Der investierte Geldbetrag werde jedoch oftmals direkt zunichtegemacht: "Die Einrichtungen können teilweise gar nicht so schnell renoviert werden, wie sie wieder kaputtgemacht werden. Wir haben dort neue Lampen aufgehängt, ein Teil davon wurde direkt geklaut", berichtet Dereck. Zu einer menschenwürdigen Unterbringung tragen viele nichts bei. Fehle etwa der Zimmerschlüssel, werde die Tür schon mal aufgebrochen. "Teilweise ist es schwierig. Es wäre falsch zu sagen, dass dort alle miteinander auskommen. Es sind Drogen und Alkohol im Spiel, da kann es schon mal anders laufen", ergänzt er.
Stammkunden
Viele der Leute in der Baarstraße seien auch schon etliche Jahre dort, einer sogar seit 2009. "Solange die Wohnungsnot groß ist, kann sich ein Vermieter aussuchen, wem er die Wohnung gibt. Jeder kennt die Baarstraße. Ohne geregeltes Einkommen stehen die Chancen schlecht. Das sorgt natürlich auch für Frust. Viele sind abgerutscht, bewerben sich schon gar nicht mehr", sagt der Amtsleiter. Eine soziale Unterstützung gibt es nicht, auch nicht auf ehrenamtlicher Basis. "Vielleicht gäbe das auch mal Auftrieb, wenn jemand da wäre, der sie an der Hand nimmt." Ob das bei allen Bewohnern auch funktioniert? Das sei fraglich. Bei einigen wäre es aber vielleicht eine Möglichkeit.
Bereits verkauft
Zwei Brände, veraltete Heizanlage – die Obdachlosen-Unterkunft in der Alten-Wolterdinger-Straße wurde schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt, um darin Personen unterzubringen. Mittlerweile sei sie an einen Investor verkauft, wie Theo Kneer, zuständig für die Liegenschaften der Stadt Donaueschingen, auf SÜDKURIER-Anfrage bestätigt. Ein Investor wolle es wieder auf Vordermann bringen und es so umbauen, dass darin Eigentumswohnungen entstehen sollen. (guy)