Fast bis zur letzten Minute wurde noch gewerkelt auf der Baustelle des neuen Fasnachtsmuseums Schloss Langenstein. Doch am Ende hat alles geklappt und ein Mammutprojekt hat seinen Abschluss gefunden. „Wir sind mit allem fertiggeworden“, freute sich Carola Schäpke, Vorsitzende des Museumsvereins, mit einem erleichterten Lächeln kurz vor der Eröffnungsfeier am Donnerstagabend, 26. Juni, mit zahlreichen geladenen Gästen aus Politik und Gesellschaft.
Fast genau drei Jahre nach dem ersten Spatenstich öffnet das Museum erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit. Die Vorbereitungen laufen indes schon seit mehr als zehn Jahren, wie Museumspräsident Michael Fuchs in seiner Ansprache betonte. Er machte auch deutlich, dass dieses Projekt ohne die enorme ehrenamtliche Unterstützung aus der ganzen Region wohl nicht möglich gewesen wäre.
Die Region hat zusammengehalten
Nachdem die Idee da war und Leopold Graf Douglas das Grundstück zur Verfügung gestellt hatte, sei die große Frage gewesen, ob die Region zusammenhält, um das Neubauprojekt zu stemmen. „Heute sehen wir: Sie hat gehalten und viele haben das Projekt unterstützt“, so Fuchs. Gemeinsam habe man hier etwas geschaffen, das bleibt.
Zufrieden zeigte sich auch Architekt Peter Cheret, der deutlich machte, dass es sich bei dem Projekt um etwas ganz Besonderes handle. „Es ist das erste Museum seiner Art, für das ein Neubau errichtet wurde. Die meisten Fasnachtsmuseen sind in historischen Bestandsbauten untergebracht“, so Cheret. Ein Vorbild, an dem man sich für den Neubau orientieren konnte, habe es also nicht gegeben. Wichtig sei vielmehr gewesen, den Gedanken der Pflege von Tradition und Brauchtum mit modernen Elementen zu verknüpfen.
So zeigt sich das Museum von Außen in der Form eines typischen süddeutschen Eindachhauses, dessen prominentester Vertreter das klassische Schwarzwaldhaus ist. Bei der Holzkonstruktion im Inneren wurden zwar traditionelle Verbindungstechniken aus dem Zimmererhandwerk verwendet, das Material, Baubuche, jedoch ist neu und innovativ. Daher sei der Neubau auch in das Holz-innovativ-Programm, ein Förderprogramm des Landes, aufgenommen worden.
Was den Holzbau so besonders macht
Wie Statiker Thomas Relling im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärte, besteht Baubuche aus geschältem Buchenfurnier, das zu starken Trägern verleimt wird. Dieses Material sei erst seit wenigen Jahren auf dem Markt. Nur dadurch sei es möglich geworden, einen so großen Raum ohne stützende Träger in der Mitte zu realisieren.

„Es freut mich sehr, wenn jemand den Mut hat, mit Holz zu bauen, und dabei alte Techniken mit modernen Ideen zu verbinden“, betonte Sabine Kurtz, Staatssekretärin aus dem Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Vor diesem Hintergrund sei das Museum zurecht mit Mitteln aus dem Holz-innovativ Programm gefördert worden. Die Staatssekretärin zeigte sich insgesamt beeindruckt von dem, was hier geleistet wurde. Aus ihrer Sicht sei das Museum eine Bereicherung für den lokalen Kulturraum. „In keinem anderen Bereich begegnen sich die Menschen so offen und vielfältig wie an der Fasnacht“, so Kurtz.

Die Narren sind gekommen, um zu bleiben
Leopold Graf Douglas, Hausherr von Schloss Langenstein, hat vor neun Jahren das Grundstück für den Neubau zur Verfügung gestellt. Aus einer fast buchstäblichen Schnapsidee, sei dabei eine Mammutaufgabe geworden, machte der Graf mit einem verschmitzten Grinsen deutlich. „Es war klar, dass das Museum in den alten Räumen keine Zukunft hat, es war aber auch klar, dass es in Langenstein bleiben soll“, betonte er. Für ihn stehe nämlich fest: Nachdem sein Großvater Wilhelm Graf Douglas Ende der 1960er-Jahre seine Zustimmung für die Einrichtung des Museums im Schloss gegeben hatte, waren die Narren gekommen, um zu bleiben. „Das Erbbaurecht für das Museumsgrundstück ist zwar auf 99 Jahre ausgelegt, aber es wird dann sowieso verlängert“, zeigte sich Leopold Graf Douglas zuversichtlich.
Die Grüne Landtagsabgeordnete Nese Erikli trat in ihrer Eigenschaft als Aufsichtsrätin der Baden-Württemberg Stiftung an das Mikrofon. „Ich freue mich, dass das Museum mit einer substanziellen Summe durch die Stiftung unterstützt werden konnte“, betonte sie. Schließlich stifte die Fasnacht nicht nur Identität und Gemeinschaft, sondern bringe auch Lebensfreude. Hier sei ein Ort geschaffen worden, der genau davon erzähle.

Tradition und Zukunft sollen sich beflügeln
Dem pflichtete auch Landrat Zeno Danner bei. „Dieser Ort zeigt, wie wir drauf sind, wie wir leben und was uns wichtig ist. Deshalb ist es schön, dass wir jetzt dieses Museum haben“, so Danner. Stefan Keil, Bürgermeister von Orsingen-Nenzingen, auf dessen Gemarkung das neue Museum steht, hatte für das Museum mit seinen zahlreichen digitalen Anwendungen ein ganz analoges Geschenk dabei: Ein Gästebuch, in dem sich viele schöne Erinnerungen an Museumsbesuche sammeln sollen. „Das Museum ist ein lebendiges Zeichen dafür, dass sich Tradition und Zukunft nicht ausschließen, sondern beflügeln“, betonte er.
Baukostensteigerung sorgte für Finanzierungslücke
So sieht es auch Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau Bodensee: „Hier schlägt das Herz der Fasnacht an 365 Tagen im Jahr.“ Er zeigte sich stolz, dass man dieses Projekt, das anfangs ein großes Risiko gewesen sei, erfolgreich gestemmt habe. „Wir hatten als mittelloser Verein schon 100.000 Euro Planungskosten investiert, ohne zu wissen, ob aus dem Projekt am Ende wirklich etwas wird“, so Hespeler. Später habe dann die Baukostensteigerung dafür gesorgt, dass sich eine neue Finanzierungslücke aufgetan habe. Von geplanten 2,2 Millionen Euro seien die Baukosten auf 2,6 Millionen Euro angestiegen.
Bevor bei der Eröffnung schließlich das obligatorische rote Band im Eingangsbereich durchgeschnitten werden konnte, gab es dann aber auch noch himmlischen Beistand: Dekan Stefan Schmid aus Meßkirch segnete das neue Museum im Rahmen einer kleinen Andacht. Abgeschlossen sind die Eröffnungsfeierlichkeiten damit aber noch lange nicht. Nach einem Fest für die Helfer und Unterstützer am Freitagabend gibt es am Samstag, 28. Juni, von 11 Uhr morgens bis spät in die Nacht einen Tag der offenen Tür für die Allgemeinheit mit buntem Rahmenprogramm.