„Wir sind alt, seit 38 Jahren unterwegs und waren fast überall“, sagte Frontman Kai Wingenfelder von Fury in the Slaughterhouse beim ersten Konzert der diesjährigen Open-Airs auf dem Schlossplatz. Doch von Altersbeschwerden war weder bei der Band noch bei den ähnlich alten Zuschauern nichts zu spüren. Vom ersten Song bis zum letzten Ton rockte der Schlossplatz pfeifend, johlend und mitsingend in gemütlicher Festival-Atmosphäre.

Es ist Festivalzeit auf dem Schlossplatz in Meersburg! Und das Wetter spielt phantastisch mit.
Es ist Festivalzeit auf dem Schlossplatz in Meersburg! Und das Wetter spielt phantastisch mit. | Bild: Jäckle, Reiner

Schon zweieinhalb Stunden vor dem Beginn des Hauptkonzerts verteilten sich zahlreiche Besucher vor der Bühne und richteten sich sitzend auf dem warmen Kopfsteinpflaster ein. Währenddessen stellte das Team um Alex Uhrle und Stephan Kopetzky blaue Tonnen mit dem Logo „Hockey for Hope“ auf. Uhrle erklärte – während er fotogen in die Tonne krabbelte –, dass in die Tonne die Pfandbecher als Spende für bedürftige Kinder weltweit eingeworfen werden könnten.

Für den guten Zweck stieg Alex Uhrle in die Tonne, während Falk Stiehler versucht, den Deckel zu schließen. Eigentlich sollen hier die ...
Für den guten Zweck stieg Alex Uhrle in die Tonne, während Falk Stiehler versucht, den Deckel zu schließen. Eigentlich sollen hier die Pfandbecher hinein, um für „Hockey für Hope“ Spenden für benachteiligte Kinder weltweit zu sammeln. | Bild: Lorna Komm

Mitgründer Kopetzky erzählt, dass er im Fernsehen gesehen habe, dass die Band einen Aufruf gestartet und Organisationen gesucht habe, deren wohltätige Zwecke sie unterstützen könnte. In Anlehnung des Namens des seit 2017 bestehenden Vereins aus Kaufbeuren und des 2023 erschienenen Albums „Hope“ hätten sie sich beworben und den Zuschlag erhalten, auf den Konzerten zu Gunsten ihres Vereins zu werben und Spenden zu sammeln.

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Konzert und Kurzurlaub in Meersburg

Mit Getränken und Tour-T-Shirts hatte sich derweil auch eine Freundesgruppe aus Thüringen versorgt. Doreen Kristen erzählte, dass die sechs extra zum Konzert nach Meersburg gekommen seien und sich mit ein paar Übernachtungen eine kurze Auszeit gönnen. Begleiterin Jeannette Hähnlein ergänzte die besondere Bedeutung für ihre persönliche Konzertreise. Fury in the Slaughterhouse habe sie zum ersten Mal vor 29 Jahren auf einem Open-Air-Konzert in Lauda gesehen. Dort habe sie ihren heutigen Ehemann Dirk kennengelernt, der natürlich auch jetzt dabei sei.

Janette und Dirk Hähnlein (von rechts) lernten sich vor 29 Jahren auf einem Konzert der Band kennen. Mit Freundin Doreen Kirsten (Dritte ...
Janette und Dirk Hähnlein (von rechts) lernten sich vor 29 Jahren auf einem Konzert der Band kennen. Mit Freundin Doreen Kirsten (Dritte von rechts) sind deren Ehemann und weitere Freunde extra aus Thüringen mit nach Meersburg zum Konzert angereist | Bild: Lorna Komm

Ähnlich lang ist Monika Gläsers erstes Konzert der Band her. In den 80er Jahren habe sie deren Auftritt in Salzgitter gesehen und sei seit dessen Fan. „Ich habe alle CDs daheim“, sagte sie. Die Konzertkarten habe sie als Geburtstagsgeschenk bekommen. Ihre Tochter Marie-Sophie begleitete sie und erzählte: „Wir haben die gesamte Playlist auf der Fahrt von Ludwigsburg bis hier her gehört.“ Monika Gläser erhoffte sich vom Konzert, dass vor allem die älteren Lieder der Gruppe gespielt werden.

Hans Gramlich ist schon länger Fan der Band, wie er mit seinem T-Shirt zeigt, und dennoch mit Ehefrau Simone zum ersten Mal auf einem ...
Hans Gramlich ist schon länger Fan der Band, wie er mit seinem T-Shirt zeigt, und dennoch mit Ehefrau Simone zum ersten Mal auf einem Konzert von Fury in the Slaughterhouse. | Bild: Lorna Komm

„Gute Sachen an tollen Locations“

Hans Gramlich erhoffte sich hingegen eher neuere Lieder. Die alten fände er zwar auch gut, doch am besten gefalle ihm das vorletzte Album „Now“ aus der Coronazeit. „Das war qualitativ sehr hoch“, sagte er. Wie andere Bands hätten sie da Zeit gehabt, anständig zu produzieren, meinte Gramlich.

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„Sie sind älter geworden und die Qualität steigt“, beurteilte er die Entwicklung der Musiker. Der in der Gegend von Ulm wohnhafte Gramlich lobte auch das Ambiente: „Allgäu Concerts organisiert immer gute Sachen an tollen Locations.“

Vor dem Hauptact stand Michèl von Wussow auf der Bühne.
Vor dem Hauptact stand Michèl von Wussow auf der Bühne. | Bild: Jäckle, Reiner

Mit dem beeindruckenden Supportact Michèl von Wussow ging das Konzert dann auch gleich los. Mit seiner rauen, rockenden Stimme führte er das Programm mit fetten Akkorden sowie ehrlichen deutschen Texten ein und heizte mit „Fury, Fury“- Rufen unter Unterstützung des Publikums die Stimmung an.

Die Fans bejubeln den Auftritt von Fury in the Slaughterhouse auf dem Schlossplatz.
Die Fans bejubeln den Auftritt von Fury in the Slaughterhouse auf dem Schlossplatz. | Bild: Jäckle, Reiner

Pünktlicher Start des Hauptacts

Punkt 20 Uhr stand dann die sechsköpfige Band aus Hannover auf der Bühne. Schon bei den ersten Tönen ertönten die Jubelrufe aus dem Publikum. Zwischen Hits wie „Radio Orchid“, „Why worry“ oder „Time to wonder“, suchte Kai Wingenfelder immer wieder den Kontakt zum Publikum, fragte nach dem örtlichen Fußballverein, gab politische Statements über weiße alte Männer oder appellierte, sich gegenseitig zu helfen, wie mit dem Lied „Everyday heroes“. Im Hintergrund dazu wurden immer die passenden Bilder auf der Großleinwand gezeigt.

Das Publikum reagierte entsprechend, mal gingen die Hände in die Luft, mal erstrahlten Handylichter oder es wurde textsicher mitgesungen. Mit der letzten leisen Zugabe „Seconds to fall“, endete das zweistündige Konzert und eine Gruppe der Zuschauer ging laut singend „Won‘t forget these days“ – wir werden diese Tage nicht vergessen – zufrieden nach Hause.