Hier wird im Moment noch geschraubt, gestrichen und geputzt: Im neuen Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein laufen die letzten Vorbereitungen für die große Eröffnung am Wochenende auf Hochtouren. Doch noch während zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus der ganzen Region daran arbeiten, dem Museum den letzten Schliff zu verpassen, erhielt eine Gruppe von SÜDKURIER-Abonnenten im Rahmen der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“, schon mal vorab einen exklusiven Einblick in die neue Ausstellung.
Mehr als 300 Abonnentinnen und Abonnenten hatten sich für die Teilnahme an der Führung mit Museums-Macher Michael Fuchs beworben. Acht glückliche Gewinner durften inklusive einer Begleitperson dabei sein. „Auch für mich ist es heute die erste Führung“, betonte Michael Fuchs, der nicht nur Präsident des Museumsvereins ist, sondern als gelernter Maler, Grafiker und Kulturwissenschaftler die Ausstellung im Wesentlichen auch selbst erarbeitet hat. Seit etwa sieben Jahren laufen die konkreten Vorbereitungen für das Projekt, vor fast genau drei Jahren war der erste Spatenstich.
Eintauchen in die närrische Geschichte
Nun konnten die Teilnehmer der ersten Führung im Erdgeschoss des beeindruckenden Neubaus in die Geschichte der Fasnacht eintauchen. „Im Erdgeschoss liegt der Fokus auf der Geschichte der Fasnacht und der Maskenkultur“, erklärte Fuchs. Für die Reise durch die närrische Geschichte, die im Mittelalter beginnt und etwa den Ursprung verschiedener närrischer Attribute, wie Hahnenkamm, Schellen oder Marotten erklärt, bekam Fuchs nicht nur Unterstützung von Fasnachts-Koryphäe Werner Metzger, sondern auch von einem Netzwerk aus ganz Europa. „Das war eine schöne Erfahrung“, sagte Fuchs, während er die Führungsteilnehmer durch die kunstvoll gestaltete Wabenstruktur leitete, die den Raum des Museums in einzelne Themenbereiche gliedert.

Echte Kostbarkeiten finden sich unter den ausgestellten Masken aus aller Welt, die zum Teil der Fasnacht zuzuordnen sind, zum Teil aber auch für religiöse Zwecke eingesetzt wurden. Sie zählen auch zu Fuchs Lieblingsstücken in der Ausstellung, wie er verriet. „Wir haben hier echte Kostbarkeiten“, betonte er. Eine Maske aus Portugal liege ihm dabei besonders am Herzen. Diese habe er selbst von dort mitgebracht. „In Portugal gibt es ganz ähnliche Fasnachtstraditionen wie bei uns“, erklärte Fuchs. In der Wabe mit den verschiedenen Masken konnten die Führungsteilnehmer sogar schon eine der digitalen Anwendungen des Museums testen und sich Informationen zu den ausgestellten Masken anzeigen lassen.

Informationsangebot deutlich vergrößert
Überhaupt gibt es in der neuen Ausstellung ein deutlich größeres Informationsangebot als im alten Fasnachtsmuseum. Optisch ansprechend aufbereitet, mit kurzen aber informativen Texten und teils in Form von interaktiven digitalen Inhalten, bietet das Museum einen spannenden Rundumblick. „Hier kann man alles über die Fasnacht erfahren, was es zu wissen gibt“, sagte Fuchs. Bevor es in das Obergeschoss weiterging, führte er die SÜDKURIER-Abonnenten noch an den Waben vorbei, die an lokale Fasnachts-Urgesteine wie Sigrun Mattes, Alfred Heizmann oder Lothar Bottlang erinnern.
Ein Stockwerk höher öffnet sich für die Besucher nicht nur der Blick auf andere europäische Fasnachtstraditionen, etwa den Kölner Karneval, die Fasnacht in Tirol oder die närrischen Traditionen Portugals, sondern auch auf die beeindruckende Architektur des neuen Gebäudes, das komplett in Holzbauweise entstanden ist. „Es war mir wichtig, einen freien Raum, ohne tragende Stützen zu haben“, sagte Fuchs. Das kam auch bei den Führungsteilnehmern gut an. „Das ist ein toller Bau und beeindruckend, wie gut die Zimmerleute gearbeitet haben“, sagte etwa Bernhard Bruder.

Erste Führung weckt Begeisterung
Von der Galerie im Obergeschoss aus lassen sich auch die Figuren der Narrenvereine aus dem Hegau und vom Bodensee bestaunen, die entlang der Wände in drei Etagen wie in einem überdimensionalen Setzkasten aufgereiht sind. Tablets auf dem Geländer der Galerie geben später Auskunft über die einzelnen Figuren und ihre Geschichte. Zum Zeitpunkt der ersten Führung waren diese aber noch ausgeschaltet. „Wir sind leider immer noch auf einer Baustelle“, betonte Fuchs. Aktuell seien die Ehrenamtlichen fast rund um die Uhr am Werkeln, um das Museum rechtzeitig bis zur offiziellen Eröffnung mit Vertretern aus Gesellschaft und Politik am Donnerstagabend fertig zu bekommen. Am kommenden Samstag, 28. Juni, wird die Eröffnung mit einem Tag der offenen Tür für die Allgemeinheit gefeiert.
Ein Besuch lohnt sich, urteilten die Teilnehmer der exklusiven SÜDKURIER-Führung. Einige hatten bereits angekündigt, nochmal wiederzukommen. Einer, der sich begeistert zeigt, ist Heinz Bumler. „Das dürfte eines der schönsten Museen dieser Zeit sein“, schwärmte der fasnachtsbegeisterte Konstanzer. Auch Melitta Knoop war begeistert. Sie gehört in der fünften Jahreszeit zu den Halb Olfer Weißnarren aus Orsingen. „Es ist ganz anders als das alte Museum. Dort war alles so dicht gedrängt und hier gibt es viel mehr Informationen“, sagte sie.