Ein Gedanke brachte den schwedischen Grafen um den Schlaf. Was würde wohl aus seiner Insel, wenn einmal die Kinder das Sagen haben? Würden sie dieses kleine, über Jahrzehnte geschaffene Paradies zerschlagen, verkaufen, all das verraten, was die Mainau ausmacht? Das war, so erinnert sich Volkmar Theo Leutenegger 50 Jahre später, die Ausgangslage. Lennart Graf Bernadotte war Mitte 60, hatte vier Kinder aus erster Ehe, die erste Tochter aus zweiter Ehe war gerade geboren – und eine Insel, die nicht weniger war als sein Lebenswerk. Und alles deutete darauf hin, dass die Familie weiter wachsen würde und es immer mehr Hände geben könnte, die nach diesem Erbe einmal greifen könnten.

Das könnte Sie auch interessieren

Und dann kam die Idee: Vereinfacht gesagt, nahm Lennart Graf Bernadotte die Insel seinen Kindern einfach weg, indem er sie einer Stiftung gab, die er selbst gründete, die seinen Namen trägt und nun seit 50 Jahren erfolgreich besteht. Und das weit über den Tod des Naturschutzpioniers und Unternehmers hinaus.

Die Kinder sollten die Mainau nicht erben

Ganz so einfach war das nicht, so der langjährige Mainau-Geschäftsführer, Freund der Familie und Insel-Eminenz Leutenegger, denn dafür musste diese auf ihren Pflichtteil aus dem Erbe verzichten. Doch am Ende klappte alles – und die Insel blieb so erhalten, wie wir sie heute kennen.

So kommt es, dass die Mainau seit 50¦Jahren sozusagen sich selbst gehört. Die Insel ist im Besitz der Lennart-Bernadotte-Stiftung, um den Betrieb kümmert sich eine Gesellschaft, die wiederum der Stiftung gehört und bei der das Personal bis hin zur Geschäftsführung angestellt ist.

Fünf Millionen Euro flossen an gemeinnützige Zwecke

Was an Überschuss bleibt, geht an die Stiftung, die damit gemeinnützige Zwecke fördert, zum Beispiel das Kulturprogramm oder auch die Förderung eines nachhaltigen Gartenbaus weit über die Insel hinaus. Rund fünf Millionen Euro sind über die Jahre so erwirtschaftet worden, heißt es beim Festakt im Schloss. Unterstützt wurden damit unter anderem die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft, der Deutsche Rat für Landespflege und die Lindauer Nobelpreisträger-Tagung.

Mainau, Bernadotte, Stiftung – da glauben die meisten, dass da viel Geld zu holen ist, sagt Björn Graf Bernadotte. Doch als die Mainau in Corona-Zeiten acht Monate lang geschlossen bleiben musste, habe man „fünf Jahresgewinne verbraten“. Und wenn die Stiftung künftig auch große Projekte angehen wolle, sei sie ihrerseits auch auf Unterstützung angewiesen.

Auch das gäbe es ohne die Lennart-Bernadotte-Stiftung wohl nicht: Über 170 Europa-Minigärtner aus ganz Baden-Württemberg haben eben auf ...
Auch das gäbe es ohne die Lennart-Bernadotte-Stiftung wohl nicht: Über 170 Europa-Minigärtner aus ganz Baden-Württemberg haben eben auf der Insel Mainau ihren Abschluss gefeiert. | Bild: Insel Mainau/Torben Nuding

So fragt Bernadotte, warum der Staat sich nur mit zwei Millionen Euro an der zehn Millionen Euro schweren Sanierung von Schloss und Kirche beteilige, das sei doch eigentlich nicht Kernaufgabe der Lennart-Bernadotte-Stiftung, die sich neben dem Denkmalschutz in ihrer Satzung vor allem der Förderung internationaler Gesinnung, der Wissenschaft, der Landespflege, des Umweltschutzes sowie der Kunst und Kultur und der Bildung verschrieben hat.

Nach 50 Jahren ist es Zeit für ganz neue Ideen

Iris Selch, die Vorsitzende des Stiftungsvorstands, betont zum 50. Geburtstag, dass die Stiftung intensiv über ihre Zukunft nachdenkt, neue Bündnispartner sucht und zugleich das einmalige Erbe der Mainau erhalten will. Bereits seit 2022 befindet sich die Stiftung demnach auf einem neuen Weg in Richtung Modernisierung und Ausweitung der Stiftungstätigkeiten über bekannte Projekte wie Europa-Minigärtner oder die Initiative „Gärtnern für Alle“ hinaus, zum Beispiel mit Initiativen zum gesellschaftlichen Dialog rund um das Thema Klimaschutz.

Das könnte Sie auch interessieren

Zugleich räumt Selch zum Stiftungs-Geburtstag auch mit einer Vorstellung auf, die manche in Konstanz bis heute haben. Die Mainau ist demnach kein Selbstbedienungsladen für die blaublütigen Bernadottes: „Das ist keine Stiftung, die die Familie mitversorgt.“