Wo früher Transporter hielten, stehen jetzt Kübel mit Sommerblumen. Anstelle von Motorengeräuschen liegt entspannte Stille über der Donaueschinger Innenstadt – zumindest vordergründig. Hinter Ladentresen und Apothekentüren sieht die Realität anders aus: Brillen bleiben liegen, Medikamentenlieferungen verzögern sich, spontane Kunden bleiben aus. Bei Gewerbetreibenden wächst der Unmut über die temporären Verkehrsumleitungen und Sperrungen, die noch bis Ende August bestehen.

Bild 1: Lieferprobleme und Kundenflaute: Wird der Quellsommer zum Todesstoß für die Donaueschinger Innenstadt?
Bild: Schönlein, Ute

Kundenservice leidet

„Die Warenanlieferung funktioniert nicht mehr einwandfrei“, sagt Patrick Meyer, Inhaber von Optic Meyer in der Karlstraße. Schon in den ersten Tagen nach Inkrafttreten der geänderten Verkehrsführung sei der Nachtlieferdienst zweimal ausgeblieben, auch während seines Urlaubs wurde nicht geliefert. Für ihn ein ernstes Problem: „Brillen oder Kontaktlinsen werden mitunter sehr dringend benötigt.“ Ein Zusammenhang mit der neuen Verkehrsführung sei offensichtlich.

Patrick Meyer ist Leiter des Optikerfachgeschäfts Optic Meyer in der Karlstraße.
Patrick Meyer ist Leiter des Optikerfachgeschäfts Optic Meyer in der Karlstraße. | Bild: Simon, Guy

Die Folgen spürt er im Tagesgeschäft: „Der Kundenservice, der uns von großen Ketten oder dem Onlinehandel unterscheidet, leidet. Durch unzuverlässige Lieferzeiten fällt ein zentrales Element dieses Services weg.“ Auch die Laufkundschaft sei deutlich zurückgegangen. „Spontankäufe – etwa Sonnenbrillen – sind seltener.“

Von seinen Kunden hört Meyer häufig Kritik: „Nahezu jeder äußert sich genervt über die erschwerte Anfahrt.“ Besonders Kundschaft aus Hüfingen, Bräunlingen oder Bad Dürrheim kündigte an, Donaueschingen künftig zu meiden. „Einige haben uns gesagt, dass sie sich den Aufwand, in die Stadt zu gelangen, nicht mehr antun wollen.“

Auch die Kommunikation mit der Stadt sorgte für Unmut: „Wir wurden im Vorfeld nicht einbezogen und nicht ausreichend informiert.“ Zwei Details hätten ihn besonders überrascht: „Dass man von der Max-Egon-Straße kommend nur nach links abbiegen kann – und dass man ab dem Café Hengstler nicht mehr Richtung Rathaus fahren darf.“ Selbst der Weg zur Arbeit sei zur Geduldsprobe geworden: „Von Allmendshofen brauche ich jetzt zehn Minuten länger.“

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Erreichbarkeit hat sich verschlechtert

Auch Peter Meess von der Hof-Apotheke berichtet von massiven Einschränkungen. „Unsere Erreichbarkeit für Kunden, besonders aus dem Süden Donaueschingens, hat sich erheblich verschlechtert.“ Viele Patienten kämen nicht mehr oder kündigten an, künftig zu verzichten. „Mit einem kranken Kind fährt man keinen Umweg. Und ältere oder eingeschränkte Personen steigen nicht aufs Fahrrad.“

Die Apotheker Peter (links) und Florian Meess von der Hofapotheke in Donaueschingen.
Die Apotheker Peter (links) und Florian Meess von der Hofapotheke in Donaueschingen. | Bild: Fröhlich, Jens

Auch die Logistik sei betroffen: „Großhandelsfahrer geraten regelmäßig in Zeitnot.“ Der eigene Botendienst brauche deutlich länger. „Unsere gefahrenen Kilometer haben sich verdoppelt bis verdreifacht.“ Sein Fazit: „Das Verkehrskonzept ist für viele Geschäfte in kürzester Zeit zu einem existenziellen Problem geworden.“ Besonders der Apotheken-Notdienst sei betroffen, der organisatorische Aufwand gestiegen. „Wir verbringen viel Zeit damit, am Telefon Wege zu erklären.“

Die Aussage der Stadt, alle Geschäfte seien erreichbar, sei zwar formal korrekt, aber irreführend, so die Ansicht von Meess: „Der erhöhte Zeitaufwand und die Umwege werden verschwiegen.“ Sein Urteil: „Wird der Zugang zur Innenstadt erschwert, bleiben die Kunden aus. Ein Todesstoß mit Ansage für die Donaueschinger Innenstadt.“

Das sagt die Stadt Donaueschingen

Lieferanten und Kunden bleiben weg

Auch Sebastian Biedermann vom gleichnamigen Getränkemarkt meldet sich kritisch zu Wort. Er beliefert zahlreiche Gastronomen in der Innenstadt. Zwar seien Lieferausweise verteilt worden, doch die Realität sehe anders aus: „Sperrungen und Blumenkübel schaffen teils knifflige Situationen für größere Fahrzeuge.“ Besonders die Verkehrsführung am Platz vor der Stadtkirche und am Hengstlerplatz sei ein Problem: „Kein Durchkommen aus Richtung Stadtkirche – das bedeutet große Umwege.“

Sebastian Biedermann in seinem Getränkehandel Biedermann.
Sebastian Biedermann in seinem Getränkehandel Biedermann. | Bild: Roger Müller

Auch von der Max-Egon-Straße aus sei der Hengstlerplatz nicht mehr erreichbar: „Dort darf man nur noch links abbiegen – das erschwert unseren Alltag erheblich.“ Für größere Lastwagen seien enge Nebenstraßen kaum geeignet: „Unsere 7,5-Tonner fahren dort nur ungern.“

Den Zeitverlust beziffert Biedermann auf rund zwei Stunden pro Woche, besonders im Heimdienst. Auch Kunden im Geschäft in der Friedrich-Ebert-Straße blieben aus: „Vor allem aus dem Viertel rund um die Feuerwehr – vielen ist der Rückweg ist zu umständlich.“ Ökologische Auswirkungen sieht er ebenfalls: „Die Umwege verursachen deutlich mehr Emissionen, Staus auf dem Hindenburgring sind inzwischen alltäglich.“ Sein Fazit: „Das gestartete ‚Experiment‘ – wie es aus dem Rathaus heißt – ist aus unserer Sicht nicht tragfähig.“

Gemischte Gefühle bei Fürstenberg-Brauerei

Bei der Fürstenberg-Brauerei sieht man die neue Verkehrsregelung mit gemischten Gefühlen. „Das derzeitige Verkehrskonzept ist aus unserer Sicht als ortsansässiges, produzierendes Unternehmen grundsätzlich umsetzbar“, sagt Ilona Zimmermann. „Der Lieferverkehr ist trotz der Straßensperrungen möglich.“

In der täglichen Praxis komme es jedoch immer wieder zu Schwierigkeiten. „Diese entstehen vor allem durch falsch parkende Fahrzeuge sowie eine nicht immer optimale Verkehrsführung“, so Zimmermann.

Die Fürstenberg Brauerei in Donaueschingen.
Die Fürstenberg Brauerei in Donaueschingen. | Bild: Daniel Vedder

Eine konkrete Verbesserung schlägt sie vor: „Eine temporäre An- und Abfahrt über die Fürstenbergstraße würde aus unserer Sicht zur Entlastung beitragen und die Verkehrsführung für unseren Lieferverkehr spürbar verbessern.“

Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung bewertet Zimmermann positiv: „Wir wurden gut informiert, auch der Austausch zur Ausschilderung der Anfahrtswege und die Umsetzung waren sehr konstruktiv.“