Die Runde der Träger des Langensteiner Alefanz-Ordens ist um ein blaublütiges Mitglied reicher. Björn Graf Bernadotte af Wisborg, Geschäftsführer der Blumeninsel Mainau, darf die begehrte Auszeichnung, die jedes Jahr vom Langensteiner Fasnachtsmuseumsverein verliehen wird, seit Freitagabend tragen. Und das zurecht, wie er und sein Laudator Tobias Engelsing bei der Ordensverleihung unter Beweis stellten.
Engelsing, Direktor der städtischen Museen in Konstanz und Träger des Alefanz-Ordens seit 2001, nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Gegen den frischgebackenen Ordensträger teilte er so hart und humorvoll aus, wie es nur ein Freund darf. Auch die Langensteiner Cumpaney wurde zum Opfer seiner Pointen.
Warum so ein junger Alefanz?
So stellte er infrage, warum überhaupt ein noch nicht mal 50-jähriger Jungspund wie Bernadotte in das vergreisende Gremium der Alefänze aufgenommen wird und damit quasi den Konfetti-Nobelpreis verliehen bekommt.
Er hoffe, dass mit dem Grafen von der Blumeninsel nun der fastnächtliche Frühling beginnt, „denn wir leiden doch alle etwas unter dem allmählichen Aussterben echter kerniger und alefänziger Humorkapazitäten“, so Engelsing. Der Alefanz sei inzwischen genauso bedroht, wie Waldrapp, baltische Kegelrobbe oder die badische Sumpfspitzmaus. „Denn den alefänzigen Widerspruch und den kraftvollen Austausch von Argumenten oder gar Spott und Ironie hält unsere humorlose digitale Wutgesellschaft doch kaum mehr aus“, betonte Engelsing. Dabei wurde er kurzzeitig ganz ernst: Gerade mit Blick auf die kommende Bundestagswahl komme es darauf an, dass die bürgerliche Mitte sich zusammenraufe und gegen einen Rechtsruck der Gesellschaft einstehe.
Graf mit frecher Gosch
Vor dieser Gesamtlage sei Bernadotte die richtige Wahl für den Alefanz-Orden: „Er ist frisch, hat eine freche Gosch und macht was her“, so Engelsing. Allerdings sei mit dieser Wahl auch zu befürchten, dass der Graf mit Abstammung vom schwedischen Königshaus nun seine Expansionsgelüste von Konstanz aus gen Westen verlagere: „Konstanz bleibt badisch, der Hegau wird schwedisch. Singen ist schon als Oberzentrum des neuen Kreises Götland-Süd vorgesehen“, so Engelsing. Dann könne gelten „fertig ist die alte Fehde, denn Björn der junge Schwede richtet die Kanonen ein, jetzt auf euer Langenstein. Greift euch an in schnellem Lauf, stellt seinen Thron am Golfplatz auf. So wird Konstanz ganz famos, endlich diesen Schweden los.“
Doch Engelsing hatte auch versöhnliche Töne für seinen Freund im Gepäck: So attestierte er ihm und seiner Familie, „dieser blau-gelben Konfettitruppe“, echtes Narrenblut, als aktive Teilnehmer auf der Fasnachtsbühne der Mainauer Paradiesvögel und in der Konstanzer Straßenfasnacht. Als Co-Chef der Mainau habe er sich als schlagfertiger und kamerasicherer Repräsentant des Familienunternehmens gezeigt. Er sei eine solide Mischung aus seriösem Geschäftsführer mit einem Schuss Mainauwälder Wurzelsepp, einer Prise Pippi Langstrumpf und einem Achtele Prinz Charming. Kurzum: Björn Bernadotte ist ein humorvoller, engagierter Charakterkopf, „der weiß, dass man manchmal am glaubwürdigsten ist, wenn man den Mut findet, alefänzig zu sein“.
Schlimmer als eine Wurzelbehandlung
Nach dieser ausgefeilten, närrischen Laudatio hatte es der Alefanz schwer: „Das einzige, was noch schlimmer ist, als eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt, ist nach Tobias Engelsing sprechen zu müssen“, scherzte Bernadotte, dem es aber schnell gelang, das närrische Publikum im Langensteiner Gewölbekeller mitzureißen.
Alefanz zu sein, das liege schon in der Familie, betonte der Graf. Schon sein Großvater habe seinem Vater den Tipp gegeben „wenn die bösen Buben locken, geh ihnen ein Stück hinterher und schau, was sie machen“, vor diesem Hintergrund sei er gerne der Einladung der Langensteiner Cumpaney gefolgt, betonte er.
Sein Vater, Graf Lennart, sei mit 90 Jahren noch zur Fasnacht auf der Bühne gestanden, seine Mutter, Gräfin Sonja, entstammte einer begeisterten Litzelstetter Fasnachterfamilie. Von ihnen hätten die Kinder schon früh mit auf den Weg bekommen, wie wichtig es sei, humorvoll zu sein und sich selbst nicht so schrecklich ernst zu nehmen.
Die närrische Karriere begann schon früh
Die eigene närrische Karriere habe dann im Alter von fünf Jahren bei den traditionellen Fasnachtsauftritten der Familie auf der Mainau begonnen. Den ersten überlieferten alefänzigen Moment hatte Graf Björn im Aufklärungsunterricht an der Waldorfschule in Kreuzlingen, als der Lehrer die Rechenmethode als beste Verhütungsmethode vorgestellt habe, woraufhin der junge Graf eingeworfen habe: „Jetzt weiß ich, warum Anthroposophen so viele Kinder haben, die können alle nicht rechnen!“
Es folgten viele weitere alefänzige Aktionen, besonders zur Fasnacht, sei es gemeinsam mit Tobias Engelsing als falsche Zivil-Zollfahnder bei der Taschenkontrolle in der Konstanzer Straßenfasnacht, oder als er seiner eigenen Mutter, die er im verkleideten Zustand zunächst nicht erkannt hatte, beinahe Handgreiflichkeiten angedroht hätte, weil sie einen Flirtversuch zwischen ihm und einem netten Mäschgerle störte. Entscheidend sei jedoch, dass man das ganze Jahr alefänzig sein müsse. Nicht nur zur Fasnacht. „Ich finde, die Welt braucht wieder mehr Alefanz“, betonte Bernadotte, und versprach, dieser Auszeichnung auch in Zukunft würdig bleiben zu wollen.
Abschied für den Museumspräsidenten
Michael Fuchs, Präsident des Narrenmuseums, zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Alefanz, den die Langensteiner Loschoren Holger Schank, Karl Amann, Martin Schäuble und Michael Zehnle auserkoren hatten. „Lieber Björn, bleib diesem Blech und Langenstein verbunden, in frohen und in trüben Stunden. Bewahr die Alefänzigkeit, jetzt bis in alle Ewigkeit“, gab er dem Grafen mit auf den Weg. Für Michael Fuchs selbst war es nach zwölf Jahren als Präsident die Abschiedsveranstaltung. Ende des Jahres läuft seine Präsidentschaft aus. „Dann werde ich Platz machen für die nächste Präsidenten-Generation“, so Fuchs.
Neue Kappenträger
Traditionell werden bei der Alefanz-Verleihung auch Menschen, die sich besonders um die Fasnacht verdient gemacht haben, mit der Langensteiner Narrenkappe ausgezeichnet. Dazu gehörten in diesem Jahr die vier Hegau-Bürgermeister Stefan Keil (Orsingen-Nenzingen), Patrick Stärk (Mühlhausen-Ehingen), Marcus Röwer (Volkertshausen) und Benjamin Mors (Steißlingen). „Denn ein Bürgermeister ohne Langensteiner Narrenkappe ist eigentlich nur ein Bürgermeister zweiter Klasse“, betonte Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee.
Timm Hänsler bekam die Kappe für seinen Einsatz rund um den Neubau des Fasnachtsmuseums. Mit dem Team seines Sanitärbetriebs sorgte er für Heizung, Wasser und Abwasser im Neubau. Auch Hausherr Graf Leopold Douglas bekam die begehrte Kappe für seine Gastfreundschaft und das Engagement für das neue Museum.