Seit März erst tourt Busfahrer Peter Heinrich durch Donaueschingen und Umland. Trotzdem ist er schon bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Jeden Tag befördert der Angestellte der Verkehrsgesellschaft Bregtal (VGB) Passagiere – von Schulkindern bis zu Rentnern; von Rufbus über Regionalverkehr bis hin zu Stadtverkehr in Donaueschingen und Bräunlingen.

Als Fernfahrer in ganz Europa unterwegs

Zuvor war der gelernte Metzger Fernfahrer. Von Spanien über Dänemark bis ins Vereinigte Königreich, nach Ungarn oder Bulgarien: Peter Heinrich hat einiges auf den Straßen erlebt. Doch die Zeit auf den Autobahnen Europas war gleichzeitig einsam.

Als Fernfahrer war Peter Heinrich in ganz Europa unterwegs. Manchmal blieb sogar trotz aller Deadlines Zeit für etwas Sightseeing. So ...
Als Fernfahrer war Peter Heinrich in ganz Europa unterwegs. Manchmal blieb sogar trotz aller Deadlines Zeit für etwas Sightseeing. So wie hier an der Steinformation Stonehenge in Südengland. | Bild: Peter Heinrich

Und dennoch: Heinrich machte der Job als Lastwagenfahrer Spaß. „Ich habe gedacht, ich mache das bis an mein Lebensende“, sagt der heute 53-Jährige.

Bandscheibenvorfall ändert alles

Doch als ein Bandscheibenvorfall und Knieprobleme dazwischenkommen, muss Peter Heinrich seinen Job an den Nagel hängen. Nach Rücksprache mit der Versicherung tauscht er die Waren- gegen die Personenbeförderung.

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„Ich habe mich dagegen gewehrt, beim Busfahren Hemd und Krawatte zu tragen“, lacht Heinrich. Beim Stadtbus braucht man das nicht. Trotz seiner jahrelangen Erfahrung musste er also nochmal in die Fahrschule, um den Busführerschein zu machen.

Von der Metzgerei zum Bus: Peter Heinrich hat viel erlebt

Für den 53-Jährigen nichts Neues. Schließlich hatte er in jungen Jahren bereits umgeschult. „Ich habe in Donaueschingen eine Lehre als Metzger gemacht“, berichtet Heinrich. Dort arbeitete er mehrere Jahre auch im Verkauf.

Früher fuhr Peter Heinrich alle möglichen Gegenstände durch die Weltgeschichte – heute fährt er Menschen durch den Schwarzwald-Baar-Kreis.
Früher fuhr Peter Heinrich alle möglichen Gegenstände durch die Weltgeschichte – heute fährt er Menschen durch den Schwarzwald-Baar-Kreis. | Bild: Peter Heinrich

Doch irgendwann sei ihm das zu langweilig geworden und er erfüllte sich den Traum vom Leben auf der Straße. „Da hat es mir einfach das Lenkrad in die Hand getrieben“, sagt der VGB-Fahrer.

„Ich war aufgeregt wie noch nie“

Anfangs war dem gebürtigen Schwenninger der Beruf des Busfahrers nicht geheuer: „An meinem ersten Arbeitstag war ich so aufgeregt wie sonst noch nie“, erinnert er sich an den Tag im Februar. Gleich in seiner ersten Schicht stand ein ganzer Haufen Schüler an der Bushaltestelle.

Auch in den sozialen Netzwerken macht Peter Heinrich Werbung für den Donaueschinger Donaubus.
Auch in den sozialen Netzwerken macht Peter Heinrich Werbung für den Donaueschinger Donaubus. | Bild: Peter Heinrich / Facebook

Doch damals wie heute ist der charismatische Hüfinger ein Busfahrer der anderen Sorte. Er wisse um den Ruf seiner Artgenossen. „Ich bin selbst immer erschrocken, wenn ich mit dem Bus fahre und die Fahrer nicht einmal grüßen“, ärgert sich Heinrich.

Selbst der grimmigste Fahrgast wird gegrüßt

Seit er selbst am Steuer sitzt, will er es anders machen. Er sieht sich als Botschafter für mehr guten Umgang und will den Tag seiner Fahrgäste besser machen. „Das ist mein Ziel. Und wenn jemand nicht grüßt, grüße ich trotzdem mit einem Lächeln. Vielleicht steckt es ja an“, hofft Heinrich. Auch dem schlechten Image des Verkehrsmittels – unter anderem des Donaubusses – will er so entgegenwirken.

Gerade bei einem grimmig dreinschauenden Mann beiße er auf Granit: „Der hat sich sogar mal beschwert, dass ich ihm immer einen guten Morgen wünsche. Aber ich höre nicht damit auf.“ Den Fahrgästen scheint es zu gefallen. Nach vier Monaten ist Heinrich bereits bestens bekannt. Schon Kinder kennen den immer gut gelaunten Busfahrer.

Er animiert Rabauken zum Singen

„Natürlich hat man auch seine Pappenheimer“, grinst Heinrich. Da wären die Jugendlichen, die sich abends in seinem Bus prügelten. Heinrich hielt an und erklärte, dass es keine Weiterfahrt gäbe, wenn sie nicht sofort damit aufhörten. „Ich habe gesagt, sie sollen lieber ein Lied singen“, erinnert sich der Hüfinger. „Seitdem singen sie während der Fahrt immer, wenn sie mit mir fahren.“

Peter Heinrich hat Spaß bei der Arbeit – das wissen die meisten seiner Fahrgäste zu schätzen.
Peter Heinrich hat Spaß bei der Arbeit – das wissen die meisten seiner Fahrgäste zu schätzen. | Bild: Tobias Weißert

Oder die zu später Stunde gut angeheiterten Herren, die am Bahnhof einsteigen. „Die trauen sich inzwischen nicht mehr, mit offener Bierdose in der Hand einzusteigen“, sagt der ehemalige Trucker. Trotz aller Eskapaden behandle er die Männer wie alle anderen Fahrgäste. Das danken sie ihm: „Einmal sagte einer zu mir ‚du behandelst mich wenigstens wie ein richtiger Mensch‘“, so Heinrich.

Peter Heinrich kennt alle Tricks

Da wären die Schulkinder, deren Familien sich kein Ticket leisten können. „Da wird dann auch gerne mal der Fahrausweis der Schwester benutzt und das Bild überklebt“, erzählt der Busfahrer. „Oder behauptet, dass man kein Geld für das Ticket habe. Später sieht man die Kinder dann aber mit einem Döner in der Hand.“

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Bei der Ticketkontrolle ist Heinrich hartnäckig. Egal, ob Stammfahrgast oder Tourist: Kontrolliert wird jeder – immer. „Ich wurde am Anfang zu oft zum Narren gehalten“, erklärt Heinrich. Da wurde dann auch durchaus mal ein Video vom angeblichen Deutschlandticket auf dem Handy vorgezeigt.

Nicht nur Unterhalter, sondern auch Kummerkasten

Peter Heinrich hat sichtlich Spaß an seinem Job. Immer ein lockerer Spruch auf den Lippen und ein Schwätzchen ist mit jedem Fahrgast sowieso drin. So wird man auch mal vom Unterhalter zum Kummerkasten: „Es kommt durchaus vor, dass mir Fahrgäste intimste Dinge erzählen“, so der 53-Jährige. „Vom drogenabhängigen Sohn bis zum gewalttätigen Mann ist da alles dabei.“

Die Fahrgäste kämen von ganz allein auf ihn zu, erzählt Heinrich. „Das Zwischenmenschliche brauchen die Leute einfach“, stellt er fest. „Wenn man ein sturer Hund ist, ist man davon natürlich befreit. Aber so bin ich nicht.“

„Ich bin viel ausgeglichener und glücklicher als früher“

Nach Feierabend lässt der Hüfinger all das jedoch im Bus: „Sowas darf man nicht mit nach Hause nehmen.“ Da freut sich seine Lebensgefährtin über Gesellschaft. Dass die Arbeitszeiten nun viel geregelter sind und er abends immer pünktlich nach Hause kommt, stimmt ihn zusätzlich zur erfüllenden Arbeit froh.

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„Und meine Freundin sagt auch, ich sei viel ausgeglichener und glücklicher“, zeigt sich der Busfahrer zufrieden. Peter Heinrich scheint also nicht nur einen neuen Beruf, sondern auch eine Berufung gefunden zu haben.